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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann?«
    Unwillkürlich ballte er die Hände, die auf dem Tisch ruhten, zu Fäuste. »Du bist ein paarmal in der Woche mit Daniel Bishop joggen gegangen.« Wieder schwieg er. »Plötzlich fingst du an, jeden Morgen zu laufen. Erst fand ich das großartig. Ich dachte, es wäre genau das Richtige für dich, um mit dem Aufruhr deiner Gefühle fertig zu werden. Aber irgendwann fandest du anscheinend, daß Jogging nicht genügt. Du und Daniel...«
    »Wir hatten ein Verhältnis«, ergänzte Jane. »Wie bist du dahintergekommen?«

    Michael lachte bitter. »Du selbst hast es mir gesagt. Ganz beiläufig eines Nachts, als wir im Bett lagen.« Er hob abwehrend die Hände. »Ich will das jetzt nicht alles noch einmal aufwärmen.«
    »Aber ich muß es wissen. Was hast du getan?«
    »Das weiß ich wirklich nicht mehr.« Wieder lachte er. »Du siehst, du bist nicht die einzige, die Dinge verdrängt, an die sie sich lieber nicht erinnern möchte.«
    »Ich habe dir sehr weh getan, nicht wahr?«
    »Ja, aber du warst ja nicht du selbst. Das war mir klar. Zumindest sagte ich mir das. Damals schlug ich dir zum ersten Mal eine Therapie vor, aber du wolltest, wie gesagt, nichts davon hören. Also beschloß ich, mich in Geduld zu fassen und abzuwarten. Was hätte ich anderes tun können? Ich liebte dich. Ich wollte dich nicht verlieren.«
    »Ich war also beim Packen, als du nach Hause kamst...«
    »Ich versuchte, mit dir zu reden, aber das hatte überhaupt keinen Sinn. Du bist aus dem Zimmer gestürmt wie eine Wahnsinnige und nach unten in den Wintergarten gerannt. Ich lief dir nach. Du ranntest herum wie ein Tier im Käfig, und als ich noch einmal versuchte, mit dir zu reden, fingst du an auf mich einzuschlagen und schriest, ich wäre ein Idiot, so an dir zu hängen, ich wäre dümmer als dumm, wenn ich allen Ernstes glaubte, Daniel wäre der einzige Mann gewesen, mit dem du etwas gehabt hättest. Seit Daniel hättest du x andere gehabt und gerade eben kämst du aus dem Bett deines letzten Liebhabers.«
    Pat Rutherford, dachte Jane, die sich an den Namen auf dem Zettel erinnerte, den sie in ihrer Manteltasche gefunden hatte. Ihr war übel. Pat Rutherford, Z. 31, 12 Uhr 30. Hatte sie sich nach dem Besuch auf dem Friedhof mit Pat Rutherford in Zimmer 31 irgendeiner Absteige getroffen? Hatte diese heimliche Zusammenkunft sie so erschüttert, daß sie danach geglaubt hatte, ihren Mann verlassen zu müssen, mehr um seinet- als um ihrer selbst willen?

    »Ich nehme an, ich habe die Beherrschung verloren«, sagte Michael. »Ich packte dich und schüttelte dich. Du hast nach mir getreten. Es gab ein Handgemenge. Dann spürte ich plötzlich einen fürchterlichen Schmerz, als hätte man mir mit einem einzigen Ruck die ganze Kopfhaut abgerissen. Ich kippte um, das Blut strömte mir übers Gesicht, ich wollte mich an dir festhalten, und dann habe ich anscheinend das Bewußtsein verloren. Als ich ein paar Minuten später aufwachte, lag ich in einer Blutlache neben der Hollywoodschaukel, und du warst weg. Du hattest den Koffer, deine Handtasche, alles zurückgelassen. Später entdeckte ich, daß du unser Girokonto bereits vorher abgeräumt hattest. Knapp zehntausend Dollar.«
    Sekundenlang war es ganz still. Dann fragte Jane: »Warum hast du mein Verschwinden nicht der Polizei gemeldet?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte doch keine Ahnung, was geschehen war. Ich dachte, du wärst mit deinem Liebhaber durchgebrannt. Ich war verletzt und wütend dazu. Ich hielt es für das Beste, abzuwarten, bis du dich meldest.«
    Jane hatte Mühe, alles, was sie hörte, im Kopf zu behalten und mit dem zu vereinbaren, was sie schon wußte. »Aber als die Polizei bei dir anrief, hast du gelogen. Du sagtest, ich wäre zu Besuch bei meinem Bruder.«
    »Ich kann das nicht erklären, das gebe ich zu. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, es war mir einfach peinlich. Ich wollte diese ganze häßliche Geschichte nicht mit wildfremden Menschen erörtern. Es ging mir, ehrlich gesagt, auch um meinen guten Ruf. Aber als sie mir sagten, du seist im Krankenhaus und könntest dich nicht erinnern, wer du bist, wurde mir klar, wie ernst die Lage war, und ich wußte, daß ich alles tun mußte, um dir zu helfen.«
    »Und die Tabletten?«
    Jane sah, daß Michael ihrem eindringlichen Blick am liebsten ausgewichen wäre, und sah auch, daß er es nicht konnte.

    »In den Monaten nach dem Unfall hattest du schwere Depressionen. Dein Arzt verordnete Haldol. Ich habe es Dr.

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