Latin Lover verzweifelt gesucht
davonzujagen, doch dann verlangsamte er den Schritt, als er sah, wer neben Kyra saß.
Craig Holsom.
Verdammt.
Michael blieb schließlich stehen und musterte grimmig die beiden, die noch vor zehn Tagen ein Paar gewesen waren. Kyra lauschte andächtig auf etwas, das Craig zu ihr sagte, während er so tat, als sei sie die einzige Frau hier in der Bar. Als der Trottel nicht einmal der vorbeieilenden üppigen Kellnerin einen Blick zuwarf, ballte Michael die Hände zu Fäusten. Jetzt legte Kyra den Kopf in den Nacken und lachte silberhell. Craig hingegen sah aus, als wolle er sie mit Haut und Haaren verschlingen.
Michael hätte ihn am liebsten erwürgt.
Stattdessen klemmte er sich den Blumenstrauß unter den Arm und verließ die Bar. Er hatte nach wie vor keine Lust, Trottel Nummer vierzehn zu werden.
Kyra schaute auf die Uhr. Michael müsste längst hier sein. Sie bat den Barkeeper um das Telefon.
“Wen rufst du an?”, wollte Craig sofort wissen und rückte näher an sie heran. Sie schob ihn weg.
“Meine Verabredung.”
Vorhin, als sie die Bar betreten und Craig gesehen hatte, war sie begeistert gewesen von der Gelegenheit, sich ihrem Ex in ihrer neuen Aufmachung zu präsentieren. Und ihre Erwartungen wurden beinahe noch übertroffen, als er sich geradezu auf sie gestürzt hatte. Auch als sie ihm erklärte, dass sie auf jemand anderen warte und keinerlei Absicht habe, sich wieder mit ihm einzulassen, wich er ihr nicht von der Seite. Doch schon nach wenigen Sätzen merkte sie, dass sie ihn schrecklich lästig fand.
“Du hast dich ja schnell getröstet”, meinte Craig verdrossen.
Du hast ja keine Ahnung, dachte Kyra.
Wenn er erst wüsste, dass sie mit Michael verabredet war …
Sie lächelte und wählte. Weder in seiner Wohnung noch im Büro noch auf seinem Handy konnte sie ihn erreichen. Das war merkwürdig. Sie wählte die Nummer ihrer Wohnung und hörte ihre Nachrichten ab.
“Kyra, hier ist Michael. Ich schaffe es heute Abend nicht. Tut mir leid. Ich erkläre es dir später.”
Er hatte die Nachricht vor fünf Minuten hinterlassen.
Sämtliche Lust zu feiern schwand. Und dabei hatte sie wirklich allen Grund dazu gehabt.
Kyra reichte das Telefon zurück und griff nach ihrer Handtasche.
“Wohin willst du?”, fragte Craig.
“Mein Freund hat mich gebeten, ihn woanders zu treffen”, log sie, weil sie nicht zugeben wollte, dass sie soeben versetzt worden war.
“Warum bleibst du nicht hier bei mir?” Craig strich ihr über den Arm.
Ihr schauderte. “Nein, danke.”
Sie hatte erwartet, ein Gefühl des Triumphes zu verspüren, als sie hoch erhobenen Hauptes die Bar verließ. Stattdessen konnte sie nur an Michael denken. Warum hatte er sie versetzt?
Michael saß über dem neuen Bauplan für Nevilles Haus. Jetzt sollte die Kücheninsel an einer anderen Stelle aufgebaut werden. Frustriert stöhnend rieb er sich den Nacken. Er war von der Bar aus direkt wieder ins Büro gefahren, in der Hoffnung, sich durch Arbeit abzulenken. Doch immer wieder schob sich das Bild von Kyra, wie sie mit ihrem Ex zusammensaß, vor seine Augen.
Er fluchte leise vor sich hin. Er hätte sich auf seinen Instinkt verlassen sollen. Von Anfang an hatte er befürchtet, dass er nur den Lückenbüßer spielen sollte, damit Kyra über ihre gescheiterte Beziehung mit Craig hinwegkam. Und genau das war er anscheinend geworden: ein Ersatzmann. Und was noch schlimmer war, womöglich kehrte sie sogar zu dem Kerl zurück.
Er griff nach dem Kaffee, den er sich gerade aus der Kaffeemaschine geholt hatte, und stieß ihn fast um. Wütend schüttelte er ein paar Tropfen der heißen Flüssigkeit von seiner Hand.
“Hast du keine Augen im Kopf?”
Michael schaute auf, in der Hoffnung, Kyra zu sehen.
Doch es war seine Partnerin, Janet Palmieri, die lächelnd vor seinem Zeichentisch stand.
Was tat sie hier? Ihm war im Moment wirklich nicht nach Plaudern zumute. Er runzelte die Stirn und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. “Du bist ja noch spät im Büro.”
“Du auch.”
Er räusperte sich ungehalten und hoffte, ihr dadurch verständlich machen zu können, dass er jetzt lieber allein wäre. “Neville hat mal wieder die Pläne geändert”, murmelte er als Entschuldigung.
“Idiot.”
“Ja.” Er radierte eine Linie aus und schaute dann wieder zu Janet hoch. Sie schien etwas auf dem Herzen zu haben. Ihm wäre es lieber, wenn sie es für sich behielt. Die Sache mit Kyra belastete ihn schon genug. “Hast du inzwischen Phyllis
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