Latein für Angeber (German Edition)
Zaungäste nur staunend zurück.
Horror vacui
Grauen vor dem Leeren. Das überkommt den Fernsehzuschauer immer dann, wenn wenn Politiker in Talkshows ihre hohlen Phrasen dreschen …
In salvo
In Sicherheit … sollte sich in der Politik nie jemand fühlen.
In verba magistri
Auf die Worte des Meisters schwören, auf die Autorität des Vorgesetzten vertrauen. Eine ironische bayerische Version lautet: Schwören tät’ ich schon, aber wetten würd’ ich mich net trau’ n …
Ire tendo de fumo ad flammam
Aus dem Rauch in die Flammen eilen, vom Regen in die Traufe kommen. Bei Wahlen weiß unsereins schon vorher, dass garantiert wieder nichts besser wird.
Iustitia fundamentum regnorum
Gerechtigkeit ist die Grundlage der Königreiche. So lautete der Wahlspruch des Kaisers Franz I. von Österreich. Er ist auf dem Wiener Burgtor an der Ringstraße zu finden.
Libertas et iustitia
Freiheit und Gerechtigkeit. Diesen Wahlspruch haben sich die USA auf ihre Fahnen geheftet. Das lassen wir mal unkommentiert so stehen.
Loci communes
Gemeinplätze, hohle Phrasen. Die hat jeder im Handgepäck, der öffentlich reden muss.
Male parta male dilabuntur
Was schlecht erworben ist, geht schlecht aus. Unrecht Gut gedeiht nicht. Das sollten sich die großen und kleinen Handaufhalter in Erinnerung bringen.
Medio tutissimus ibis
In der Mitte wirst du am sichersten gehen. Nachdem heutzutage eigentlich fast jede Partei die Mitte für sich beansprucht, ist der Erfolg auf dem goldenen Mittelweg auch nicht mehr ganz so sicher, wie er mal war.
Minimum decet libere, cui multum licet
Derjenige sollte sich am wenigsten erlauben, dem viel erlaubt ist. Ein kluger Gedanke Senecas, den sich so mancher durch seine Immunität geschützte Parlamentarier hinter die Ohren schreiben sollte.
Multos timere debet, quem multi timent
Der muss viele fürchten, den viele fürchten. Viel Feind, viel Ehr’. Den Satz finden wir in den Sententiae, einer Sprüchesammlung des römischen Dichters Publilius Syrus, eines Zeitgenossen Caesars. Jener war es auch, der den römischen Ritter Decimus Laberius zu einem literarischen Wettkampf gegen Syrus zwang, welchen letzterer gewann. Warum ich das erwähne? Nun, weil Syrus den erwähnten Aphorismus möglicherweise bei seinem Kontrahenten abgekupfert hat.
Mundus vult decipi
Die Welt will betrogen sein. Nein, Sie haben kein Rückgaberecht für dieses Buch!
Ne exeat regno!
Er gehe nicht aus dem Reiche! Anfangsworte eines englischen Gesetzes, nach dem sich jeder Brite eine behördliche Erlaubnis geben lassen musste, der die Insel verlassen wollte. Wer sich die britische Politik von heute betrachtet, hat allerdings das Gefühl, dass man sowieso lieber unter sich bleiben möchte.
Nemo patriam quia magna est amat, sed
quia sua
Keiner liebt sein Vaterland, weil es groß ist, sondern weil es seines ist. Sinnspruch, der gut über dem Bett eines fanatischen Liechtensteiners oder Monegassen hängen könnte.
Non dolet, Paete
Es schmerzt nicht, Paetus. Weil der Römer Caecina Paetus im ersten Jahrhundert nach Christus angeblich an einer Verschwörung gegen Kaiser Claudius beteiligt gewesen sein sollte, wurde er zum Tode verurteilt. Als seine Frau Arria das Urteil vernahm, stach sie sich einen Dolch in den Busen, riss ihn wieder heraus und reichte ihn ihrem Mann mit den erwähnten Worten.
Oderint, dum metuant
Mögen Sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten, war der sadistische Wahlspruch des größenwahnsinnigen Kaisers Nero, dem er selbst voll gerecht wurde. Er vergiftete seinen Stiefbruder Britannicus, seine Mutter Agrippina und seine Frau Octavia, legte den Christen den Brand Roms zur Last, den er vermutlich selbst initiiert hatte, veranlasste anschließend die erste Christenverfolgung, der unter anderem die Apostel Petrus und Paulus zum Opfer fielen, und war auch mitschuldig am Tod seiner zweiten Ehefrau Poppaea Sabina und seiner Erzieher Burrus und Seneca, ehe er mit schlappen 29 Jahren durch Selbstmord endete. Ganz schön fleißig gewesen, der junge Mann!
Opinio communis
Die allgemeine Meinung mit beredten Worten auszudrücken – das macht einen erfolgreichen Politiker aus.
Pacem volo, bellum paro
Den Frieden will ich, (deshalb) rüste ich zum Krieg. Eine nicht erst in der Rüstungsdiskussion unserer Tage aufgekommene These: Selbst der heilige Augustinus vertrat angeblich diesen Wahlspruch.
Pacta sunt servanda
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