Last Exit
und deutete mit dem Kinn auf die vier verbliebenen Lines. »Bereit?«
»Ich sollte eine Pause machen.«
»Vor allem solltest du nicht ständig an deiner Nase rumwischen.«
Ihm war gar nicht klar gewesen, dass er das machte. Sie mussten beide lachen.
Einner wurde plötzlich ernst. »Meinst du, wir stecken wirklich in Schwierigkeiten?«
»Du meinst den Maulwurf?« Milo starrte stirnrunzelnd auf sein Glas. »Vielleicht. Sieht zumindest so aus.«
Stille trat ein. Dann erzählte Einner die Geschichte von den zwei Iranern, die er vor einigen Monaten in Rom getötet hatte. »Direkt aus Teheran, um für El Kaida Kontakte zu knüpfen. Typische Konstellation. Einer der nervöse Monetenmann. Der andere ein Revolutionswächter für die Dreckarbeit und als Aufpasser für den Geldsack. Zuerst hab ich den Schläger erledigt – der Typ hing zu viel am Hotelfenster rum –, dann war das Weichei dran. Aber ich hatte mich getäuscht. Der Geldsack hat genauso geschäumt wie sein Bodyguard. Hätte mich fast mit bloßen Händen erwürgt.« Zur Veranschaulichung formte Einner die seinen zu Klauen. »Bevor ich ihn erschossen habe, hat er mich gefragt, ob ich weiß, warum seine Leute gewinnen werden. Nein, Mohammed. Verrat es mir. Seine Leute haben noch den Glauben auf ihrer Seite, hat er gesagt. Wir dagegen haben nichts.«
»Und was hast du geantwortet?« Milo war wirklich neugierig.
»Na, was glaubst du? Ich hab ihn umgebracht.« Einner
trank sein Glas leer. »Ich wollte ihm keinen Vortrag über das Schwarze Buch halten.«
Milo ging ins Bad, um neue Drinks zu mixen. Er fragte sich, ob Einners Geschichte einen Sinn ergab. Als er wieder ins Zimmer trat, lag der Tourist mit dem Bauch nach unten auf dem Bett, das Kinn auf den Handrücken.
Dankend nahm er das Glas entgegen. »Und warum bist du zurückgekehrt? Du warst doch schon nicht mehr bei der Company. Grainger ist tot, und du warst sogar im Knast wegen Mordverdachts. Trotzdem bist du wieder hier.«
»Vielleicht wollte ich noch mal Spaß haben. Ein letztes Abenteuer.«
Dafür hatte Einner nur ein Kopfschütteln übrig. »Nein, Mann. Du bist der unglücklichste Tourist, den wir haben. «
»Vielleicht hab ich gemerkt, dass ich nichts anderes kann.«
Zuerst schien Einner geneigt, das zu glauben, doch dann meldete er erneut Zweifel an. »So gut bist du nicht. Nicht mehr.«
»Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Wahrscheinlich war es ein Fehler. Du hast Drummond ja gehört. Egal, mit welchen Gründen er ankommt, mir tut es nicht leid, dass ich das Mädchen nicht umgebracht habe.«
»Tot ist sie trotzdem.«
»Aber ich hab’s nicht getan.«
Einner seufzte laut. »Klingt, als hätte sich Mohammed geirrt. Du zumindest bist mit deinem Glauben voll aufgelaufen. «
Milo spürte, wie trotz seiner Dröhnung Erregung in ihm hochstieg. »Vielleicht. Aber eine Abteilung, die so einen Mord befiehlt, hat es nicht verdient, dass sie weiterexistiert. «
»Ach, du hast dich wohl erst gestern ins Agentengeschäft verirrt?«
»Komm schon, James. Sogar du hast Grenzen, oder? Wenn du diesen Auftrag gekriegt hättest – sag mir nicht, du würdest so was machen.«
Einner grübelte kurz, gab aber keine Antwort. Schließlich schob er sich hoch und und hob seinen Martini. »Darauf, dass wir immer wissen, was wir wann tun müssen.« Sie tranken beide. Dann fragte Einner: »Hast du es jemals rausgefunden?«
»Was rausgefunden?«
»Bei unserem letzten Gespräch hab ich in meiner eigenen Scheiße geschmort, und du wolltest rauskriegen, wer da sudanesische Mullahs umlegt.«
»Ja, stimmt.«
»War es wirklich Grainger?«
Milo nickte. »Aber die Befehle kamen von Senator Nathan Irwin. Er hat den Mord an Angela befohlen und dann den an Grainger, als er zur Gefahr wurde.«
»Scheißsenatoren«, knurrte Einner, und Milo wurde klar, dass ihm das alles nicht neu war. Vielleicht hatte sich Drummond ausgesprochen. Er wollte nur erfahren, was Milo wusste. Schließlich meinte Einner: »Der Mann steht bestimmt auf deiner schwarzen Liste.«
Jede Antwort war überflüssig.
Einner räusperte sich. »Komm, das Zeug muss weg.«
Sie wechselten sich ab und rieben sich den Rest ins Zahnfleisch. Milo bereitete frische Drinks, doch als er wieder aus dem Bad kam, schimmerten auf dem Tisch acht neue Lines. Einner saß auf einem Stuhl und wischte sich die Nase ab. »Ich bin ganz nah dran an dem Buch, Milo.«
»Sebastian. Und das glaube ich nicht.«
»Warum nicht? Du hast doch auch ein Exemplar entdeckt. In Spanien,
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