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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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immer noch mal einen Elternsprechtag.«
    »Ich hatte kein Verhältnis mit Pat Rutherford.«

    »Wie bitte?«
    »Pat Rutherford ist Emilys Lehrerin.«
    »Mrs. Whittaker, ehrlich gesagt - ich fühle mich überfordert. Ich glaube, Sie brauchen Hilfe.«
    »Ich muß unbedingt telefonieren.«
    Jane drängte sich an der Frau vorbei und lief in die Küche. Sie riß den Telefonhörer von der Wand. Anne war ihr gefolgt, hielt jedoch einen Sicherheitsabstand. Jane sah die Furcht in ihren Augen und wünschte, sie könnte ihr ein Wort der Beruhigung sagen. Aber sie wußte, ganz gleich, was sie sagte, sie würde es nur schlimmer machen.
    »Ich muß unbedingt mit Pat Rutherford sprechen. Haben Sie ihre Privatnummer?«
    Anne schüttelte den Kopf. »Und die Schule ist während der Sommerferien geschlossen«, fügte sie hinzu, Janes nächste Frage vorwegnehmend.
    Jane drückte den Telefonhörer fest an die Brust. >Pat Rutherford, Z. 31, 12 Uhr 30<. Sie sah den Zettel vor sich. Pat Rutherford, wiederholte sie lautlos. Emilys Lehrerin. Kein Mann, mit dem sie eine schmutzige kleine Affäre gehabt hatte.
    Hatte sie überhaupt Affären gehabt?
    Hastig tippte sie 411, verlangte Boston auf die obligatorische Frage nach dem Ort und sagte: »Die Nummer von Daniel Bishop bitte.«
    Sie schrieb Daniels Privatnummer und die Praxisnummer auf einen rosaroten Zettel, sah auf die Uhr am Herd und beschloß, es zuerst bei Daniel zu Hause zu versuchen.
    »Sie haben doch nichts dagegen?« fragte sie Anne, die wie zur Flucht bereit, an der Tür stand.
    Daniel meldete sich beim vierten Läuten, gerade als Jane auflegen wollte. »Ja?« Kein >Hallo<, ein einfaches >Ja<, als hätte er sie erwartet, als befänden sie sich bereits mitten im Gespräch.
    »Daniel?«

    »Ja?« Ein etwas ungeduldiger Unterton, als hätte sie ihn bei einer wichtigen Tätigkeit gestört.
    »Hier ist Jane Whittaker.«
    »Jane! Ach, entschuldige, ich habe deine Stimme nicht erkannt. Ich war gerade auf dem Weg in die Praxis. Was gibt’s denn? Ist was nicht in Ordnung? Ich habe ein paarmal bei dir angerufen, aber eure Haushälterin...«
    »Daniel«, unterbrach sie ihn und hielt inne. Aber zum Teufel, es gab keine Möglichkeit, die Frage diskret zu stellen; »Daniel, hatten wir ein Verhältnis miteinander?«
    Jane hörte, wie die Frau an der Tür nach Luft schnappte und stellte sich vor, daß Anne Halloren-Gimblet ein genauso fassungsloses Gesicht machte wie Daniel.
    »Was?« In Daniels Stimme klang ein Lachen.
    »Es ist mir ernst, Daniel. Hatten wir ein Verhältnis?«
    Einen Moment blieb es still. »Was soll das, Jane? Hört Carole am Nebenapparat mit?«
    »Nein. Ich bin allein, Daniel, und ich muß es wissen.«
    »Das versteh ich nicht. Wovon redest du?«
    »Ich kann dir jetzt nicht die ganze Geschichte in allen Einzelheiten erzählen. Ich erklär dir das alles später. Jetzt brauche ich ein einfaches Ja oder Nein. Also - hatten wir ein Verhältnis miteinander?«
    »Aber nein, natürlich nicht.«
    Jane drückte die Augen zu und hielt den Telefonhörer beinahe zärtlich fest.
    »Ich kann nicht behaupten, daß ich es nicht gewollt hätte«, fuhr Daniel fort. »Ich glaube, das wußtest du auch, aber es war nie ein Thema. Jane, hör mal«, sagte er, als würde ihm plötzlich bewußt, daß es eigentlich nicht notwendig sein sollte, ihr das alles zu erklären, »dieses Gespräch ist völlig verrückt. Steckst du in Schwierigkeiten?«
    »Danny«, sagte Jane, »weißt du, wo Emily ist?«

    »Emily? Nein. Warum?«
    »Michael hält sie vor mir versteckt.«
    »Was?«
    »Bitte, sag jetzt nichts. Dir erscheint das alles sicher völlig unsinnig, aber ich hab jetzt keine Zeit für Erklärungen. Ich muß Emily finden.«
    »Aber Jane...«
    »Wenn etwas schiefgeht, wenn sie mich erwischen, ehe ich Emily gefunden habe, und sie mich in eine Anstalt stecken, dann mußt du wissen, daß ich nicht verrückt bin, Daniel. Dann versuch bitte, mir zu helfen. Ich bin nicht verrückt, das weißt du.«
    »Jane...«
    Jane legte auf und wandte sich der verwirrten Anne Halloren-Gimblet zu. Ehe Jane etwas sagen konnte, sagte diese: »Ich habe keine Ahnung, was hier vorgeht. Und, um ehrlich zu sein, ich will es auch gar nicht wissen. Ich möchte Sie nur bitten, jetzt zu gehen.«
    Jane lächelte zum Zeichen ihres Verständnisses und ihrer Dankbarkeit und wollte Anne beruhigend den Arm tätscheln, aber diese wich zurück, und Jane ließ den ausgestreckten Arm sinken. Ohne ein weiteres Wort eilte sie aus der Küche und durch

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