Latin Lover verzweifelt gesucht
Dusche stand und sich vorstellte, dass der warme Wasserstrahl auf ihrer Haut seine Hände wären, die sie zärtlich streichelten.
Sie legte sich auf den Rücken, starrte an die Decke und dachte weiter nach. Als sie sich vor vier Jahren kennenlernten, war sie von seiner Attraktivität regelrecht hingerissen gewesen. Michael besaß einfach das gewisse Etwas und verkörperte mit seiner dunklen Haut, den dunklen Haaren und Augen den perfekten Latin Lover.
Damals war er bereits seit sechs Monaten mit der ehemaligen Schönheitskönigin von Tampa, Jessica Dobson, liiert gewesen. Jessica hatte sich eindeutig Hoffnungen gemacht, bald die Hochzeitsglocken läuten zu hören. Das war Kyra sofort klar gewesen, als sie sie einmal auf einem Firmenfest gesehen hatte. Im Gegensatz zu Michael, der diese Tatsache offensichtlich lieber zu ignorieren versuchte.
Schon einen Monat später war Jessica mit Michaels bestem Freund durchgebrannt.
Michael schien von Jessicas Flucht nicht sonderlich getroffen. Kyra erinnerte sich, dass er trauriger war, einen Freund zu verlieren.
Eine Lücke, die Kyra dann innerhalb kürzester Zeit ausgefüllt hatte. Sie hatten sich beide auf Anhieb verstanden und eine Beziehung aufgebaut, die beinahe der engen Verbindung zu ihrer Schwester Alannah gleichkam. Und das hieß eine Menge. Sie und Alannah hatten in ihrer Kindheit viel durchmachen müssen. Aber jetzt schien es endlich so, als hätte Alannah ihren Weg gefunden. Sie hatte einen netten Briten geheiratet und lebte glücklich und zufrieden mit ihm in Providence.
Kyras Gedanken kehrten zu Michael zurück. Als seine Beziehung mit Jessica in die Brüche ging, war sie mit einem anderen Mann befreundet gewesen … Merkwürdig, sie konnte sich nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern. Aber er war ihr damals anscheinend wichtig genug erschienen, weil sie die Tatsache, dass Michael frei war, ignoriert hatte. Zumindest so lange, bis ihr Bekannter, an dessen Namen sie sich nicht mehr erinnern konnte, ihr kurz darauf den Laufpass gegeben hatte.
Doch da war ihre Freundschaft zu Michael bereits so gefestigt, dass sie ihn nicht mehr als potenziellen Liebhaber betrachtete.
Obwohl sie manchmal schon ein paar erotische Fantasien von ihm gehabt hatte, vor allem, wenn sie unter der Dusche stand und der heiße Massagestrahl ihre Sinnlichkeit weckte.
Sie streckte die Beine aus und rekelte sich unter der Bettdecke. Hätte sie damals schon gewusst, wie gut Michael küssen konnte, wer weiß? Sie seufzte.
“Nimm dir, was du willst”, empfahl ihr neues Lieblingsbuch.
Sie rollte sich herum und griff nach dem Telefon. Sie wusste nicht genau, was sie wollte. Aber es gab einen Weg, es herauszufinden.
Michael schaltete das Autoradio ein, um wach zu werden, denn das eintönige Motorengeräusch seines Wagens wirkte einschläfernd auf ihn.
Wenn Kyra ihn mitten in der Nacht anrief, dann hatte sie einen triftigen Grund. Sie störte sonst niemanden nach zehn Uhr abends oder vor acht Uhr morgens. Dazu war sie zu rücksichtsvoll.
Hatte sie einen verspäteten Anfall von Trauer wegen Craig Holsom? Michael gab Gas. Oder vielleicht hatte Craig sie ja angerufen …
Verflixt. Einer der Gründe, warum er die Beziehung zu Kyra auf einer platonischen Ebene belassen wollte, war, dass sie ständig gerettet werden musste. Aber wenn er sich auf eine Liebesaffäre mit ihr einließ, wer würde sie dann vor ihm retten? Er rieb sich das stoppelige Kinn. Okay, vielleicht war auch er derjenige, der dann gerettet werden musste. Aber trotzdem.
Er warf einen Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. Halb zwei. Mit quietschenden Reifen bog er in ihre Straße ein und atmete erleichtert auf, als er keinen Polizeiwagen vor ihrem Haus stehen sah. Erst in diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er bereits mit dem Schlimmsten gerechnet hatte.
Er parkte seinen Wagen und bemühte sich, die Tür leise zu schließen. Wenn bis jetzt noch keine Polizei da war, würde sie spätestens dann erscheinen, wenn Kyras Vermieterin mitbekam, dass er sich so spät noch ins Haus schlich.
Er stand gerade vor der Haustür, da öffnete sie sich, und ein junger Mann kam heraus. Während Michael schnell in den Hausflur schlüpfte, blieb der Mann stehen, zählte ein paar Geldscheine nach und stopfte sie achtlos in die Hosentasche. Michael runzelte schon die Stirn, doch dann sah er, wie der Mann in einen Pizzawagen stieg und davonfuhr.
Unwillkürlich fragte er sich, ob Mrs. Kaminsky um diese Zeit noch Pizza aß, tat den Gedanken
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