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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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seinem Arbeitszimmer auf
der Suche nach einer Methode, wie er die verunglückte Verzauberung des
Wurdelaks wieder rückgängig machen konnte. Auf seinem Schreibtisch stapelten
sich Bücher und Notizen und die Wolfsfigur schien ihn hämisch anzugrinsen.
Raoul seufzte und stand auf. Kaffee half manchmal beim Denken.
    Er spürte Brads Gegenwart, noch ehe der Daimon sich meldete. »Wo
warst du?«
    Recherche. Brad klang satt und zufrieden,
anscheinend hatte er einen ausgiebigen Ausflug in den Datenstrom gemacht.
    Raoul rieb sich über die Stirn. Er fühlte sich ausgelaugt und müde,
und er hatte so viel mit Brad zu besprechen. Zu vieles war ihm in den letzten
Tagen merkwürdig erschienen. Er seufzte und setzte einen extrastarken Kaffee
auf. »Brad? Wir müssen reden.«
    Der Daimon maulte wie ein kleines Kind. Er wolle ruhen. Er habe
schwer gearbeitet. Raoul könne ihn nicht zwingen – kreuzverdammter
Sklaventreiber!
    Â»Brad«, wiederholte Raoul mit bröckelnder Geduld, »muss ich erst
wütend werden? Gehorche, Pouru…«
    Nein, nein, schon gut. Brad fiel ihm
hastig ins Wort. Raoul hatte nie herausgefunden, ob sein vollständiger Name dem
Daimon Schmerzen bereitete.
    Â»Also.« Raoul setzte sich an den Küchentisch und rührte Zucker in
den Kaffee.
    Das ist ungesund. Zerfrisst deine Gefäße.
    Â»Halt ’ s Maul!« Raoul nahm einen zweiten
Löffel.
    Brad pfiff ein Liedchen, irgendeinen dieser Ohrwürmer, auf die er so
stand. Wenn er wollte, konnte er mit der gleichen Kunstfertigkeit Rachmaninow
oder Bach pfeifen (was an sich schon ein Verbrechen war), aber in der Regel
vergriff er sich an der leichteren Muse.
    Raoul sammelte seine Gedanken. Es musste so viel von Brad erfahren.
Warum er ihn so lange aus dem Verkehr gezogen hatte. Warum jemand versuchte,
ihn umzulegen. Was er mit Karla …
    Er verschluckte den letzten Gedanken, aber Brad hatte ihn schon
aufgeschnappt und produzierte das geistige Äquivalent zu einem anzüglichen
Grinsen.
    Interessieren dich die Details? Soll ich sie dir
in Farbe und Ton überspielen? Es wäre mir ein Vergnügen …
    Â»Brad!«, sagte Raoul warnend. »Das geht mich nichts an und verletzt
Karlas Intimsphäre.«
    Brad kicherte. Schade, Boss. Du hättest sicher
nicht weniger Vergnügen daran als ich. Sie ist …
    Â»Brad!«
    Raoul massierte seine Augen mit den Handballen. Brad brachte ihn
immer so weit, dass er Emotionen produzierte. Nun gut, das war ein Teil ihrer
Partnerschaft. Daimonen genossen Gefühle aus zweiter Hand wie ein exquisites
Mahl.
    Â»Der Typ, der auf mich geschossen hat«, packte Raoul das
nächstliegende Thema beim Schopf. »Der Wurdelak. Kennst du ihn?« Er zeigte Brad
das Bild des Gestaltwandlers: Einmal, wie er die Pistole auf Raoul richtete,
dann seine Wolfsgestalt.
    Brad war still. Dann antwortete er: Ja, denke
schon.
    Raoul wartete auf eine Erklärung. Er trank seinen Kaffee und fragte
schließlich: »Und?«
    Und was? Brad summte.
    Â»Woher kennst du ihn, warum hat er auf mich geschossen, für wen
arbeitet er …?«
    Kyriákos Dimitriadis. Mietkiller. Billig und
schlecht. Nimmt irgendein Zeug, das ihn langsam macht. Er war wohl früher mal
einer der Besten, hat sogar für Perfido gearbeitet. Aber seit über einem Jahr
ist er ziemlich weg vom Fenster. Hat ein paar Aufträge versenkt. Steht bei
einigen der Bosse auf der Abschussliste. Deshalb versteckt er sich auch da
unten im Waldhotel. Abschaum.
    Â»Waldhotel«, wiederholte Raoul.
    Dieses Loch im Wald. Da tauchen alle unter, die
nicht gefunden werden wollen.
    Raoul machte sich Notizen. Das hatte er von Karla übernommen. Er
starrte auf den Notizblock und das kaum leserliche Gekritzel. Wann hatte er
angefangen, sich nicht mehr auf sein unbestechliches Gedächtnis zu verlassen?
Seit wann stolperte er über unerklärliche Lücken in seinen Erinnerungen? Er
schloss die Augen, biss so fest auf die Zähne, dass der Druck in seinen
Schläfen schmerzte. War es schon so weit?
    War es das? Brad schien sich zu entfernen.
Raoul packte zu und hielt ihn an der Oberfläche.
    Â»Ich brauche den Auftraggeber des Killers«, sagte er. »Und ich will
von dir hören, warum er hinter dir oder mir her ist. Du hast vier Monate Zeit
gehabt, uns beide in die Scheiße zu reiten, und ich habe das Gefühl, du hast
die Zeit gründlich ausgenutzt.«
    Brad

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