Last days on Earth: Thriller (German Edition)
erzählst mir, was du mit deinen Leuten über den Generatorbetrieb herausgefunden hast.« Sie zögerte. »Vielleicht komme ich ja mit zu einem eurer Treffen.«
Faustina unterbrach sie, da gerade die Vorspeise aufgetragen wurde.
Die Atmosphäre lockerte sich im Verlauf des Essens so weit, dass Karla anfangen konnte zu genießen. Sie beobachtete, dass Raoul und Kit nach anfänglicher Feindseligkeit zu einem vorsichtigen Waffenstillstand gefunden hatten und sich unterhielten. Es erstaunte sie nicht, dass Raoul den Fernen Osten zu kennen schien wie seine Westentasche.
Sie entspannte sich und ließ sich von Faustina ausfragen.
Dann kam das Gespräch auf Brad. Raoul, den das Thema immer noch offensichtlich schmerzte, überließ es Karla, von des Daimons gescheiterten Plänen für einen spektakulären Weltuntergang zu berichten. Faustina hörte kopfschüttelnd zu, während Nevio, ihr Mann, blumige italienische Flüche ausstieß. »Wir wissen immer noch nicht, wie die Bücherdiebstähle damit zusammenhängen – ob sie es überhaupt tun. Wir sind zwar durch sie auf die Spur des Memplex-Generators geleitet worden, aber das ist anscheinend reiner Zufall gewesen«, schloss Karla.
»Aber nein«, erwiderte Horace zur allseitigen Überraschung. »Das ist kein Zufall. Irgendwoher musste der Generator doch seinen ursprünglichen Impuls bekommen. Und soweit ich das verstehe, ist ein Daimon nicht in der Lage, Meme zu bilden.«
Karla sah ihn groß an. »Du hast recht«, sagte sie. »Darüber habe ich nie nachgedacht. Wie hat er den Generator gezündet?«
»Mit diesen Büchern.« Horace schob seinen Teller beiseite, holte einen Briefumschlag aus der Tasche und begann, ein Diagramm zu zeichnen. »Wenn er die Meme aus den Büchern dazu verwendet hat, um die einzelnen Zellen des Generators anzuschieben, musste er am Ende nur aufpassen, dass die Kupplungen den Fluss weiterleiten und die Resonanzschaukel in Gang setzen. Siehst du, wie es funktioniert haben könnte, Karla?« Er deutete auf einige Punkte des Diagramms. »Hier und hier waren die gefährlichen Kreuzungen. Die hatte er in der Maschine überbrückt. Wir knacken noch an der Frage, wie er die Meme aus den Büchern extrahiert haben könnte – es waren alles Originale, richtig?«
Karla, Raoul und Horace beugten sich über das Diagramm, doch Faustina räusperte sich. »Meine Lieben«, sagte sie mit sanftem Tadel in der Stimme, »könntet ihr dieses Fachgespräch auf einen späteren Zeitpunkt verschieben?«
Horace entschuldigte sich, und Raoul warf ihr eine Kusshand zu. »Aber wer hat denn die Wächter ermordet?«, fragte Nevio.
Alle verstummten und blickten peinlich berührt auf ihre Teller. Raoul räusperte sich rau. »Ich«, sagte er.
»Raoul!«, rief Karla empört. »Es war Brad, nicht du!«
»Und ich habe auch die Maschine gebaut, in Gang gesetzt und die Tür versiegelt«, fuhr Raoul eisern fort. »Deshalb haben wir an den Tatorten keine Spuren fremden Eindringens finden können. Ermittler blenden automatisch alle Spuren aus, die sie selbst verursacht haben.«
»Du solltest nicht so denken«, mahnte Faustina. »Du bist nicht schuld daran, wenn dein Daimon …«
»Als sein Wirt bin ich nach jedem Gesetz der Welt verantwortlich für die Taten meines Daimons«, entgegnete Raoul bitter. »Wer sonst? Ich werde mich in ein paar Wochen vor der Behörde für magische Belange dazu äußern müssen.«
»Könnten wir jetzt bitte das Thema wechseln?«, sagte Karla. »Ich streite mich seit Wochen mit ihm darüber, und so langsam kann ich es nicht mehr hören.« Sie wandte sich an Raoul und fuhr fort: »Wenn du darauf bestehst, dich weiter zu zerfleischen, dann kann ich dir nicht helfen. Aber ich bin es leid. Hast du gehört? Und du kannst mich nicht daran hindern, bei deiner Anhörung dabei zu sein!«
»Ich möchte einen Toast ausbringen«, rief Nevio und sprang auf. »Lasst uns feiern, dass die Welt noch steht. Auf das Fünfte Zeitalter und die nächsten 5125Jahre! Salute!«
Später, als sie beim Espresso und dem obligatorischen Grappa saßen und über unverfänglichere Themen sprachen, kam Faustina zu Karla und sagte leise: »Da ist ein Gespräch für dich, Karla.«
Karla sah sie an und seufzte. Sie ahnte, wer am anderen Ende wartete.
»Frau van Zomeren«, sagte eine samtweiche Stimme, »wir haben lange nichts voneinander gehört. Darf ich fragen, wie Sie sich Ihre nähere Zukunft vorstellen?«
»Santo«, erwiderte Karla mit unterdrücktem Grimm, »ich würde gerne
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