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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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den Arm zu nehmen. Sie sah so unglücklich aus. »Du bist mir jederzeit
willkommen. Das Bad ist spartanisch und die Küche winzig. Du kannst unten alles
benutzen. Wann immer du willst. Jederzeit.«
    Â»Danke«, sagte sie. »Ich hoffe, ich kann mich irgendwann mal bei dir
revanchieren.«
    Â»Ach, dummes Zeug«, erwiderte er. »Wenn du mir gelegentlich
Gesellschaft leistest, muss ich mich bedanken. Mit Freunden bin ich nicht allzu
reich gesegnet, wie du weißt.«
    Er erzielte den gewünschten Effekt: Karla lachte. Sie griff nach
seinem Pferdeschwanz, zog ihn daran zu sich und gab ihm einen
freundschaftlichen Kuss auf den Mund. »Dann geh ich mal packen«, sagte sie.
»Lass deine Haushälterin, wo sie ist, das hier ist sauber genug für mich.« Sie
schob ihn zur Tür hinaus.
    Während sie die Treppe hinunterstiegen, fragte Raoul: »Wann
absolvieren wir unsere Kostümprobe für das Dinner?«
    Karla schnaubte. »Lieber jetzt als später. So ein Affenzirkus, nur
um jemanden zu vernehmen.«
    Â»Anders kommen wir an Felsenstein nicht heran.«
    Â»Ist doch ohnehin sinnlos.«
    Raoul blieb vor seiner Tür stehen und sah Karla an. »Wieso?«
    Â»Weil wir im Trüben fischen, ohne genau zu wissen, was wir suchen.«
Karla machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich sollte mich besser darum
kümmern, mein Leben in den Griff zu bekommen.«
    Raoul öffnete die Tür und ließ Karla in die Wohnung. »Komm«, sagte
er. »Reden wir.«
    Karla saß auf dem Sofa, in der Ecke, die Raoul inzwischen als
»Karlas Platz« bezeichnete. Sie hielt eine große Tasse Milchkaffee in den
Händen und wärmte Finger und Gesicht daran.
    Â»Was macht dein … deine Produktion?«, fragte Raoul.
    Karla verzog das Gesicht. »Danke. Morgen bin ich wieder fällig.« Sie
trank und seufzte. »Wahrscheinlich fahre ich rauf zur Villa. Es ist angenehmer,
wenn Maurizio das macht. Er ist auf mich eingestellt – und ich auf ihn.«
    Raoul verspürte einen kurzen Anflug von Neid. Oder war es
Eifersucht? »Warum warst du gestern so wütend auf mich?«
    Karla antwortete nicht. Sie stellte die Tasse ab und streckte sich.
Dann kringelte sie sich wieder auf ihrem Platz zusammen und sah ihn mit ihren
irritierend hellen Augen reglos an. »Warum ich sauer war? Ich mag es nicht,
wenn man sich auf meine Kosten amüsiert.«
    Raoul verstand nicht, was sie damit sagen wollte.
    Karla kniff die Augen zusammen. »Du weißt es wirklich nicht?«,
fragte sie ungläubig. »Langer, du hast mich gestern mehrmals damit aufgezogen,
dass du mir deine Tricks in die Schuhe geschoben hast. Obwohl du genau weißt,
dass ich im Moment absolut nutzlos bin.«
    Â»Du hast gestern zweimal einen verflucht starken Zauber gewirkt«,
sagte Raoul verblüfft. »Ganz mächtiges Juju. Ich habe dich nicht aufgezogen.
Ich war ausreichend damit beschäftigt, das Auto auf der Straße zu halten.«
    Karla lehnte sich zurück und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Die
widerstreitenden Gefühle, die sich in ihrem Gesicht spiegelten, waren deutlich
wie Leuchtzeichen. »Ich hätte es doch gespürt«, sagte sie schließlich. »Meine
Kanäle sind vollkommen dicht. Ich kann die Sheldrake-Energie orten, ich kann
sie sogar berühren – aber mir stehen keinerlei Mittel zur Verfügung, mit denen
ich sie bündeln, konzentrieren und nutzen könnte. Das macht mich rasend. Ich
war noch nie so zornig wie im Moment.«
    Die Explosion am gestrigen Abend, die darauf folgende
Energiebarriere auf der Straße – das waren kraftvolle Zauber gewesen. »Du musst
einen Umweg gefunden haben«, sagte Raoul. »Kann es sein, dass du einen neuen
Kanal geschaffen hast, ohne es zu wissen?«
    Karla schüttelte den Kopf, aber da war Zweifel in ihrem Blick. »Wie
gehen wir jetzt weiter vor?«, sagte sie dann. Raoul verstand den Wink und
faltete die Hände vor den Knien. »Du siehst keinen Sinn darin, dich weiter mit
den Bücherdiebstählen zu beschäftigen«, sagte er. »Aber du vergisst die Morde.«
    Karla hob die Schultern und senkte sie wieder. »Wir haben keinerlei
verwertbare Spuren gefunden. Brad hat alles in Bewegung gesetzt, was du dir nur
denken kannst, und nichts gefunden. Wer auch immer die beiden getötet hat – er
ist aus dem Nichts gekommen und auch wieder dorthin verschwunden.«
    Â»Vielleicht

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