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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Street war in der anderen Richtung, in der Gemeinde Newton Upper Falls, einige Kilometer entfernt. Dem Plan folgend, fand Jane sie ohne große Mühe, atmete aber dennoch auf, als sie endlich das Straßenschild mit der Aufschrift >Roundwood Street< erblickte. Langsam tuckerte sie die Straße entlang und hielt nach der richtigen Nummer Ausschau. »Da ist es!« rief sie laut und trat viel zu hart auf die Bremse. Der Wagen hielt mit einem Ruck an, stieß einen letzten Seufzer aus und gab seinen Geist auf. »Auch recht«, murmelte Jane. Sie machte sich nicht die Mühe, den Motor nochmals anzulassen, um den Wagen näher an den Bordstein heranzufahren, sondern ließ das Fahrzeug einfach stehen.
    Anne Halloren-Gimblet, bitte sei zu Hause.
    Stolpernd rannte sie den Gartenweg zu dem großen weißen Haus hinauf, das dem ihren nicht unähnlich war, und lehnte sich an die Tür, um einen Moment zu verschnaufen und ihre Kräfte zu sammeln. Minuten vergingen, ehe ihr einfiel, daß sie vergessen hatte zu läuten. Sie holte es nach, läutete Sturm und schlug gleichzeitig mit der Faust gegen die Tür.
    »Augenblick!« rief von drinnen eine Frau. »Ich komme.«
    Die weißgestrichene Tür wurde einen Spalt aufgezogen. Anne Halloren-Gimblett spähte heraus. »Ja?«
    »Anne Halloren-Gimblet?« fragte Jane und kam sich vor wie eine Polizeibeamtin.

    »Ja.« Die Stimme der Frau war zaghaft, als sei sie sich nicht sicher.
    »Ich bin’s, Jane Whittaker. Wir haben uns neulich in der Newbury Street getroffen. Unsere Töchter waren in derselben Klasse.« Sie spürte das Widerstreben der Frau, sie hineinzulassen. »Kann ich einen Moment hereinkommen. Ich hätte Sie gern gesprochen.«
    »Mein Gott, ich habe Sie gar nicht erkannt!« rief Anne Halloren-Gimblet. Sie zog die Tür ein Stück weiter auf, trat zurück und bedeutete Jane einzutreten.
    »Ich hatte es heute morgen sehr eilig«, sagte Jane, der plötzlich einfiel, daß sie in Michaels altem Hemd und der dunkelgrünen Hose, ungewaschen und mit schlafwirrem Haar wie eine Pennerin aussehen mußte. »Ich sehe wahrscheinlich fürchterlich aus.«
    »Möchten Sie eine Tasse Kaffee? Ich glaube, es ist noch welcher da.«
    »Oh, sehr gern.«
    Jane folgte der Frau, die sehr adrett gekleidet und tadellos geschminkt war, in die rot-weiße Küche. Anne Halloren-Gimblet war groß und schlank und vielleicht ein paar Jahre älter als Jane. Sie hatte blondes Haar, um das sie einen schwarzen Haarreif trug. Sie gab sich alle Mühe, Jane nicht anzustarren, aber es war offensichtlich, daß dieser unerwartete Besuch sie verwunderte, vielleicht sogar ein wenig beunruhigte.
    »Wie trinken Sie ihn?«
    »Schwarz. Koffein pur.«
    Anne Halloren-Gimblet lächelte, schenkte Jane eine große Tasse ein und bat sie, sich zu setzen. Jane zog einen der Stühle am Küchentisch heraus, setzte sich und spülte den Kaffee mit einem Zug hinunter. Sie bat um eine zweite Tasse.
    »Ich hab gar nicht gemerkt, wie durstig ich bin«, sagte sie, während die Frau ihr ein zweites Mal einschenkte.
    »Jane - ich darf Sie doch Jane nennen?«

    »Natürlich, gern. Anne«, sagte sie, und die Frau lächelte wieder.
    Sie hatte keine Ahnung, was ich hier will, dachte Jane. Sie weiß nicht, was sie von meinem Erscheinen halten soll, und sie ist zu höflich, um zu fragen. Es wäre ihr lieb, wenn ich mein Anliegen vorbringen, meinen Kaffee austrinken und wieder verschwinden würde.
    »Jane, ist Ihnen nicht gut? Sie sahen schon neulich nicht besonders gut aus, und...«
    »Jetzt sehe ich noch übler aus, ich weiß.«
    »Es ist nur - so kenne ich Sie gar nicht. Auch wenn wir uns natürlich nicht besonders gut kennen.«
    Was soll ich ihr sagen? fragte Jane, die sah, wie die Frau vor Konzentration die blaßgrünen Augen zusammenkniff. Soll ich es riskieren, ihr die Wahrheit zu sagen? Daß sie mich wahrscheinlich besser kennt als ich selbst; daß ich keine Ahnung habe, wer ich bin; daß mein Mann mich belogen, mich mit Drogen vollgepumpt hat und mich jetzt in eine Anstalt bringen will? Daß ich zu Hause entwischt bin, indem ich die Haushälterin ins Badezimmer gesperrt und dann ihren Wagen gestohlen habe? Daß ich wegen einer unbedachten Bemerkung hergekommen bin, die sie auf der Treppe eines Juwelierladens in der Newbury Street gemacht hat; daß ich wissen muß, ob meine Tochter am Leben ist, und daß sie, die mich nicht besonders gut kennt, die einzige ist, bei der ich darauf vertrauen kann, daß sie mir die Wahrheit sagt?
    »Haben Sie vielleicht noch

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