Last days on Earth
Ihrer Beschäftigung mit diesen Themen haben
Sie eine Beschränkung festgestellt. Ich denke, dass die Chaosmagie für Sie
keine groÃartige Hürde bereitgehalten hat â¦Â«
»Läppisch«, warf der Drache fröhlich ein. »Das könnte jedes Kind.
Entschuldige, Raoul.«
Der Chaosmagier zog die Brauen zusammen und schwieg.
»Alchemie â das ist nichts weiter als Kochen nach Rezept.« Karla
tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Zähne. »Aber bei der Vertiefung in
die WeiÃe Magie dürften Sie auf Probleme gestoÃen sein. Die morphischen Felder
werden streng bewacht.«
Quass lachte laut und lange. »Liebes Kind«, sagte er schlieÃlich und
schenkte sich und Raoul nach, sah Karla dann fragend an. Sie schüttelte den
Kopf. »Mein liebes Kind. Die hohe Meinung, die Sie von den Möglichkeiten Ihrer
Zunft haben, spricht für Sie â aber leider auch für Ihre Naivität. Das
Unterfangen, die Sheldrake-Energie dieses Universums zu verwenden, verlangt mir
keine groÃe Anstrengung ab.« Er kicherte leise. »Allerdings muss ich zugeben,
dass es eine groÃe Erleichterung für manches magische Werk bedeutet, wenn man
die benötigten Felder kurzerhand selbst erzeugt, statt sie zuerst mühsam orten
und anzapfen zu müssen.«
»Ein Generator«, sagte Karla. »Aber seine Konstruktion und
Funktionsweise erschien mir fremd.«
Der Drache seufzte leise. »Freund Raoul. Du musst, bevor wir mit
dieser Konversation â oder sollte ich es besser ⺠Verhörâ¹
nennen? â fortfahren, leider etwas tun. Bürgst du für deine Freundin?«
Raoul sah Karla mit einer Intensität an, die beinahe schmerzhaft
war. »Ich bürge für sie. Sie ist loyal, klug und verschwiegen.«
»Meine Güte!«, entfuhr es Karla. »Was haben Sie vor? Wollen Sie mir
beichten, dass Sie die Weltherrschaft anstreben?«
Der Drache lachte nicht, wie sie es erwartet hatte. »Sie haben dort
in meiner Abstellkammer etwas gesehen, was es offiziell nicht gibt: den Prototyp
eines Memplex-Generators.«
Karla konnte nicht an sich halten, sie lachte laut heraus. »Da haben
Sie sich einen Bären aufbinden lassen. So etwas kann nicht funktionieren!«
»Klärt mich auf«, warf Raoul ein und beugte sich vor. »Was ist ein
Memplex?«
Karla lachte immer noch. »Ein Memplex-Generator«, schnaufte sie.
»Damit haben sie uns in der Ausbildung veräppelt.« Sie schüttelte den Kopf und
trocknete sich die Augen. »Du weiÃt, was ein Mem ist?« Raoul schüttelte den
Kopf. Quass trank und schnaubte vergnügt Funken.
»Ein Mem ist die Einheit, in der Gedanken gerechnet werden. Ein Mem
ist so etwas wie ein einzelner Gedanke, eine Idee. Wenn du mehrere Meme
miteinander vernetzt, dann entsteht ein Memkomplex â oder Memplex.« Sie
wartete, bis Raoul nickte, und fuhr dann fort: »Jedem morphischen Feld liegt
ein Memplex zugrunde. Je gröÃer dieser Memplex ist, desto stärker das Feld.«
»Der Glaube an einen Gott«, sagte Raoul tastend. Karla nickte.
»Religionen lassen starke Felder entstehen. Aber auch profane
Weltanschauungen oder Meinungen â wenn nur genügend Leute sie teilen â
funktionieren so.«
»Ein Memplex-Generator wäre also eine Maschine, die künstliche
Glaubenskonstrukte erzeugt?«
»So in etwa.« Karla grinste. »Das ist natürlich Humbug. Du brauchst
organische Gehirne, um morphische Felder zu schaffen. Die Generatoren, wie sie
zum Beispiel die MID verwendet, sind keine echten
Erzeuger â sie sammeln und verdichten schwache Felder nur zu einem starken.«
Sie wurde ernst. »Das Böse an dieser Weltuntergangsgeschichte ist der starke
Memplex, der dadurch erzeugt wird, dass so viele Individuen daran glauben. Die
Feldstärke hat inzwischen ein Ausmaà erreicht, wie es sonst nur stabile und
mitgliederstarke religiöse Gemeinschaften erreichen.«
Raoul sah Quass fragend an. Der Drache lächelte. »Wenn sie es sagt.
Sie ist die Fachfrau.«
»Karla â¦Â«
»Nein«, sagte sie energisch. »Es funktioniert nicht. Das wird dir
jede Hexe bestätigen. Es kann nicht funktionieren!«
Raoul seufzte. »Aber angenommen â nur einmal ganz hypothetisch! â,
es funktionierte doch. Was hätte das für Konsequenzen?«
Der Drache sagte: »Das Interessante an Memplexen ist ihre
ausgeprägte
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