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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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begann, auf den Fersen auf und ab zu wippen. »Geh doch einfach weg und laß mich in Ruhe.«

    »Das kann ich nicht, Jane. Ich liebe dich.«
    Trotz all ihres Mißtrauens spürte Jane, daß er die Wahrheit sprach. »Warum tust du mir dann das alles an?« fragte sie verzweifelt.
    »Ich will dir helfen.«
    »Du willst mich vernichten.«
    »Jane...«
    »Was war zwischen uns, Michael? Worüber haben wir an dem Tag gestritten, an dem ich verschwunden bin?«
    Das Aufblitzen in Michaels Augen überzeugte Jane, daß sie recht hatte: Es war tatsächlich etwas geschehen; sie hatten wirklich gestritten.
    »Jane, können wir das nicht zu Hause besprechen?«
    Jane ließ das schwere Buch auf den Tisch fallen. »In diesem Buch steht, daß eine hysterische Amnesie als Folge eines vorübergehenden Verlusts der...«, sie mühte sich, den genauen Wortlaut wiederzugeben, »...der Impulskontrolle auftreten kann, der beinahe zum Angriff auf das Leben eines geliebten Menschen geführt hätte. Siehst du? Meinem Gedächtnis fehlt nichts. Sag mir die Wahrheit, Michael«, drängte sie, als sie sah, daß die anderen im Raum neugierig geworden waren. »Worüber haben wir gestritten.«
    »Wir haben nicht gestritten«, behauptete er.
    »Du lügst.«
    »Jane...«
    »Wenn wir nicht gestritten haben, woher hast du dann die Verletzung an der Stirn?«
    »Das war ein Unfall. Ein Kind warf mir ein Spielzeug an den Kopf...«
    »Blödsinn!«
    »Dr. Whittaker«, mischte sich die Bibliothekarin ein, »soll ich den Sicherheitsdienst rufen?«
    »Nein!« schrie Jane.

    »Nein«, sagte auch Michael. »Noch nicht. Ich denke doch, daß ich mit meiner Frau vernünftig reden kann.«
    »Ich bin doch verrückt!« schrie Jane ihn an. »Wieso glaubst du, daß du mit mir vernünftig reden kannst?«
    »Weil ich dich kenne. Und weil ich dich liebe.«
    »Warum wollte ich dich dann umbringen?«
    »Das wolltest du nicht.«
    »Wir haben nicht gestritten? Du hast mich nicht gepackt? Geschüttelt vielleicht? Ich hab mir nicht den nächstbesten Gegenstand geschnappt und ihn dir an den Kopf gedonnert?«
    Michael war sprachlos.
    »Dann sag mir doch« fuhr Jane fort, die jetzt entschlossen war, nichts mehr zurückzuhalten, »wie das Blut auf mein Kleid gekommen ist?«
    »Blut?« rief die Bibliothekarin erschrocken. »Um Gottes willen.«
    »Das war doch dein Blut, stimmt’s, Michael?«
    Michael sagte nichts.
    »Und woher kam das Geld, Michael? Die zehntausend Dollar, die ich in den Manteltaschen hatte. Wie ist das dahin gekommen? Woher hatte ich es? Sag es mir, Michael. Ich sehe dir an, daß du genau weißt, wovon ich spreche.«
    Ihren Worten folgte ein Moment atemloser Stille.
    »Warum hast du von alledem vorher nichts gesagt?« fragte Michael dann ruhig.
    Jane zuckte mit den Achseln und hatte das Gefühl, daß ihr eine ungeheure Last von den Schultern fiel. Sie hatte es geschafft. Sie mußte dieses Geheimnis nicht länger mit sich herumschleppen. Es war heraus, und alle hatten ihre Worte gehört.
    »Könnten Sie uns bitte ein paar Minuten allein lassen?« fragte Michael die anderen. »Ich muß mit meiner Frau allein sprechen.«
    »Warum kannst du nicht in ihrem Beisein reden?« fragte Jane,
die plötzlich das beklemmende Gefühl hatte, daß das, was sie zu hören bekommen würde, ihr nicht gefallen würde.
    »Ich könnte es«, meinte Michael ruhig. »Aber ich glaube, das, was ich dir zu sagen habe, sollte unter uns bleiben. Jedenfalls fürs erste. Wenn du nachher anderer Meinung bist, kannst du ihnen alles selbst sagen. Du kannst es sagen, wem du willst, auch der Polizei, wenn das dein Wunsch sein sollte. Es war wahrscheinlich ein Fehler von mir, dich schützen zu wollen. Ich habe dich offensichtlich zu lange von allem abgeschirmt.«
    »Ich gebe dem Sicherheitsdienst Bescheid, daß sie jemanden vor die Tür stellen«, sagte Dr. Klinger, und weder Jane noch Michael protestierten.
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie hier so einfach verdränge«, sagte Michael zu der Bibliothekarin.
    »Ich wollte sowieso Kaffeepause machen.«
    »Danke.«
    »Vielleicht könnten Sie sich später noch einmal bei mir melden«, sagte Dr. Klinger, als er Michael die Hand gab.
    Dann zog er sich widerstrebend zurück, und der junge Assistenzarzt und die Bibliothekarin folgten ihm.
    »Komm mir ja nicht zu nahe«, warnte Jane, als die Tür sich hinter den dreien geschlossen hatte und Michael einen Schritt näher trat.
    »Was glaubst du denn, daß ich tun werde, Jane?«
    »Ich weiß nicht. Du bist sehr geschickt. Ich

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