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Last days on Earth

Last days on Earth

Titel: Last days on Earth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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»Verzeihung. Ich habe die Daten noch nicht in
dem Teil meines Gedächtnisses verankert, der mir augenblicklich zur Verfügung
steht, und muss deshalb immer meinen Mitarbeiter zu Hilfe rufen.«
    Karla nickte unbehaglich. Brad war niemand, dem sie nachts auf der
Straße begegnen wollte. Aber Winter schien ihn ja durchaus im Griff zu haben.
Oder? »Warum fragen Sie nach den Büchern?«
    Â»Weil ich gestern darauf angesprochen wurde.« Winter griff wieder
nach den Fotos, betrachtete sie, fächerte sie in seiner großen Hand auf und
schüttelte den Kopf. »Das hier ist Kinderkram. Was will die Dienststelle
wirklich? Was sollen wir herausfinden und was nicht?«
    Â»Sagen Ihnen die Bücher etwas?«
    Â»Ja. Es handelt sich um Bücher, die Weltuntergänge prophezeien. Alle
Arten von Weltuntergängen und globalen Katastrophen.«
    Karla wollte lachen, aber dann verging es ihr, und sie schüttelte
den Kopf. »Wer auch immer diese Bücher stiehlt – wenn er sie an einem Ort
verwahrt, schafft er damit ein mächtiges Sheldrake-Feld. Das ist potenziell
gefährlich.« Sie sah Raouls Gesicht und schnaubte. »Ich kann Ihnen ansehen, was
Sie denken. Aber ich weiß, wovon ich rede. Ich habe während meiner Studienzeit
in der Bibliothek meiner Uni gearbeitet. Wir hatten strenge Sicherheitsvorschriften,
um Raumzeitkrümmungen, spontanen Entzündungen oder okkulter Verstrahlung
vorzubeugen.« Karla sprang auf und ging zur Tür. »Kommen Sie. Ich demonstriere
es Ihnen.«
    Raoul stand mit amüsierter Miene auf und folgte ihr in sein
Arbeitszimmer. Karla hatte schon vor dem Bücherregal Aufstellung genommen und
sichtete die Borde neben der Tür. Raoul Winter mochte ja nichts von weißer
Magie und der morphischen Feldtheorie halten, aber seine umfangreiche
Bibliothek hatte er so angeordnet, dass keine Störfelder entstehen konnten.
Absicht oder Zufall? Mit einigen schnellen Handbewegungen räumte sie das erste
Regal um. Chaosmagie? Interessant, das war eigentlich ein Feld, das die
Versatilen für sich vereinnahmt hatten. Dunkelmagier befassten sich
normalerweise ungern damit, weil die Chaosmagie den klassischen
thaumaturgischen Methoden ihrer Schule widersprach.
    Sigillenmagie – die gehörte am Rande zur Chaosmagie.
Grundlagenwerke: Hermetische Rituale, Analogiezauber, Geschichte der Zauberei.
    Dann die Kerngebiete, in denen sich der linkshändige und der
rechtshändige Pfad begegneten: Abwehr- und Schutzzauber, Heilzauber,
Fruchtbarkeitszauber, Glückszauber, Liebeszauber, Wahrsagen, Wetterzauber, Widerzauber.
Karla war überrascht, dass sich nur wenige Werke über Schadenszauber und
Verwünschungen in Winters Bibliothek fanden. Das war Dunkles Gebiet, für solche
Praktiken war der Schwarze Zweig verrufen. Aber diese Themen waren wiederum
tiefschwarz: Daimonen und Totenbeschwörung.
    Ein Regalbord Alchemie. Eine Wissenschaft für sich. Hier trafen sich
Helle und Dunkle Zauber sogar in den Methoden.
    Â»Sind Sie irgendwann fertig mit dem Aufräumen?«, fragte Winter, der
inzwischen in seinem Schreibtischsessel Platz genommen hatte.
    Karla staubte die Hände ab und sah sich um. »Fertig«, sagte sie.
»Gehen wir wieder an die Arbeit? Erzählen Sie mir von dem Mord.«
    Â»Von den Morden«, korrigierte Winter. Er zog eine Braue hoch. »Warum
die Aufräumaktion? Ich dachte, Sie wollten mir etwas demonstrieren?«
    Â»Geduld, die Feldaufladung dauert eine Weile«, sagte Karla.
    Er lachte. »Ich bin die Geduld in Person, werte Kollegin. Also
bitte, die Fotos.« Er hob die Hand, zeichnete eine beiläufige Sigille in die
Luft, und begleitet von einem Luftzug, der ein paar Papiere zu Boden wehte,
lagen die Fotos auf dem Schreibtisch.
    Â»Hier«, sagte er und sortierte zwei davon aus. »Das sind die beiden,
von denen ich spreche. Dies war der Einbruch in die Staatliche Bibliothek, bei
der fünf Bücher und mehrere Schriftrollen entwendet wurden.« Er hob den Kopf
und sah sie an. »Und ein Wächter wurde getötet.« Er hob das zweite Bild. »Die
Sammlung von Museum Schloss Riebenberg. Hier hat es den Wachmann eines privaten
Sicherheitsdienstes erwischt. Ein Werwolf. Sieben Bücher.«
    Karla schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Ich habe sämtliche
Einbrüche noch einmal bei Omnipedia überprüft. Auch dort war nicht von Mord die
Rede.«
    Â»Omnipedia!«

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