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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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brannten vor Kälte. Die
Nagelbürste, die auf der Seifenschale lag, trug rote Spuren.
    Wie war er nach Hause gekommen? Er steckte in seinem Bademantel. Die
Kleider, die er am Abend getragen hatte, lagen in einem unordentlichen Haufen
in der Ecke des Badezimmers. Das Hemd lag obenauf, und er konnte Blutspritzer
darauf erkennen.
    Raoul atmete tief ein und schüttelte benommen den Kopf. Dann hob er
den Blick und sah in den Spiegel.
    Hallo, Raoul.
    Das vertraute Grinsen. Die spöttisch funkelnden Augen. Blut am Kinn.
Jetzt fuhr die Zunge aus dem Mund und leckte es ab.
    Â»Hallo, Brad. Wo bist du so lange gewesen?«
    Hier und da. Achselzucken.
    Â»Was ist geschehen? Ich erinnere mich an einen Dhampir …«
    Erneutes Achselzucken. Unwichtig. Wir haben
Arbeit. Trockne dich ab.
    Raoul folgte der Anweisung, ohne weiter nachzudenken. Was geschehen
war, war geschehen. Brad konnte auf sich – und ihn – aufpassen.
    Er warf das nasse Handtuch auf die Kleider und ging ins
Arbeitszimmer. Es war dunkel, die Morgendämmerung noch ein paar Stunden
entfernt. Er setzte sich an den Schreibtisch, legte die Füße auf die Platte und
lehnte den Kopf an die Rückenlehne des Sessels. Seine Hand griff zur
Fernbedienung der Stereoanlage. Wenig später donnerte ein Wagnerorchester aus
den Lautsprechern und ließ die Fensterscheiben klirren. Morgen würde er sich
wieder die Beschwerden seiner Mieter anhören dürfen.
    Können ja ausziehen, wenn ihnen das nicht passt. Brad
lachte und drehte die Lautstärke noch ein wenig auf.
    Raoul war zu müde zum Streiten. »An die Arbeit«, sagte er.
    Ich habe deine neue Partnerin getroffen. Lecker.
    Â»Hör auf damit. Sichte die Unterlagen der MID und die Informationen, die Tora mir heute Abend gegeben hat.«
    Uh. Die böse alte Hexe. Brad lachte.
    Â»Keine Hexe.« Raouls Augen schlossen sich. Er schlief ein.
    Und erwachte in seinem Bett, mit brummendem Schädel und Lidern,
die Tonnen wogen. Er setzte sich auf, blieb eine Weile auf der Bettkante
sitzen, untersuchte mit vorsichtigen geistigen Fingern sein Bewusstsein.
    Brad war da, er konnte ihn spüren. Wie ein heißer, schwerer Brocken
Urgestein lag er zusammengerollt und ruhte. Raoul wusste bis heute nicht, ob
Daimonen schliefen, aber er kannte diese Ruheperioden, die dem sehr nah zu
kommen schienen. Wenn Brad eine große Menge an Informationen hatte verarbeiten
müssen, dann lag er manchmal drei Tage am Stück so da, kaum ansprechbar,
knurrig, einsilbig.
    Raoul stand auf und hielt sich einen Moment lang am Bettpfosten
fest. Er war so unsicher und schwindelig auf den Beinen, als hätte er eine
ausgedehnte Sauftour hinter sich. Was hatte Brad in den wenigen Stunden der
Nacht und des Vormittags noch getrieben?
    Nach einer ausgiebigen Dusche lichtete sich der Nebel in seinem
Kopf. Er ging in die Küche und bereitete sich einen extra starken Mokka zu.
Dann schob er zwei Scheiben Brot in den Toaster und überflog die oberste der Zeitungen,
die auf der Spülmaschine lagen. Brad liebte Zeitungen.
    Der Toast sprang aus dem Schlitz, und Raoul bestrich ihn mit Butter.
Er nahm Kaffee und Toast mit ins Arbeitszimmer und setzte sich an seinen
Schreibtisch. Was hatte Brad ihm an Material bereitgestellt?
    Er trank mit geschlossenen Augen seinen Kaffee und sichtete seinen
Gedächtnisinhalt. Da war die komplette MID -Akte und
zusätzlich alles, was aus Brads Wissensspeicher der letzten Monate stammte.
Zeitungsmeldungen, Gerüchte, ungesicherte Berichte aus dem Netzwerk der
Daimonen.
    Dann der Block mit Toras Material. Raoul knurrte leise und biss in
seinen Toast. Die MID hatte ihre Magistra nur
unzureichend informiert. Es ging also nicht nur um Diebstähle. Es waren
Menschen gestorben, und die Umstände ihres Todes waren ungewöhnlich.
    Die Türklingel riss ihn aus der Konzentration. Er öffnete
widerwillig die Augen und ging zur Tür.
    Â»Ja, bitte?«, knurrte er in die Sprechanlage.
    Â»Karla van Zomeren. Darf ich Sie kurz stören?«
    Er schüttelte seine Verblüffung ab und drückte auf den Türknopf.
»Kommen Sie rauf.«
    Raoul ging in die Küche und stellte eine frische Tasse unter den
Kaffeeautomaten. Er sah an sich herab. Morgenmantel und eine ausgefranste Hose.
Nicht gerade die perfekte Garderobe, um einen Gast zu empfangen. Aber er hatte
keine Lust, sich anzukleiden. Er fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die
Haare, band seinen

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