Last days on Earth
mit uns reden wird.«
Karla legte das Collier um und schüttelte dabei fortwährend den
Kopf. »Es ist echt. Raoul, das kann ich nicht tragen. Wenn damit etwas passiert â¦Â«
»Es ist gut versichert, da möchte ich wetten«, erwiderte Raoul.
»AuÃerdem möchte ich den Dieb sehen, der in der Lage wäre, dir das Ding zu
stehlen, ohne dabei ernsthaften Schaden zu nehmen.«
Er stellte sich hinter sie und legte seine Arme um ihre Taille, um
über ihre Schulter hinweg ihr Bild im Spiegel zu betrachten. Das Collier
schmiegte sich um Karlas Nacken und warf kleine, blitzende Reflexe auf ihre
helle Haut. Sie befühlte es träumerisch mit den Fingerspitzen. Ihr Blick war
verschleiert. »Was für ein verrücktes Schmuckstück für einen Drachen. Was macht
er damit?«
Raoul dachte an die vielen Abende, an denen Quass mit ähnlich
unbezahlbaren Colliers gespielt hatte wie mit billigen Fingerschmeichlern, und
seufzte. »Er umgibt sich gerne damit.«
Karlas Blick war wieder nüchtern, als sie sich aus seiner Umarmung
löste und das Collier abnahm. »Wieso soll es uns den Zugang zu Felsenstein
erleichtern?«
Raoul schnaubte amüsiert. »Weil er ein Drache ist. Er wird nicht
widerstehen können, das Collier aus der Nähe zu betrachten.«
Karlas Augen weiteten sich. Sie setzte zu einer Antwort an, hob dann
die Hände und begann zu lachen. »Männer.«
»Schuhe«, erwiderte Raoul sachlich und blickte auf ihre nackten
Zehen, die unter dem Kleid hervorblitzten.
Karla folgte ihm zu der Truhe, die neben dem Schrank in der Ecke
stand. »Ihr habt auch noch Schuhe?«, fragte sie ungläubig. »Raoul, dein Daimon
ist ein Fetischist.«
»Ja«, erwiderte er gleichmütig und klappte den Deckel auf.
Karla wühlte und hatte bald das zum Kleid passende Paar Pumps
gefunden. Sie probierte die Schuhe an und bewunderte sich kurz im Spiegel, dann
seufzte sie und hob die Hände, um ihre Arme zu bedecken. »Ich brauche
Handschuhe«, sagte sie. »Es muss ja nicht gleich jeder sehen, was ich bin.«
Raouls Blick wanderte unwillkürlich zu den schwachen Malen, die ihre
Armbeugen übersäten. »Ich dachte immer, sie würden an der Halsschlagader
trinken«, murmelte er.
»Zu gefährlich«, erwiderte Karla. »Handschuhe?«
»Hier.« Er zog eine Schublade auf. Handschuhe, Wäsche, Strümpfe â es
war alles da.
Karla öffnete neugierig die zweite Schublade. Sie starrte hinein,
schluckte und knallte sie wieder zu. »Meine Güte«, sagte sie. »Wenn er mir
damit gekommen wäre, hätte ich ihn aus dem Zimmer geprügelt.« Sie fing Raouls
Blick auf und beugte sich hastig über die andere Lade.
Raoul lehnte sich an die Tür und gab sich trübsinnigen Gedanken hin.
Brad hatte ihm angeboten, seine Erinnerungen an Karla mit ihm zu teilen. Reute
es ihn jetzt, das so vehement abgelehnt zu haben? Aber er wollte keine
Secondhanderinnerungen an etwas, das er am liebsten â¦
Karla unterbrach seine Gedanken mit einem erfreuten Ausruf. Sie
zerrte ein Paar schwarzer, langer Handschuhe hervor und zog sie an, dann drehte
sie sich zu ihm um und breitete die Arme aus.
Raoul hielt die Luft an. Schwarze Spitze auf weiÃer Haut. Das
dunkelrote Kleid. Das leuchtend helle Haar und ein Paar Augen, die ihn
anlachten. Er drückte sich abrupt vom Türrahmen ab und stürmte hinaus.
»Was ist?«, hörte er Karla. »Renn nicht weg. Du musst mir noch aus
dem Kleid helfen!«
Â
12. 19. 19. 11. 02.
Karla wusste, dass Raoul die Gelegenheit nutzen würde,
wenn sie ihn um Hilfe bat, sich aus dem Kleid zu schälen. Der Ausdruck, mit dem
er sie während der Anprobe angesehen hatte, bot wenig Interpretationsspielraum.
Einen Moment lang hatte sie gezögert, aber dann ihre Bedenken
beiseitegeschoben. Raoul stand hinter ihr. Seine Hände berührten ihre Schultern
und glitten dann auf der Suche nach dem ReiÃverschluss an ihrer Hüfte hinunter.
Karla lehnte sich erwartungsvoll ein wenig zurück. Einen Atemzug lang berührten
sich ihre Körper, dann spürte Karla, wie Raouls Finger den ReiÃverschluss
packten und öffneten. Das Kleid glitt raschelnd an ihr herab und fiel auf ihre
FüÃe. Sie drehte sich um, hob die Arme, um Raoul zu umarmen, aber er trat im
gleichen Moment einen Schritt zurück und murmelte: »Bitte.«
Karla sah ihn erstaunt und
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