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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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erstarrte Jane, keiner Reaktion fähig. Was tat er um diese Zeit zu Hause?
    »Jane, was ist los? Erst bekomme ich einen reichlich merkwürdigen Anruf von der Bank, du hättest das ganze Geld von unserem Konto abgehoben, und ein paar Minuten später ruft Carole an und erzählt mir, du seist völlig aufgelöst nach Hause gekommen, es sei bestimmt etwas passiert, aber du hättest ihr nichts sagen wollen. Ich hab mich natürlich sofort in den Wagen gesetzt. Ich habe wahrscheinlich sämtliche Geschwindigkeitsgrenzen überschritten vor lauter Sorge. Jane - hörst du mir eigentlich zu? Hörst du mich, Jane?«
    Jane wirbelte herum, eiskalte Wut im Blick, »O ja, ich höre dich.«
    »Jane, steckst du in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
    »Schwierigkeiten?«
    »Sag mir doch, was passiert ist. Hast du wieder einen mit der
Handtasche niedergeschlagen?« Er lachte beinahe. »Was ist denn, Liebes? In was für ein Schlamassel hast du dich denn jetzt wieder reinbugsiert, hm?«
    »Du mieses Schwein!« kreischte Jane und stürzte sich auf ihn, schlug ihm die Hände wie Klauen in die Haare und krallte nach seinen Augen.
    Michael packte ihre Hände, hielt sie an den Handgelenken fest und schob sie zurück. »Um Gottes willen, Jane, was ist denn in dich gefahren?«
    »Du Schwein, du dreckiges Schwein! Wie konntest du das nur tun?«
    »Was denn? Jane, was redest du da?«
    »Ich war heute bei Emilys Lehrerin, Michael. Sie machte sich Sorgen, weil Emilys Verhalten sich in letzter Zeit auffallend verändert hat.« Jane hörte auf, sich zu wehren und wurde sehr ruhig. Michael sah sie erwartungsvoll an. »Sie sagte, ihrer Meinung nach bestünde die Möglichkeit, daß Emily das Opfer eines sexuellen Mißbrauchs ist.«
    Der Ausdruck des Entsetzens, der über sein Gesicht flog, schien echt zu sein. War es Entsetzen über das, was Emily angetan worden war, oder Entsetzen darüber, ertappt worden zu sein.
    »Was? Von wem? Hat sie eine Ahnung, wer es sein kann?«
    »Du brauchst mir nichts vorzumachen, Michael.« Janes Stimme war kalt. »Es ist zu spät. Das zieht bei mir nicht...«
    »O Gott, du glaubst, daß ich...«
    »Hör endlich auf, Michael. Ich habe mit Emily gesprochen. Sie hat mir alles gesagt.«
    Es blieb einen Moment still. Dann sagte Michael: »Da hat ihr offensichtlich jemand etwas eingeblasen.«
    »Kein Mensch hat ihr etwas eingeblasen, du gemeiner Hund!« Jane wollte erneut auf ihn losgehen, und wieder gelang es Michael, sie abzuwehren. »Du mieses, perverses Schwein! Wie konntest du so was tun? Dein eigenes Kind belästigen!«

    Jane trat mit den Füßen nach ihm, und er wich zurück, ließ ihre Arme plötzlich los, als ekle ihn die bloße Berührung an. Jane hob die Hände vors Gesicht, als könne sie sich so vor dem Entsetzlichen abschirmen, das sie sah. Im Dunkel ihrer hohlen Hände blitzte ihr Ehering auf. Sie riß ihn sich vom Finger und schleuderte ihn quer durchs Zimmer. Er schlug an die gegenüberliegende Wand und fiel in die Ecke.
    »Herrgott noch mal, Jane, was tust du da?«
    »Umbringen könnte ich dich!«
    »Du bist verrückt, Jane. Ich liebe dich, aber ich habe schon lange den Eindruck, daß du völlig aus dem Gleichgewicht bist.«
    Jane stand wie angewurzelt. Wenn sie jetzt auch nur eine Bewegung machte, dachte sie, würde sie ihn tatsächlich umbringen.
    »Ich bin verrückt?«
    »Du brauchst dir nur selbst zuzuhören. Hör dir doch an, was du sagst. Glaubst du im Ernst, ich wäre fähig, meiner eigenen Tochter zu nahe zu treten?«
    »Ich glaube Emily.«
    »Emily ist ein Kind. Kinder haben eine blühende Phantasie.«
    »Emily würde so etwas niemals sagen, wenn es nicht wahr wäre.«
    »Ach? Willst du behaupten, daß Kinder niemals lügen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Willst du behaupten, daß Emily nie gelogen hat? Wenn ja, darf ich dich vielleicht an einige Gelegenheiten erinnern...«
    »Ich weiß, daß sie manchmal schwindelt.«
    »Aber du bist sicher, daß sie jetzt nicht lügt.«
    »ja.«
    »Und wieso bist du da so sicher?«
    Ja, wieso? Jane wurde einen Moment schwankend. Aber dann sah sie Emily vor sich, die innere Qual auf ihrem süßen kleinen Gesicht, als sie den Namen ihres Vaters geflüstert hatte.

    »Weil Emily dich liebt. Weil es ihr fast das Herz zerrissen hat, als sie das Versprechen brach, das sie dir gegeben hat. Weil ich weiß, wenn mein Kind mich belügt.«
    »Natürlich, genau wie du alles andere weißt. Wie du weißt, daß du immer recht hast und alle anderen unrecht haben. Wie zum Beispiel, wenn du

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