Lauf des Lebens
presste die Beine zusammen, um seine Hand daran zu hindern, aufwärtszuwandern. Ihr Gesicht war gerötet.
„Ich mag das“, sagte er. Seine Augen leuchteten, seine Stimme klang heiser. „Deine Beine sind so glatt und kräftig. Weißt du, wie sie sich anfühlen? Wie kühler Satin.“
Dione drehte und wand sich bei dem Versuch, seine Hand loszuwerden. Aber zu ihrem Schrecken glitten seine Finger noch höher. Sie schnappte lautstark nach Luft und hielt sie an. Mit weit aufgerissenen, schreckensstarren Augen versuchte sie, das Gefühl der Panik zu kontrollieren, das sich in ihr aufbaute. Ihr war, als würde ihr das Herz gleich aus der Brust springen.
„Bitte, lass mich gehen“, wisperte sie. Sie hoffte, das Zittern ihrer Stimme würde ihm nicht ganz so auffallen, wenn sie leise sprach.
„Okay“, willigte er ein. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Aber erst bekomme ich einen Kuss.“
Jetzt hämmerte ihr Herz so wild, dass sie sich die Hand auf die Brust presste, um es zu beruhigen. „Ich … nur einen Kuss?“
„Das weiß ich noch nicht genau“, sagte er gedehnt und starrte auf ihre Lippen. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Das hängt davon ab, wie es uns gefällt. Meine Güte, Dione, es ist doch nicht das erste Mal, dass ich dich küsse. Dein heiliger Schwur, nichts mit einem Patienten anzufangen, wird dadurch schon nicht verletzt. Ein Kuss ist doch keine Verlobung.“
Trotz ihres angestrengten Versuchs, die Beine zusammenzupressen und seine vagabundierende Hand einzuklemmen, wanderte diese noch ein Stück höher.
„Es ist nur ein Kuss“, drängte er sanft und streckte seine linke Hand nach ihr aus. „Jetzt sei nicht so schüchtern.“
Sie war nicht schüchtern, sondern panisch. Aber trotzdem war sie noch in der Lage, zwischen Blake und Scott zu differenzieren. Das allein gab ihr den Mut, sich hinunterzubeugen und seinen Mund leicht mit ihren Lippen zu streifen. Die Berührung war so zart und leicht wie ein Lufthauch. Sie wich zurück und blickte zu ihm hinab. Seine Hand blieb auf ihrem Bein liegen.
„Du hast es versprochen“, erinnerte sie ihn.
„Das war kein Kuss“, meinte er. Sein Blick war intensiv und forschend. „Ich möchte einen richtigen Kuss, nicht einen Kinderkuss. Ich hatte lange Zeit keine Frau mehr. Ich möchte deine Zunge spüren.“
Kraftlos lehnte sie sich an den Tisch. Das schaffe ich nicht, dachte sie aufgewühlt. Doch nach einer Weile richtete sie sich innerlich auf und sagte sich: Doch, natürlich. Ich schaffe alles. Ich habe schon ganz andere Dinge bewältigt, die schlimmsten überhaupt. Es ist doch nur ein Kuss, nichts weiter als ein Kuss …
Obwohl ihre weichen, vollen Lippen zitterten, als sie sie auf seinen Mund drückte, gab sie ihm den gewünschten intimen Kuss – und war verblüfft, als sie spürte, wie er seinerseits zu zittern begann. Er nahm seine Hand von ihrem Schenkel und schlang beide Arme um sie. Aber er drückte sie nicht kräftig an sich, sondern eher so, als suche er Wärme und Nähe – und diese Art der Umarmung konnte sie ohne Panik ertragen. Sein Brusthaar kitzelte sie im Dekolleté. Ein leichter Moschusduft stieg ihr in die Nase. Sie fühlte die Wärme seiner Haut, sein kratziges Stoppelkinn an ihrer weichen Wange und die zarten Bewegungen seiner Zunge auf ihrer Zunge. Sie hielt die Augen zunächst geöffnet, schloss sie dann aber langsam und gab sich ganz den anderen Sinneseindrücken hin. Das Licht reduzierte sich zu einem roten Leuchten hinter ihren Lidern, ihr Geruchs- und Tastsinn schärften sich, während ihre konzentrierte Anspannung langsam nachließ.
Genau das hatte sie gewollt, erinnerte sie sich schemenhaft. Sie hatte nicht geglaubt, dabei Genuss empfinden zu können. Aber was sonst konnte die Erregung sein, die warm durch ihre Adern pulsierte, wenn nicht reine Wonne?
„Mein Gott, wie gut du riechst“, keuchte er und unterbrach den Kuss, um sein Gesicht schnuppernd in der weichen Kuhle ihres Halses zu vergraben. „Was ist das für ein Parfüm?“
Wie betäubt versuchte sie, sich an alle Parfüms zu erinnern, die sie ausprobiert hatte. „Ein Mix“, gab sie benommen zu.
Er seufzte kurz und hob seinen Kopf, um wieder zu ihrem Mund zu gelangen. Diesmal wurde der Kuss tiefer und fordernder, aber sie wehrte sich nicht dagegen. Im Gegenteil, sie erwiderte seinen Kuss ebenso heftig, bis er sich schließlich nach Luft schnappend an den Tisch lehnte.
„Du nutzt es aus, dass ich ein halb verhungerter Mann bin“,
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