Last days on Earth
Menge teilte sich und lieà einen grobknochigen Nichtmenschen
durch. Er grinste Karla breit an und klopfte Raoul auf den Rücken. »Hallo,
Lieblingsschnüffler.« Er deutete auf die Tür, die in ein Nebenzimmer führte.
»Zu laut hier.«
Raoul musterte die Ohren des Nichtmenschen, die groà und behaart
waren und ein wenig zitterten.
Das Nebenzimmer war kaum weniger voll, das Stimmengewirr nicht
leiser, aber dafür fehlte die musikalische Bedröhnung. Sonny schnaufte und
schüttelte heftig den Kopf. »Schrecklich«, sagte er. »Setzen wir uns?« Er steuerte
auf einen Tisch in der Ecke zu, an dem ein Bilwisspärchen saÃ, Händchen hielt
und miteinander flüsterte. »He, Korntreter«, sagte Sonny und klopfte auf die
Tischplatte. »Das ist mein Tisch. Zieht Leine!«
Der Bilwissmann protestierte, aber seine Freundin zog ihn am
Ellbogen weg. Raoul sah den beiden nach, wie sie sich zwei Tische weiter zu
einer betrunkenen Dryade setzten. »Bilwisse«, sagte er. »Dryaden und Wurdelaks.
Wo kommen auf einmal all die Leute her?«
Sonny hatte sich den besten Platz auf der Bank gesichert und
streckte schnaufend die Beine aus. Modergeruch stieg aus seinem fleckigen
Mantel. »Im letzten Jahr sind viele von denen in die Stadt gekommen«, sagte er
und streckte die Hand nach dem Päckchen Zigaretten aus, das Karla ihm
schweigend reichte. »Finden auf dem Land kein Auskommen mehr.« Er riss die
Packung auf und steckte gleich zwei Zigaretten auf einmal in den Mund. »Wo habt
ihr den Wurdelak gesehen?«, fragte er kauend. »Ich kenn nur einen â¦Â«
Raoul packte ihn beim Kragen. Sonny hörte auf zu kauen und starrte
ihn verblüfft an. »Wer?«, fragte Raoul scharf. »Für wen arbeitet er?«
Karla beugte sich vor und löste Raouls Finger von Sonnys Kragen.
»Langsam«, sagte sie. »Er wird es uns schon sagen, Raoul.«
Der Blick des Nichtmenschen wanderte von Raoul zu ihr. »Raoul?«,
sagte er misstrauisch und machte Anstalten, sich zu erheben. »VerscheiÃert ihr
mich?«
»Setz dich, SonofabiËc!« Karla hielt ihn zurück. »Du bist doch sonst
so schlau.«
Der Nichtmensch beugte sich vor und schnüffelte. »Dachte schon, dass
er falsch riecht«, beschwerte er sich. »Das ist nicht Brad.«
»Das ist Brads Wirt. Jetzt komm schon, Sonny. Was ist mit diesem
Wurdelak? Es ist wichtig.«
Er lehnte sich zurück und verschränkte mit beleidigter Miene die
Arme. »Du hast mich losgeschickt, damit ich was rausfinde«, nörgelte er. »Ich hab
mir für dich den Arsch aufgerissen. Und jetzt löcherst du mich wegen dieses
bescheuerten Wurdelaks. He, ist euch die Info auch was wert? Sollten wir nicht
zuerst über den Preis sprechen?«
Raoul packte erneut den speckigen Kragen des Kerls. »Du sagst uns,
was du weiÃt«, knurrte er. »Und dann entscheiden wir, was die Information wert
ist. Okay?«
»Ist ja gut.« Der Mann machte sich frei und richtete seinen Mantel.
Sein Blick flackerte zu Karla. »Aufgeregtes Kerlchen, dein Freund. Lass ihn
doch das nächste Mal einfach zu Hause, ja?«
»Komm schon«, sagte Karla in versöhnlichem Ton. »Er ist in Ordnung.
Wir hatten nur gestern Nacht einen üblen Zusammenstoà mit einem Wurdelak. Er
hat auf uns geschossen.«
SonofabiËc wurde blass unter seiner wettergegerbten Haut. »Oje«,
sagte er. Seine schwieligen Finger griffen nach den Zigaretten. »Das ist übel.«
Er kaute und beugte sich vor. »Der Kerl ist ein Dienstmann.« Er nickte bedeutungsvoll.
»Das heiÃt?« Karla bemühte sich, nicht ungeduldig zu klingen.
»Er arbeitet auf Honorarbasis. Aufträge. Ihr versteht schon! So was
wie gestern.«
»Ein Auftragskiller.«
»Ja. Auch das.« Sonny seufzte. »Dürfte schwierig werden,
herauszufinden, für wen er arbeitet. Aber ich versuche es.«
Karla nickte. »Danke, Sonny. Du bestimmst dein Honorar.«
Sonny grinste. »Du bist in Ordnung«, sagte er herzlich. »He, verlass
den Blödmann, zieh zu mir.«
Karla lachte und klopfte ihm auf die Schulter. »Aber gerne, Sonny.
Es war schon immer mein Traum, mit einem Skratti zusammenzuleben.«
Auch so einer, der auf dem Land kein Auskommen mehr fand, dachte
Raoul.
Karla und der Skratti steckten die Köpfe zusammen, und Sonny gab
seinen Bericht ab. Klatsch und Tratsch aus der Unterwelt, viel
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