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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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solltest versuchen, sie zu erschrecken«, antwortete Raoul, der
alle Mühe hatte, den Jaguar über den holprigen Zufahrtsweg wieder zur Straße zu
lenken. »Mach doch noch mal so was Lautes wie vorhin.« Er schien sich zu
amüsieren.
    Karla beugte sich über die Rückenlehne, um ihre Verfolger im Blick
zu behalten. »Was soll ich tun, sie anschreien?«, fragte sie gereizt. Zwischen
den Bäumen hinter ihnen tanzten die Lichter der Scheinwerfer.
    Raoul schaltete und beschleunigte. »Nein«, rief er. »Die Explosion.
Du hast das Haus beinahe zum Einstürzen gebracht.«
    Die Verfolger fielen ein wenig zurück. Karla drehte sich wieder nach
vorne um und schloss den Sicherheitsgurt. »Da vorne kommt die Abzweigung.«
    Â»Sie bleiben uns auf den Fersen«, rief Raoul. »Kannst du so eine
Barriere ziehen wie ich vorhin an der Tür? Das wird sie nicht lange aufhalten,
aber es bremst sie ab.«
    Karla grub die Nägel in die Handflächen. »Raoul, ich kann gar
nichts«, erwiderte sie. »Sollen wir anhalten, damit du dich darum …«
    Â»Nun mach schon«, rief er. »Hau ihnen eure morphische Energie um die
Ohren, und mach es schnell – sie holen auf.«
    Karla verdrehte die Augen. Stur wie ein Esel. Aber bitte, wenn er es
wünschte. Das nächste morphische Feld lag ein wenig außerhalb ihrer Reichweite,
aber sie näherten sich. Ein Straßenzug, eine Kirche. Schlafende Menschen
erzeugten eine ganz eigene Form der Energie. Sie war schwer zu packen, aber
wenn man sie einmal im Griff hatte, leicht zu formen und zu verändern.
    Karla vollführte routiniert die nötigen mentalen Griffe und wandte
sich achselzuckend an Raoul: »Siehst du? Es funktioniert …«
    Â»Hervorragend«, ergänzte er. »Ausgezeichnet, Frau Kollegin.« Karla
folgte seinem Blick in den Spiegel, dann drehte sie sich sprachlos um. Zwischen
ihnen und den Verfolgern hatte sich quer über die Straße eine grelle,
energiesprühende Barriere gebildet. Sie hörte Reifen quietschen, Schüsse und
eine Hupe, laut und wütend.
    Â»Das warst du!«
    Er lachte und beschleunigte. »Machen wir, dass wir wegkommen.«
    Karla entschied sich, das Thema erst einmal ruhen zu lassen. Ein
heftiger Streit mit dem Fahrer gehörte ihrer Erfahrung nach nicht zu den
Dingen, die man als vernünftige Beifahrerin während einer Verfolgungsjagd
anzetteln sollte.
    Karla lag mit einer Tasse Tee auf dem Sofa in Raouls Wohnzimmer,
während Raoul gedankenverloren den zur Spielfigur verwandelten Wurdelak
betrachtete.
    Â»Er wollte seinen Auftraggeber nicht verraten«, dachte Karla laut nach.
»Aber er schien trotzdem nicht die geringste Angst vor uns zu haben.«
    Raoul stellte die Wolfsfigur auf den Boden. »Er hat sich seltsam
benommen. Als würde er uns verwechseln.«
    Karla schüttelte den Kopf. »Mit wem? Du glaubst doch nicht, dass er
Brad kennt?«
    Raouls Gesichtsausdruck wurde noch ein wenig trübsinniger. »Ich bin
mir sogar recht sicher, dass die beiden sich kennen.« Er beugte sich vor und
schnippte gegen den verwandelten Wurdelak. »Das ergäbe doch endlich Sinn. Warum
sollte jemand versuchen, dich oder mich zu töten? Aber Brad …« Er zuckte
die Achseln. »Wenn er die falschen Leute verärgert hat, dann wäre es schon
vorstellbar, dass die einen Killer auf ihn ansetzen.«
    Â»Kannst du ihn wiederherstellen? Dann fragen wir ihn.«
    Â»Ich bin jetzt zu müde«, sagte er. »Ich muss erst herausfinden, was
schiefgegangen ist. Ich wollte ihn aufhalten, nicht schrumpfen und
versteinern.« Er gähnte. Morgen früh werde ich ein paar Bücher wälzen, dann
weiß ich hoffentlich, wie ich vorgehen muss.« Er streckte die Beine aus und
legte den Kopf an die Sessellehne. »Das war gut«, sagte er nachdenklich. »Du
bist also wieder angeschlossen. Wie hast du das gemacht?«
    Â»Das ist nicht witzig«, sagte Karla. »Hör auf damit, Raoul!«
    Er blickte erstaunt auf. »Womit?«
    Â»Mich aufzuziehen.« Sie konnte nicht glauben, dass er das tat.
    Raouls Gesichtsausdruck wurde betroffen. »Nein«, sagte er. »Nein,
das würde ich nie tun.«
    Karla gab es auf. »Ich gehe ins Bett«, sagte sie und erhob sich. »Du
siehst auch erledigt aus. Lass uns alles andere auf morgen verschieben.«

 

    12. 19. 19. 11. 02.
    Raoul verbrachte den Vormittag in

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