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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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noch
tätig war. Seine Frau und sein Sohn waren früh gestorben – die genauen Umstände wurden nicht angeführt –, doch er hatte nicht wieder geheiratet. Man wusste von einer Geliebten in Guangzhou. Den Unterlagen zufolge genoss er Alkohol in Maßen und rauchte selten. Er bevorzugte die in Japan hergestellte Zigarillomarke Hamlet.
    Natürlich kursierten auch Geschichten, von denen ihm eine in Dr. Rays Büro eingefallen war, als ihn Tina anstarrte.
    Juni 1987. Nach Quelle ESTER erhielt Zhu von Peking Order, sowjetische Truppenpositionen und Schlachtpläne für die Äußere Mandschurei zu beschaffen. Er erfüllte den Auftrag binnen einer Woche. Wie ESTER von einer anderen Quelle erfuhr, ging Zhu folgendermaßen vor. Er überzeugte den in Ulan-Bator stationierten Oberstleutnant Konstantin Denisow, dass seine Frau Valera die Identität seiner Geliebten in Moskau entdeckt hatte. Denisow reiste sofort nach Moskau, und die Führung übernahm sein Stellvertreter Major Oleg Sergejew – dessen Sekretär, Leutnant Feodor Bunin, bis zu seiner Entlarvung und anschließenden Hinrichtung im Dienst des Guoanbu stand. Damit hatte Bunin ungehinderten Zugang zu allen Informationen und reichte diese weiter.
    »Sie sind komplett verrückt, Weaver.«
    »Leider nein, Alan.«
    Drummond knickte ein. Er nahm Milo mit in den Aufzug und hinauf in sein Privatleben im sechzehnten Stock. Oben in der Wohnung wartete seine Frau Penelope, eine zierliche, sinnlich wirkende Blondine, die von dem Überraschungsgast völlig unbeeindruckt war. Drummond stellte Milo vor und sagte: »Pen, wir müssen kurz was im Büro besprechen. Könntest du uns bitte etwas Eis bringen?«

    Sie setzte ein diabolisches Grinsen auf. »Das ist ja wie in den Fünfzigern, Liebling.«
    Als sie sich in dem Raum niedergelassen hatten, der mehr einem Salon als einem Büro glich, öffnete Drummond einen Schrank und rasselte die Namen auf den Flaschen herunter. Milo stoppte ihn bei Smirnoff. Dann trat Penelope mit einem lederbeschichteten Eiskübel ein.
    Milo musste unwillkürlich lächeln. »Das ist wirklich wie in den Fünfzigern.«
    »Fehlen nur noch die Blue Suede Shoes.« Sie zwinkerte.
    Milo entschuldigte sich noch einmal für die Unterbrechung und schaute zu, wie sie hinter sich die Tür schloss.
    Drummond reichte ihm ein Glas Wodka mit Eis. »Sie ist toll, oder?«
    »Absolut, Alan.«
    »Wenn Sie noch weiter mit ihr flirten, lass ich Sie beseitigen. « Ohne zu lächeln, setzte er sich mit seinem Scotch hin. »Und jetzt möchte ich eine Erklärung hören.«
    Milo holte Luft und fing mit der zeitlichen Unstimmigkeit an.
    Drummond winkte ab. »Ein kleines Detail. Vielleicht hat Gray was falsch verstanden.«
    »Das Ganze ergibt eher einen Sinn, wenn Sie es aus folgender Warte betrachten. Stellen Sie sich einfach mal vor, Zhu hat einen Maulwurf. Warum zum Beispiel hat er seine Operation in Budapest nach meiner Ankunft aufgegeben ?«
    »Das haben Sie doch selbst gesagt. Er wollte uns was beweisen.«
    »So kann man es sehen. Aber nehmen wir mal an, sein Sinn für Humor ist nicht so fein, wie ich dachte. Ein Oberst des Guoanbu investiert nicht so viel Zeit – und
Geld, nicht zu vergessen –, um was zu beweisen. Worauf könnte es ihm also sonst angekommen sein? Wenn es einen Maulwurf gibt, heißt das, dass er seine Ziele erreicht hat. Er wollte, dass die Touristen wieder arbeiten, damit ihm seine Informationen was nützen.«
    »Welche Informationen?«
    »Die Informationen über die Funktionsweise der Abteilung. « Milo breitete die Hände aus, doch Drummond blieb stumm. Also fuhr er fort: »Und noch eine merkwürdige Sache: Zhu wusste, dass ich in Budapest bin. Woher? Wenn er es nicht durch Ihren Überwachungscomputer erfahren hat, dann durch Global Security, die Firma, die mich dort beschattet hat – eine Firma, die in Irwins Auftrag gearbeitet hat.«
    Drummond runzelte die Stirn. »Wir drehen uns im Kreis, Milo. Außerdem ist das doch völlig sinnlos. Niemand beschwört den Geist eines Maulwurfs herauf, um einen echten Maulwurf zu tarnen. Außer man will es jemand anders anhängen, um den Verdacht abzulenken, und das ist nicht passiert. Bevor Zhu dieses Spiel mit uns angefangen hat, hatten wir doch nie den Verdacht, dass in der Abteilung ein Maulwurf sitzt.«
    »Natürlich nicht. Weil es keinen Maulwurf in der Abteilung gibt und nie einen gegeben hat.«
    »Verdammt, Milo! Sie reden wirres Zeug.«
    »Der Maulwurf sitzt im Stab von Nathan Irwin.«
    Jeder Ausdruck wich aus

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