Last Exit
Drummonds Gesicht. Kopfschüttelnd lehnte er sich zurück. »Damit kommen Sie nicht durch.«
»Womit?«
»Sie haben es immer noch auf ihn abgesehen. Jetzt hören Sie mir mal gut zu. Meinen Sie, Ihre Ehe wird glücklicher, wenn Sie Irwin ruinieren? Da täuschen Sie sich …«
»Nein, Alan. Hören Sie lieber mir zu. Was ist das einzige Ergebnis von Xin Zhus Operation? Die einzige dauerhafte Veränderung?«
»Ich bin zur Witzfigur geworden.« Drummond schnaubte und ließ die Schultern sinken. »Okay, was ist die einzige dauerhafte Veränderung?«
»Irwin hat die Abteilung unter seiner Kontrolle.«
Drummond schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Am Freitag verschwindet er mit seinem Stab.«
»Das reicht, um auf alle Daten der Abteilung zuzugreifen. «
Auf einmal wirkte Drummond beunruhigt. »Weiter.«
»Von Anfang an war die Sache im Sudan die einzige Operation, von der Zhu mit Sicherheit wusste. Er kannte sie in- und auswendig.«
»Das haben wir doch schon besprochen. Er hatte seine Informationen aus diesem Brief von Thomas Grainger an Gray.«
Milo stellte sein Glas ab. »Ja, ein wunderschöner Zufall. Das ist nämlich die einzige Operation, mit der auch Irwins Leute schon vertraut waren, weil Irwin sie selbst gesteuert hat. Irwin hat mir erzählt, dass er praktisch gar nichts über die Arbeit der Abteilung wusste, bevor er die Kontrolle übernommen hat. Er hat sich ferngehalten, um sich zu schützen. Mit einer wesentlichen Ausnahme. Der Sudan. Sein engster Kreis musste eingeweiht sein.«
»Na schön«, räumte Drummond ein, »aber am Freitag verlässt er die Abteilung wieder. Das ist viel Arbeit, wenn man nur so kurz Zugang hat.«
»Sie vergessen die andere Konsequenz des ganzen Spiels.«
»Und die wäre?«
»Myrrhe. Auf Irwins Anweisung hin haben Sie alle
Leute zurückgerufen, und seine Mitarbeiter haben die Neuaufstellung beaufsichtigt. Er kennt die Namen und Codes aller Touristen. Und Xin Zhu inzwischen auch, wenn ich recht habe.«
Drummond starrte in sein Glas und überlegte, was das bedeutete.
»Es passt alles zusammen, Alan. Sie müssen sich nur ein Gesamtbild machen. Der zeitliche Ablauf. Die Einzelheiten. Ich hab es immer wieder durchgespielt, und ich finde nichts, was die Theorie entkräftet.«
Drummond trank seinen Scotch aus und schenkte sich nach. Dann öffnete er einen Humidor voller Zigarren, nahm aber keine heraus. Er schloss ihn und öffnete ihn erneut. »Ich fasse mal zusammen. Zuerst erzählen Sie mir, wir haben einen. Dann haben wir keinen. Und jetzt haben wir auf einmal doch einen?«
»Nicht wir, Alan. Nicht Sie.«
»Dann eben Irwin.«
Milo wartete.
Schließlich senkte Drummond den Blick auf seine Hände. »Okay, ich bin bereit, es als ernsthafte Möglichkeit zu behandeln. Die Frage ist, was machen wir jetzt?«
» Wir machen gar nichts, Alan. Ich bin nicht mehr bei der Abteilung und will es auch nicht sein. Ich bringe Ihnen diese Informationen, und ich kann auch beim Durchsehen von Akten helfen, aber an einer verdeckten Ermittlung nehme ich nicht teil.«
Drummond zuckte die Achseln. »Dann hole ich mir heimlich zwei Touristen her.«
»Wie groß ist Irwins Stab? Mit wie vielen Leuten haben wir es zu tun?«
»Grzybowski und Pearson kennen Sie ja schon – der Stabschef und der leitende Legislativberater. Bestimmt
gibt es einen Haufen Praktikanten und auch Mitarbeiter in seinem Bezirksbüro, aber in der Kerngruppe von Washington sind bloß noch fünf andere – die Namen kann ich beschaffen. Nur die ersten beiden hatten direkten Zugang zum Gebäude und haben Touristen kennengelernt, aber ich wette, dass Irwin Kopien von Akten aus dem zweiundzwanzigsten Stock schmuggelt. In diesem Fall kommen alle sieben in Frage.«
»Sieben.« Milo nippte von seinem Wodka. »Nicht so viel.«
»Aber auch nicht unbedingt wenig. Nicht, wenn das alles nur auf Spekulation beruht. Wenn ich sieben Kongresshelfer zusammentreibe und John auf sie ansetze, fällt Irwin vielleicht doch auf, dass auf einmal sein ganzer Stab verschwunden ist. Und wenn ich ihm erzähle, dass einer von ihnen ein Maulwurf ist, wird er Beweise verlangen. Was mache ich dann? Soll ich etwa Sie erwähnen?« Er schüttelte den Kopf. »Außerdem, wenn Sie sich täuschen, verliert die Abteilung ihren letzten Verbündeten. Und selbst wenn Sie recht haben, wird Irwin den Laden dichtmachen, bevor John noch seine Handschuhe angezogen hat.« Drummond zog ein Gesicht, als wäre sein Scotch sauer geworden. »Es geht mir zwar gegen den
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