Last Exit

Pokerspiel, wobei wir davon ausgegangen sind, dass sie nicht bluffen.«
    »Und jetzt sind Sie der Meinung, dass es doch ein Bluff war.«

    »Das sichere Haus in Budapest«, warf Milo ein. »Da war die Sache für mich klar. Nachdem sie Gray monatelang geholfen hatten, haben sie ihm an einem einzigen Nachmittag komplett den Hahn zugedreht. Haben alles mitgenommen, was er recherchiert und geschrieben hatte. Sie haben kein Interesse daran, unsere Geheimnisse hinauszuposaunen. «
    »Offen gestanden verstehe ich das nicht ganz«, erwiderte Irwin. »Warum sollten sie unsere Geheimnisse nicht hinausposaunen wollen?«
    »Weil Xin Zhu dieses Geheimnis jetzt besitzt. Er hat die Oberhand. Das war es, was er uns mitteilen wollte.«
    »Und warum gerade jetzt?« Pearson lehnte sich an die Jalousien.
    Milo blinzelte verwirrt. »Wie bitte?«
    »Warum haben sie Henry Gray ausgerechnet jetzt den Laufpass gegeben und nicht später? Wir haben gerade erst mit der Überprüfung angefangen. Wenn sie noch eine Woche gewartet hätten, hätten wir unter Umständen die ganze Abteilung auseinandergenommen. Das hätte uns wirklich wehgetan.«
    »Es lag an mir.«
    »Dreht sich die Welt wieder mal um Sie?« Drummond lächelte.
    »Zhu hat erfahren, dass ich in Budapest bin und nach Gray suche. Da hat es sich so ergeben. Er hat sogar Gray informiert und ihn aufgefordert, sich mit mir zu treffen. Er war nie daran interessiert, uns zu vernichten.«
    Irwin nickte bedächtig. »Verdammte Schweinehunde! Allmählich teile ich Ihre Bewunderung, Hall.« Dann wandte er sich an Max Grzybowski. »Diese Äußerung darf nie an die Öffentlichkeit gelangen.«
    »Zu Befehl, Captain.« Max grinste.

    »Wir sollten uns nicht alle gleichzeitig in Zhu verlieben. « Drummond setzte sich anders hin. »Tatsache ist, dass sein Spiel fünf Menschen das Leben gekostet hat.«
    Milo schrak hoch. »Wen?«
    »Der Rückruf von Touristen ist nie narrensicher. Wenn man Agenten mitten aus ihren Operationen reißt, kommen nicht alle durch. Zwei wurden überwacht und wollten zu schnell nach Hause. Einer musste aus dem Gefängnis ausbrechen, um zurückzukommen. Er hat es bis zum Güterbahnhof geschafft, dann haben ihn die Hunde erwischt. Die anderen beiden sind einfach tot – noch keine Erklärung.«
    Alle dachten einen Moment schweigend an diese Menschen, die in weit entfernten Winkeln der Erde gestorben waren.
    »Erzählen Sie mir also nicht, dass dieser Xin Zhu ein heiliges Genie ist«, sagte Drummond.
    Alle im Zimmer bemerkten den Widerwillen in seiner Stimme, doch Milo war als Einziger beeindruckt.

27
    Drummond brachte ihn zum Aufzug, und während sie warteten, beschwerte er sich mit unbewegten Lippen darüber, was Irwin für ein Chaos anrichtete. »Er ist gründlich. So was ist gut, wenn man einen Bundeshaushalt kontrolliert, aber nicht hier. Ich hab keine Ahnung, wann wir wieder auf Sendung gehen.«
    »Aber die Sache ist doch vorbei. Irwin kann in den Kongress zurückkehren, und Sie können sich wieder an die Arbeit machen.«
    »Er will die Neuordnung überwachen. Seine Assistenten reden ihm ein, dass man ihn zur Verantwortung zieht, wenn kurz nach seinem Rückzug eine Bombe explodiert. Wo er schon mal in den Sumpf vorgedrungen ist, will er jetzt sichergehen, dass er keinen Schlamm in den Senat mitschleppt.«
    Milo warf einen Blick nach hinten. Irwin und seine Helfer drängten sich um ihren Schlachtplan. Die Techniker waren verschwunden.
    Drummond wechselte das Thema. »Die Deutschen haben Ihnen hoffentlich nicht zu wehgetan.«
    »Nur mein Stolz wurde verletzt. Woher wussten Sie, wo ich war?«
    »Wann?«
    »Als ich im Haus von Erika Schwartz war. Mein Telefon war zerlegt, trotzdem haben Sie mich gefunden und
über Theodor Wertmüller Kontakt mit ihr aufgenommen. Wie?«
    Drummond zuckte die Achseln. »Ich denke, ich kann es Ihnen verraten: Sie haben einen Peilsender in der linken Schulter.«
    »Nein.«
    »Doch. Seit Oktober hat jeder Tourist einen. Telefonsender gehen zu leicht kaputt oder verloren. Sie haben Ihren in der Ausbildung bekommen, mit einer von den unzähligen Impfungen.«
    »Warum hat mir das niemand gesagt?«
    »Wir sagen es niemandem.«
    Milo dämmerte, was das bedeutete. Drummond hatte jeden seiner Schritte am Computer verfolgt. »Moment. Das heißt doch, Sie wussten, wo ich nach Adrianas Entführung war. Sie wussten , dass ich ihre Leiche nicht auf einer Bergstraße abgelegt habe.«
    Ohne ein Wort starrte ihn Drummond an. Etwas Trauriges lag in seinem