Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
irgendeiner frustrierten, altjüngferlichen Lehrerin?« Er legte eine Pause ein, um seine Worte wirken zu lassen. »Willst du Emily endlosen ärztlichen Untersuchungen aussetzen, sie den manipulativen Fragen wohlmeinender Sozialarbeiter und dem zweifellos äußerst unangenehmen Verhör durch einen erstklassigen Verteidiger unterwerfen? Wozu? Damit der Richter dann feststellen muß, daß er mich auf der Grundlage des vorgebrachten Beweismaterials höchstens dafür verurteilen kann, daß ich einer gefährlich labilen Frau ein allzu nachsichtiger Ehemann war? Eins kannst du mir glauben, Jane: Ich werde mit Leichtigkeit nachweisen können, daß du eine unfähige Mutter bist. Aber du wirst niemals beweisen können, daß ich pervers bin.«
    »Du bist wirklich das Letzte.«

    »Nein. Aber ich habe recht, und ich denke, das weißt du auch.« Er sah nachdenklich zur Decke hinauf. »Ich werde dir sagen, worauf ich mich einlassen würde.«
    Jane fragte sich, an welcher Stelle sie sich die Kontrolle über das Gespräch hatte aus der Hand nehmen lassen. »Ja?« fragte sie mit brüchiger Stimme. »Worauf würdest du dich einlassen?«
    »Auf eine Scheidung, wenn du sie wirklich willst, obwohl es das Letzte ist, das ich will. Ich liebe dich, Jane.«
    »Aber warum dann? Wie konntest du...?«
    »Wie konnte ich was?«
    »Mein Gott, Michael!« rief Jane zornig. »Du hast in ihre Hand ejakuliert. Willst du das wirklich leugnen?«
    »Bis zu meinem letzten Atemzug.« Er lächelte. »Oder deinem.«
    Jane zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen. »Ist das eine Drohung?«
    »Ich drohe nicht, Jane. Ich bemühe mich nur, Frieden zu schließen.«
    »Ach so. Da hab ich doch wieder etwas falsch verstanden.«
    »Anscheinend.«
    »Also gut, was genau willst du? Nur damit ich dich nicht wieder mißverstehe.«
    »Ich will das gemeinsame Sorgerecht für unsere Tochter.«
    »Was? Wie kannst du auch nur einen Moment lang glauben, daß ich dem zustimmen würde?«
    »Selbst wenn das Gericht dir das alleinige Sorgerecht zusprechen sollte, könntest du mich nicht daran hindern, sie zu sehen. Das weißt du. Ich habe als Vater gewisse Rechte.«
    »Du hast alle Rechte, die du vielleicht gehabt hättest, verwirkt.«
    »Ich denke nicht, daß du viele Menschen finden wirst, die dir zustimmen. Ich denke, sogar Emily würde dem Gericht sagen, daß sie ihren Daddy sehen möchte.«

    Jane sah sich verzweifelt im Zimmer um, als hoffe sie, dort eine Antwort zu finden, nur eine kleine Tatsache, die sie als schlüssigen Beweis vorbringen konnte. Sie fand nichts.
    »Wärst du mit Besuchen unter Aufsicht einverstanden?«
    »Niemals. Das käme einem Schuldeingeständnis gleich. Ich habe nichts verbrochen.«
    Jane hätte am liebsten laut geschrien vor Verzweiflung. »Ich kann das alles nicht fassen. Was ist mit uns geschehen? Du bist mir völlig fremd?«
    Michael trat mit ausgestreckten Armen einen Schritt auf sie zu. »Ich liebe dich, Jane.«
    »Nein!«
    »Ich liebe dich. Selbst jetzt noch, nach all den furchtbaren Dingen, die du gesagt hast, liebe ich dich. Du bist so schön. Ich möchte dich nur in die Arme nehmen und festhalten.«
    »Hast du’s mit dieser Masche auch bei unserer Tochter probiert, Michael? Ja, hast du das? Hast du das getan, du Dreckskerl?«
    Sie begann zu schreien, unartikulierte, wilde Schreie, und rannte aus dem Zimmer. Sie vergaß die Koffer, rannte, von Michael gefolgt, die Treppe hinunter. Er überholte sie und versperrte ihr den Weg zur Haustür. Sofort wirbelte sie herum und stürzte zur Hintertür. Aber Michael war vor ihr da und ließ sie nicht hinaus. Sie rannte in den Wintergarten, diesen schönen Raum, den sie immer geliebt hatte, den Michael extra für sie hatte bauen lassen. Ihre Zuflucht. Ihr Gefängnis, dachte sie jetzt, nahe daran, sich durch eines der großen Fenster zu stürzen.
    Er kam auf sie zu, und sie wich zurück, stieß gegen die Hollywoodschaukel, die nach rückwärts wegschwang. Haltsuchend fuchtelte sie mit den Händen in der Luft herum, bekam eine Messingvase zu fassen, die sie aus dem Orient mitgebracht hatten, und schwang sie hoch über ihren Kopf, während sie mit den Füßen noch festen Stand suchte.

    »Du bist wirklich total verrückt«, sagte er lachend. »Ich denke, ich werde das alleinige Sorgerecht für mich beantragen.«
    Sie schwang den Arm abwärts, all ihre Wut und Enttäuschung in der Bewegung, und schlug Michael die Vase an den Kopf, noch bevor er zur Seite springen konnte. Eine dolchähnliche Spitze riß ihm

Weitere Kostenlose Bücher