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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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winselte. Boss, lass los! Ich erzähl dir ja
alles, was ich weiß. Keine Ahnung, wer Kyriákos auf uns gehetzt hat. Ich habe
für unsere nette Ermittlerin ein bisschen rumgeschnüffelt. Hab bei der
Gelegenheit in dem einen oder anderen Hinterzimmer beim Pokern ein bisschen was
verloren. Vielleicht bin ich da jemandem auf die Füße getreten – keine Ahnung,
Raoul. Ehrlich nicht!
    Raoul seufzte und lockerte seinen Griff. Wenn Brad anfing zu
jammern, bekam er nichts mehr aus ihm heraus. »Ich habe dir verboten, um Geld
zu spielen«, sagte er deshalb nur. »Hau jetzt ab, regenerier dich! Aber ich
will noch einen ausführlichen Rapport. Und kümmer dich bei deinen nächsten
Recherchen um diesen mysteriösen Auftraggeber.«
    Brad war fort, ehe er ganz zu Ende gesprochen hatte.
    Als Karla kam, saß Raoul immer noch da und schob
gedankenverloren seine leere Tasse von der einen zur anderen Seite des Tisches.
»Raoul? Alles in Ordnung?«
    Er blickte auf und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich habe nur über
etwas nachgedacht.«
    Â»Du siehst schrecklich aus. Hast du dich mit Brad gestritten?«
    Raoul spürte das Zucken, das über sein Gesicht ging. Er legte die
Hand auf die Wange und schüttelte den Kopf. »Ich habe Kopfschmerzen.« Er stand
hastig auf und wandte sich ab. »Sollten wir uns nicht mal deine Wohnung
ansehen?«
    Er hörte Karla Luft holen. Eine Weile blieb sie still, dann sagte
sie mit einer Resignation in der Stimme, die ihm wehtat: »Ja. Gut. Ich finde ja
doch keinen Job.«
    Raoul drehte sich um und machte einen Schritt auf sie zu. Karla
verschränkte die Arme und setzte ihr verschlossenstes Gesicht auf. Doch Raoul
ließ sich davon nicht abschrecken. »Was willst du damit sagen?«
    Â»Dass ich überall auf der schwarzen Liste stehe. Ich bekäme in
dieser Stadt noch nicht mal einen Job als Aushilfskellnerin. Der Weiße Zweig
ist nachtragend.«
    Â»Sie können dich doch nicht …« Raoul fehlten die Worte. Er sah
Karlas Miene und sagte: »Der Schwarze Zweig würde dich aufnehmen. Sofort.«
    Karlas Augen schienen für den Bruchteil einer Sekunde granatrot
aufzuleuchten. Raoul blinzelte verblüfft, aber die Erscheinung war schon
vorüber.
    Â»Oder ich könnte in den Schoß der Gens zurückkehren«, erwiderte
Karla mit samtweicher Stimme, bei der sich Raouls Nackenhärchen aufrichteten.
    Er senkte den Blick und sagte: »Entschuldige, dass ich mich immer
wieder in dein Leben einzumischen versuche. Ich habe dich einfach gern.«
    Karla schwieg. Dann sagte sie versöhnlich: »In Ordnung, Langer. Zeig
mir schon deine tolle Wohnung.«
    Raoul holte den Schlüssel und stieg dann vor Karla die Treppe hoch.
»Das Schloss klemmt ein bisschen«, sagte er, als er aufschloss. »Und die Klingel
geht nicht. Ich sorge dafür, dass beides in Ordnung gebracht wird.« Er schob
die Tür auf und ließ Karla eintreten.
    Â»Ah, sie ist möbliert.« Es klang erfreut.
    Raoul sah sich kritisch um. Es war sauber, aber ein wenig staubig.
»Ich schicke Magdalena noch einmal herauf, ehe du einziehst. Äh. Falls du
einziehen möchtest.«
    Karla ging durch die Räume. Es war eine kleine Wohnung, die aus
Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Bad bestand. Weil es die Dachwohnung war,
besaß sie nur recht kleine Fenster. Raoul machte eine kritische Bemerkung dazu.
    Â»Oh, das ist schon gut«, sagte Karla. »Ich bin ein bisschen
lichtempfindlich in letzter Zeit.« Sie öffnete die Tür zu der fensterlosen
Kammer, die als Abstellraum diente. »Sehr schön«, sagte sie. »Falls ich mal
Familienbesuch bekomme.« Ihr Lächeln war so sarkastisch wie ihr Tonfall. »Wer
wohnt nebenan?«
    Â»Niemand«, erwiderte Raoul. »Du hast die Etage ganz für dich
allein.«
    Karla klopfte an die Wand zum Nebenraum. »Was ist dahinter?«
    Â»Speicher. Ungenutzt. Wahrscheinlich stehen noch ein paar alte Möbel
darin, die meinem Großvater gehört haben.«
    Karla nickte geistesabwesend. Sie stand in der winzigen Diele und
blickte durch die Tür ins Wohnzimmer. »Es gefällt mir sehr gut. Für so eine
Wohnung in dieser Lage könntest du eine ordentliche Miete bekommen. Warum steht
sie leer?«
    Raoul legte ihr den Schlüssel in die Hand. »Weil ich es hasse, wenn
mir jemand auf dem Kopf herumtrampelt.« Er kämpfte gegen den Impuls an, Karla
in

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