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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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auch jetzt, es zu tun?
    Sie wußte die Antwort, ohne sie formulieren zu müssen: Selbsterhaltungstrieb. Jetzt ging es erst einmal um sie selbst. Die Regenwälder würden warten müssen. Und Michael auch.
    »Schau nicht hin«, sagte er.
    Und wie ein Kind, dem man verbietet, einen fremden Menschen anzustarren, sah sie prompt hin. Drei Autos, mehrere Polizeifahrzeuge und ein Krankenwagen standen am Straßenrand. Sie sah im Vorbeifahren aufgeschlitztes Metall und gesplittertes Glas, einen jungen Mann, der, den Kopf in den Händen, auf dem Asphalt saß und weinte. Sie sah, wie eine Trage in den Krankenwagen geschoben wurde. Ein Polizeibeamter stand neben dem jungen Mann und versuchte, ihn in eines der wartenden Polizeifahrzeuge zu lotsen.
    Der Verkehr kam zum Stillstand, als der Krankenwagen mit heulender Sirene anfuhr und davonbrauste. Der junge Mann ließ sich in einen der Polizeiwagen helfen, der danach ebenfalls abfuhr. Nur ein Polizeiauto blieb zurück, zweifellos um die Ankunft der Abschleppwagen zu erwarten. Jane fragte sich, wie es zu dem Unfall gekommen war und wieviele Menschen beteiligt gewesen waren, wieviele verletzt worden waren und wie sich dieser kurze Augenblick auf ihr Leben auswirken würde.
    »Worüber denkst du nach?« fragte Michael, der sie angespannt beobachtete. Er machte ein Gesicht, als hätte er Angst, sie würde gleich aus dem Wagen steigen.

    Sie sagte es ihm, und er schien erleichtert. Sie wollte ihn fragen, warum, überlegte es sich aber anders und fragte statt dessen: »Wo waren wir auf unserer Hochzeitsreise?«
    Wenn er die Frage gerade in diesem Moment seltsam fand, so ließ er es sich nicht anmerken. »Auf den Bahamas«, antwortete er, den Blick auf die Straße gerichtet in der Erwartung, daß der Verkehr sich wieder in Bewegung setzen würde.
    Ihre Phantasie zeigte ihr Bilder von weißen Sandstränden und glitzerndem blauen Wasser, von exotischen Fischen in leuchtenden Farben, die sich dicht unter der Wasseroberfläche tummelten, von flachen Häusern in Pastelltönen von Rosa und Gelb, von Liebespaaren, die eng umschlungen am Wasser entlangschlenderten.
    Sie sah sich selbst in ihrem etwas biederen schwarzen Badeanzug, dem Foto entsprungen, das Michael ins Krankenhaus mitgebracht hatte. Und neben sich sah sie Michael, sah, wie sie Arm in Arm den Strand entlangliefen und sich dann in den kühlen weißen Sand warfen, um sich in enger Umschlingung darin zu wälzen.
    Sie sah sich und Michael in ihrem Hotelzimmer, die Badesachen in einem hastig hingeworfenen Häufchen auf dem Boden. Sie sah das Bett, auf dem sie sich liebten, ihre schweißglänzenden Körper in rhythmischer Bewegung miteinander verschmolzen, und unwillkürlich stöhnte sie.
    »Ist alles in Ordnung?« fragte er hastig.
    Bitte frag mich jetzt nicht, woran ich gedacht habe, flehte ihr Blick, und er fragte nicht.
    »Alles in Ordnung«, versicherte sie und versuchte, das Bild ihrer Umarmung wegzuzwinkern. Sie sah zum Seitenfenster hinaus und stellte überrascht fest, wie schnell sie jetzt fuhren.
    Als könnte er ihre Gedanken lesen, sagte er: »In ein paar Minuten sind wir da.«
    Sie wollte lächeln, aber ihre Lippen blieben starr. Neue Angst
kroch durch ihren Körper wie ein eisiger Strom. Sie kroch ihr von der Brust in den Magen und den Darm, und einen Moment lang glaubte sie, sie müsse ihn bitten, am Straßenrand zu halten. Aber das Gefühl ging vorbei. Die Angst blieb.
    »Erzähl mir von unseren Freunden«, sagte sie und hörte das Zittern in ihrer Stimme.
    »Soll ich sie nach Beliebtheitsgrad aufzählen?« Er lachte, und sie lachte mit ihm, fand das einen herrlichen Einfall. »Okay, dann laß mal sehen. Die ersten auf der Liste wären Howard und Peggy Rose, die den Sommer über in Südfrankreich sind wie jedes Jahr. Dann kommen wahrscheinlich die Tanenbaums, Peter und Sarah, die wir beim Tennis jedesmal schlagen, die das aber immer sehr gelassen hinnehmen. Dann die Carneys, David und Susan - sie sind beide Ärzte, dann Ian und Janet Hart und Eve und Ross McDermott. Sagt dir irgendeiner dieser Namen etwas?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Und Freundinnen?« fragte sie.
    »Meine oder deine?«
    »Fangen wir mit meinen an«, meinte sie, sein Lächeln erwidernd. »Habe ich überhaupt welche?«
    »Ein paar. Lorraine Appleby - du hast damals mit ihr zusammengearbeitet - und Diane - äh - ich kann mir ihren Nachnamen einfach nicht merken.«
    Sie dachte an den Zettel, den sie in der Manteltasche gefunden hatte. »Ist auch eine Pat

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