Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
entschied, weder darauf einzugehen noch
beleidigt zu reagieren.
    Â»Das war der einzige freie Raum, den ich auf die Schnelle habe
bekommen können«, sagte sie und zog zwei Sessel an den Tisch mit der
gesplitterten Kante. »Wir sind nicht das Paradepferd der MID .
Diebstahl, Raub, Erpressung, magische Vergehen der Stufen I bis V . Keine spektakulären Fälle – keine
spektakulären Räumlichkeiten.« Sie sichtete den Inhalt des Kühlschranks,
während sie seinen belustigten Blick im Rücken spürte. »Wasser oder Apfelsaft?«
Sie warf einen Blick über die Schulter, um Raoul Winter ebenso ironisch zu
mustern. »Ich hoffe, Sie brauchen nichts Stärkeres.«
    Seine Braue rutschte in die Höhe. Er legte seinen Hut auf das
Fensterbrett, nachdem er mit einem Finger die Sauberkeit des Platzes geprüft
hatte, und hängte seinen Mantel ordentlich auf einen Bügel an den
Kleiderständer. »Danke, ich ziehe es vor, in Ihrer Gegenwart nüchtern zu
bleiben.« Er ließ sich in einem der Sessel nieder und lehnte seinen Stock an
die Tischkante. Der gebogene Schnabel des Vogelkopfs verhakte sich in einem
Riss der Tischplatte, und ein schwarzes Auge schien Karla spöttisch
anzufunkeln.
    Sie stellte zwei Gläser und zwei Wasserflaschen auf den Tisch und
setzte sich Winter gegenüber. »Haben Sie endlich die Akte gelesen?«
    Â»Erpressung, Raub, Diebstahl, magische Vergehen der Stufen I bis V «, zählte Winter auf.
»Und warum haben Sie sich dann mit terroristischen Anschlägen beschäftigt?«
    Â»Wie kommen Sie darauf?«, fragte sie zurück.
    Â»Ich habe mich bei der ZMA über Ihren
komatösen Partner erkundigt.« Sein Mund verzog sich zu einem schmalen Lächeln.
»Sie haben einen erstaunlichen Verschleiß, Magistra. Ich kann mich des
Verdachts nicht erwehren, dass Sie einen geheimen Groll gegen Dunkelmagier
hegen.«
    Karla blinzelte. »Bitte?«
    Â»Nun, mit dem vorhergehenden Partner haben Sie sich geprügelt, und
Ihr letzter, der bedauernswerte Fokko Tjarks, liegt Ihretwegen im Krankenhaus.
Ich sollte mich besser vorsehen.«
    Er war darauf aus, sie wütend zu machen. Karla verschränkte die Arme
und erwiderte seinen herausfordernden Blick ruhig. »Wenn Sie weiter meine Zeit
stehlen, rate ich Ihnen das allerdings dringend.«
    Er legte den Kopf in den Nacken und lachte. Sein Lachen war
ansteckend, und Karla musste wider Willen lächeln. »Kommen Sie, Winter«, sagte
sie. »Hören Sie auf, Spielchen zu spielen. Sie sind hier aufgekreuzt, also wollen
Sie mit mir zusammenarbeiten.«
    Er schüttelte den Kopf und griff nach der Wasserflasche. »Von wollen kann keine Rede sein.«
    Â»Dann müssen Sie eben.« Karla verlor nun
doch die Geduld. »Es ist mir vollkommen gleichgültig, warum Sie hier sind.
Können wir anfangen?« Sie schob ihm mit einer heftigen Bewegung den Ordner hin.
»Das ist unser Auftrag. Was wollen Sie wissen?«
    Sein langes Gesicht wurde noch eine Schattierung melancholischer.
»Da Ihr übereiltes Eingreifen am gestrigen Abend mich um meinen Mitarbeiter
gebracht hat, war ich leider nicht in der Lage, mich hiermit eingehend zu beschäftigen.«
Er schob die Akte mit spitzen Fingern zu ihr zurück. »Wenn Sie mich bitte ins
Bild setzen würden.«
    Â»Ich bin nicht Ihre …«, fuhr Karla auf, unterbrach sich und
fuhr ungeduldig mit der Hand durch die Luft. »Wann werden Sie wieder – äh –
arbeitsfähig sein?«
    Er senkte nachdenklich die Lider. »Morgen oder übermorgen«, sagte er
nach einer Weile.
    Â»Gut, dann erzähle ich Ihnen kurz, worum es geht.«
    Winter beugte sich ein wenig vor und ließ die Hände auf der
Tischplatte ruhen. Er drehte seinen Silberring, während er Karlas Ausführungen
lauschte.
    Es ging um Diebstähle. Nichts Spektakuläres, aber insofern
ärgerlich, als die Bestohlenen einflussreiche und wohlhabende Leute oder
staatliche Institutionen waren. Gestohlen wurden hauptsächlich Bücher, einige
Kunstgegenstände ritueller Natur, Paraphernalia. Die Einbrüche folgten alle
einem ähnlichen Muster, das vermuten ließ, dass ein Magier (oder ein Hexer,
warf Winter ein) daran beteiligt war.
    Deshalb hatte die MID ihre
Schwesterabteilung des Schwarzen Zweiges, die Zentrale Magische Aufklärung, um
Bereitstellung eines Partners für Karla gebeten. Dies war ein Auftrag für

Weitere Kostenlose Bücher