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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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nach ungefähr der Hälfte, dass er wie gebannt war. Sie bewegte sich nicht im Takt, sondern zu den Offbeats, und schuf damit die Illusion eines leicht verschoben laufenden Films. Als sie nur noch Schuhe und Tanga trug, waren seine Augen rot und müde, und er schloss sie. Und während er davondriftete, streifte ihn eine unerwartete Erinnerung: sein erster Besuch mit Tina bei Dr. Bipasha Ray im September.
    Es goss wie aus Kübeln, und er musste vom Zug mit dem Mantel über dem Kopf losrennen, um noch pünktlich zu sein. Tinas Auto parkte vor dem Haus der Therapeutin in Long Island, und als Dr. Ray Milo die Tür öffnete, erspähte er Tina, die trocken und gelassen auf dem Sofa saß und ihn genau beobachtete. Prüfend. Warum, wurde ihm erst klar, als er der Therapeutin ins Gesicht blickte.
    Er wusste nicht, was er erwartet hatte. Einen älteren indischen Experten oder einen unbeholfenen Kauz. Bipasha Ray, die eigentlich Bengalin war, sah aus wie ein Bollywood-Filmstar. Eine hinreißende Schönheit. Rundes Kinn, blaue Augen zwischen den unwahrscheinlich dunklen Wimpern, Sommerkleid. Ihre Zehennägel waren knallrot bemalt, und später nannten sie sie oft »die Barfußtherapeutin«. Nach einem Händedruck trat er ein und entschuldigte sich dafür, dass er auf ihren Parkettboden tropfte. Die restliche Zeit des Besuchs hatte er das Gefühl, dass Tina jede seiner Interaktionen mit der Therapeutin scharf kontrollierte.
    Als sie sich am nächsten Tag zum Mittagessen trafen, schien Tina geradezu empört über Dr. Rays Attraktivität. »Ich frage mich, wie viele Ehen die schon ruiniert hat. Ich meine, die Paare kommen zu ihr, in der Beziehung kriselt es schon, da wette ich doch, dass sich die Hälfte
der Männer spätestens nach der dritten Sitzung in sie verliebt.«
    »Erotische Übertragung?« Er fragte sich, ob das für ihn zum Problem werden könnte. Aber es wurde nie zum Problem. Wie denn auch? Die Schönheit der Therapeutin und Tinas ständige Beobachtung zwangen ihn dazu, auf der Hut zu sein. Er hatte weder die Gelegenheit noch die Kraft, um sich in Dr. Ray zu verlieben.
    Eine Veränderung in der Musik ließ ihn hochschrecken, und er bezahlte benommen seine Rechnung. Parkhall hatte all seine Drinks dazuschreiben lassen. Als er schon an der Tür war, holte ihn Parkhall ein. »Mann, wo willst du hin?«
    »Ins Hotel. Bin total erledigt.«
    »Hey, du musst was richtig gemacht haben. Zsuzsa will mit dir reden.«
    Milo hatte keine Lust auf diese Mischung aus Verführung und Verachtung. »Sie kann mich im Ibis erreichen.«
    Parkhall legte ihm den Arm um die Schulter. »Kapierst du denn nicht? Sie will sich in der Privatkabine mit dir unterhalten. So viel Schwein muss man erst mal haben.«
    Er zahlte weitere fünzig Euro – inzwischen war er fast völlig blank –, dann befand er sich wieder in dem Kabuff, wo sie vorhin miteinander geredet hatten. Zsusza wartete bereits auf ihn. Sie war für den Heimweg angezogen, das Make-up abgewischt, das Haar hochgesteckt, und ihr pelzgefütterter Mantel hing über dem Sessel, in dem sie saß. »Also schön, Mr. Weaver.« Sie hatte die Arme fest über der Brust verschränkt. »Jetzt sind Sie dran.«
    »Womit?«
    »Die Kleider. Runter damit.«
    »Dafür zahle ich fünfzig Euro?«
    Trotzdem folgte er ihrer Anweisung und dachte an
Mütter, die ihren Kindern einschärfen, das Haus stets in sauberer Unterwäsche zu verlassen. Er machte eine Pause, als er nur noch T-Shirt und Unterhose anhatte, aber sie schnippte mit einem langen, bemalten Nagel und wartete, bis er völlig nackt war. Er fror und fragte sich, wie die Frauen mit der lausigen Heizung hier zurechtkamen, ob sie sich beschwerten oder ob es durch die Bewegung beim Tanzen erträglich wurde. Er dachte an viele Dinge, nur um nicht über sein Aussehen spekulieren zu müssen.
    »Warum haben Sie einen Verband am Arm?«
    »Hab mich beim Kochen verbrannt.«
    »Okay. Sie können sich wieder anziehen.«
    »Wozu das Ganze?« Er schlüpfte in die Unterhose.
    »Ich wollte sehen, ob Sie eine Waffe dabei haben. Oder ein Aufnahmegerät.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Ich kenne Sie nicht, Mr. Weaver. Ich erinnere mich nur an Ihren Namen aus dem Brief und an einen Mann, der Ihren Namen verwendet hat. Aber Sie? Vielleicht sind Sie James Einner.«
    Milo steckte mit einem Bein in seiner Hose. »Wenn Sie mir nicht vertrauen, warum sind wir dann hier?«
    »Eins weiß ich inzwischen: Allein werde ich Henry nie finden.«
    Milo knöpfte sein Hemd zu.
    »Beim

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