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Last Exit

Last Exit

Titel: Last Exit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olen Steinhauer
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Analyseteam, das sich aus Spezialisten für den »Krieg gegen Drogen« zusammensetzte.
    Immer wieder hatte er das Gesicht seines Verfolgers und die Aufträge der letzten Monate an sich vorüberziehen lassen, um irgendeine Verbindung zu finden. Nicht umsonst hatte Drummond darauf hingewiesen, dass das Wohl und Wehe des Tourismus mit seiner Anonymität stand und fiel. Das Gleiche galt auch für die Touristen selbst. Ihre Sicherheit beruhte allein auf dem Fehlen einer Identität, und wenn dies nicht mehr gewährleistet war, wurde es auf einmal weit gefährlicher.
    Und nicht nur gefährlich, sondern …
    Blind starrte er auf seinen Teller; er hatte erkannt, dass
die Existenz seines Beschatters viel mehr bewies als seine Dummheit. Er rief Drummond an. Die Mailbox meldete sich. »Es ist keine Theorie mehr.« Mehr sagte er nicht, ehe er aus der Leitung ging. Keine fünf Minuten später klingelte sein Telefon.
    »Was soll diese kryptische Nachricht, Hall? Verkauft er Geheimnisse oder nicht?«
    »Keine Ahnung. Ich meine die ganze Geschichte. Sie ist keine Theorie mehr.«
    Drummond räusperte sich. »Könnten Sie bitte etwas mehr ins Detail gehen?«
    Milo versuchte es. Er berichtete von seinem Verfolger. Zuerst in Berlin und jetzt in London. »Nur die Abteilung kennt meinen täglichen Standort, richtig?«
    »Richtig.«
    »Also, wenn Sie mich tatsächlich nicht beschatten lassen … das stimmt doch, oder?«
    Knurrend bestätigte Drummond Milos Aussage.
    »Dann gibt jemand aus der Abteilung meinen Standort weiter, und zwar mindestens seit Berlin.«
    »Ist Ihr Verfolger ein Chinese?«
    »Bitte keine Witze, Alan. Ich kann es mir einfach nicht anders erklären.«
    Drummond sann darüber nach. »Na ja, wenn Sie ihn wiedersehen …«
    »Das werde ich ganz bestimmt.«
    Die Bildanalytiker schickten ihre Berichte über Ryans Bekannte. Bei keinem schrillten die Alarmglocken, obwohl eine Person – die alte Frau, die von der ganzen Familie zur Kirche begleitet worden war – nicht identifiziert werden konnte. Vielleicht hatte sich Zubenko im Tag der Informationsübergabe getäuscht, oder der Zeitpunkt war verändert worden, seit er übergelaufen war. Milo musste
sicher sein, daher kehrte er zurück nach Hampstead Heath. Die Sonne stand schon tief, war kurz vor dem Verschwinden, und erste Regentropfen fielen. Er überprüfte den durchweichten Boden auf Ryans Strecke und untersuchte sogar die Bäume, vor denen er sich gedehnt hatte. Dann, als er im feuchten Gras unter der zweiten der drei Bänke kauerte, stieß er darauf, und dieser Fund überraschte ihn fast so sehr wie die Entdeckung seines Beschatters.
    Ein kleiner USB-Stick, clever verborgen in einem Holzstück, das an der Unterseite der Bank klebte. Einem flüchtigen Beobachter wäre nichts aufgefallen, und selbst Milo wäre es im nachlassenden Licht vielleicht entgangen, wenn er sich nicht mehr auf die Hände als auf die Augen verlassen hätte. Als er den Rand der Holzhülle streifte, zog er daran und spürte, dass sie sich mühelos abziehen ließ.
    Er nahm sein Telefon heraus, das von der Company mit einem USB-Anschluss ausgerüstet worden war. Während ein leichter Schauer einsetzte, kopierte er den Inhalt des Sticks – drei Word-Dokumente. Dann klebte er ihn wieder unter die Bank. Als er sich ein Stück weiter unten zwischen hohe Sträucher duckte, war er bereits klatschnass.
    Die Dokumente waren unleserlich und verschlüsselt, also sandte Milo sie an die Analytiker mit einer Nachricht für Drummond: Von Zielperson – noch kein Empfänger. Er steckte das Telefon wieder ein und postierte sich so, dass er einen ungehinderten Blick auf die Bank hatte, die im Schein einer Laterne stand. Er spähte auf die Uhr. Sieben. Es war eisig kalt, und es schüttete. Er hatte keine Ahnung, wie lang er warten musste, bis der Stick abgeholt wurde. Innerlich stellte er sich auf eine lange Nacht ein.
    Doch er täuschte sich. Kurz nach acht durchquerte eine hochgewachsene, elegant gekleidete Gestalt den Park und
steuerte auf die Bank zu. Milo hob das Telefon ans Auge und zoomte. Die Gestalt hielt vor der Bank inne und schaute sich um.
    Milo ließ das Handy sinken und erhob sich. »Was machst du denn hier, verdammt?«
    Einner schüttelte den Kopf, dann schlenderte er hinunter zu ihm. »Du hast dir bestimmt den Arsch abgefroren.«
    »Verschwinde hier.«
    »Drummond dachte, du brauchst vielleicht Hilfe. Du hast eine Stunde lang keinen Mucks gemacht – er wollte rausfinden, ob du tot bist.«
    »Er

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