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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Busbahnhof gelandet war.
    Sie ging hinein, drängte sich zwischen Menschen zum hinteren Teil der Halle durch, um die Tüte mit ihrem blutigen Kleid und dem größten Teil des Geldes in eines der Schließfächer zu sperren. Aber gerade, als sie die Münzen in den Zahlschlitz werfen wollte, bemerkte sie ein Schild, das besagte, daß die Schließfächer nach vierundzwanzig Stunden geleert wurden. Sie mußte sich etwas anderes suchen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte sie zu einem älteren Mann in tadellos gebügelter blauer Uniform. »Kann ich hier irgendwo für länger als vierundzwanzig Stunden etwas deponieren?«
    »Gehen Sie rechts den langen Gang runter«, sagte er ihr, mit dem Arm den Weg weisend.
    Die Plastiktüte leicht von sich abhaltend, als enthielte sie blutige Körperteile und nicht nur ihr blutiges Kleid, folgte sie dem langen Gang.
    »Ich möchte das in die Aufbewahrung geben«, sagte sie zu der Frau, die mit gelangweiltem Gesicht hinter der Theke saß und in einer Zeitschrift blätterte.

    Die Frau blickte nicht einmal auf. »Zwanzig Dollar Hinterlegungsgebühr.«
    Erst als sie die Zwanzig-Dollar-Note über den Tisch schob, klappte die Frau widerwillig ihre Illustrierte zu und schrieb eine Quittung aus, ehe sie nach vorn kam und ihr einen Schlüssel in die Hand drückte.
    »Man braucht zwei Schlüssel«, erklärte sie mit Automatenstimme, während sie ihr zu den Schließfächern vorausging. »Den einen bekommen Sie. Den anderen behalten wir. Aber man braucht beide, um das Fach zu öffnen. Verlieren Sie ihn also nicht. Rückerstattung oder Nachzahlung bei Abholung.«
    Sie nickte und stieß schnell die Plastiktüte in das jetzt offene Schließfach. Sie sah, daß ihre Hände zitterten, und fragte sich, ob auch die Frau es bemerkt hatte. Würde sie es heimlich der Polizei melden? Verdächtig aussehende Frau mit zitternden Händen hinterlegt gerade verdächtig aussehendes Paket in Schließfach 362. Aber seien Sie vorsichtig. Sie scheint irgendwas auf dem Gewissen zu haben.
    Es spielte keine Rolle. Sie hatte sowieso beschlossen, zur Polizei zu gehen. Sie hatte den Entschluß am Morgen gefaßt, als ihr endlich aufgegangen war, daß ihr Zustand vielleicht länger andauern würde, als sie zunächst geglaubt hatte. Sie konnte nicht noch einen weiteren Tag in diesem Niemandsland herumtappen. Wenn sie selbst nicht herausbekommen konnte, wer sie war, dann mußte sie sich von anderen helfen lassen, ganz gleich, wodurch ihr Zustand ausgelöst worden war, ganz gleich, woher das Blut auf ihrem Kleid kam, ganz gleich, wer ihr die Taschen mit Hundert-Dollar-Scheinen vollgestopft hatte. Was auch immer geschehen war, wessen auch immer sie schuldig war, es konnte nicht schlimmer sein als dies - dieses Nichtwissen.
    Doch sie hatte sich überlegt, daß es vielleicht besser war, nicht gleich alles Beweismaterial zu übergeben. Die Polizei hätte zunächst einmal nur das viele Geld und das Blut gesehen, und man
hätte es den Leuten nicht einmal verübeln können. Sie selbst hatte sich ja genauso irreführen lassen.
    Nein, bevor sie die Sache komplizierte, indem sie der Polizei Beweise ihrer Schuld vorlegte, wollte sie wissen, welchen Verbrechens sie schuldig war, wenn überhaupt. Wenn sie gleich mit einer Tüte voll Geld und einem Kleid voller Blut ins Revier marschierte, würden die dort in Panik geraten, wie sie selbst in Panik geraten war. Es war besser, diese Dinge zunächst für sich zu behalten. Alles schön der Reihe nach. Und an erster Stelle in dieser Reihe stand die Notwendigkeit herauszufinden, wer zum Teufel sie eigentlich war.
    Sie wartete, bis die Frau wieder hinter ihrer Theke und in die Zeitschrift vertieft war, ehe sie einen ihrer neuen Schuhe auszog, die Innensohle zurückklappte und den Schließfachschlüssel darunter schob. Sie zog die Innensohle wieder nach vorn und schlüpfte wieder in den Schuh. Es fühlte sich merkwürdig an, unrecht, wie so häufig bei Geheimnissen. Aber sie würde sich schon daran gewöhnen.
    Sie warf die Quittung in einen Abfallkorb, an dem sie vorüberkam, und ging schnell aus der Halle hinaus. Während sie, verwundert über ihren unverwüstlichen Appetit, noch überlegte, ob sie irgendwo rasch etwas essen sollte, sah sie den jungenhaften Polizisten an der Ecke Stuart und Berkeley Street. Weg war der Appetit.
    »Entschuldigen Sie«, begann sie zaghaft und vorsichtig. »Können Sie mir vielleicht helfen?«

4
    »Okay, bleiben Sie ganz locker. Es tut nicht weh.«
    »Was passiert denn

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