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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf! Kostenlos Bücher Online Lesen
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dabei?« fragte sie und wartete gespannt.
    Er überlegte einen Moment. »Nein, von einer Pat weiß ich nichts«, sagte er dann. »Warum? Hat der Name Pat irgendeine Bedeutung für dich?«
    »Nur ein Name«, log sie. Ein von meiner Hand geschriebener Name auf einem Zettel, den ich neben beinahe zehntausend Dollar in meiner Manteltasche fand. Ach, und mein Kleid war vorn ganz voll Blut, hatte ich vergessen, das zu erwähnen?
    Er zuckte die Achseln, als sei eine Person namens Pat für sie
beide nicht von Belang. Vielleicht hatte er ja recht. Wer konnte wissen, wie lange dieser Zettel schon in ihrer Manteltasche gesteckt hatte?
    »Da vorn ist die Abfahrt.« Er wies auf das Schild der Gemeinde Newton, die, auf drei Seiten vom Charles River umflossen, aus vierzehn verschiedenen ineinander übergehenden Dörfern bestand. »Wir wohnen in Newton Highlands«, bemerkte er, als er vom Highway abbog. »Erkennst du irgend etwas wieder?«
    Sie überlegte, ob sie vorgeben sollte, sie erkenne eine bestimmte Straße, hätte liebe Erinnerungen an einen gewissen hübsch angelegten Garten, verwarf diesen Gedanken jedoch mit einem Kopfschütteln, das eindeutig >nein< sagte. Gar nichts erkannte sie wieder. Die Hartford Street sagte ihr so wenig wie die Lincoln und die Standish Street. Ein Garten sah aus wie der andere. Die Häuser, stattliche, schöne Bauten mit viel Holz, sprachen von Ruhe und Wohlstand. Nirgends ein Zeichen, was für Nöte und Sorgen sich vielleicht hinter ihren Türen verbargen. Sie war gespannt, ob sie ihre eigene Straße wiedererkennen, ob sie sich an das Haus erinnern würde, in dem sie wohnte. Ob ihr Unbewußtes ihr einen Anstoß geben würde wie mit den Regenwäldern.
    »Hier ist unsere Straße«, sagte er und machte ihren Spekulationen ein Ende. Forest Street stand auf dem Straßenschild. Die Straße war ihr so unbekannt wie die anderen zuvor. Zu ihren beiden Seiten standen die nun schon vertrauten Holzhäuser, eins grau mit einer großen Glasveranda, ein anderes blau, fast ganz hinter einer Gruppe mächtiger alter Eichen versteckt.
    »Da sind wir.« Er streckte den Arm aus. »Das dritte Haus nach der Ecke.«
    Das dritte Haus nach der Ecke auf der linken Straßenseite war so stattlich und solide wie seine Nachbarn ringsum, einstöckig, weiß getüncht, mit einer doppelreihigen Rabatte roter und rosafarbener Geranien rechts und links der Haustür, was den Bilderbuchcharakter
noch verstärkte. Alle Fenster hatten schwarze Läden und Blumenkästen mit roten und rosaroten Geranien. Eine kurze Treppe führte zur schwarzen Haustür hinauf, und links vom Haus befand sich eine Doppelgarage mit ebenfalls schwarzem Tor. Im oberen Stockwerk fiel ihr ein Buntglasfenster auf.
    Ein schönes Haus in einer schönen Gegend. Ein gutaussehender, allgemein respektierter Ehemann, ein schwarzer BMW neuesten Baujahrs - sie hätte es schlechter treffen können.
    Was also hatte sie veranlaßt, ihr Glück in der Flucht und im Vergessen zu suchen? Was hatte sie aus ihrem komfortablen Haus in dieser höchst komfortablen Gegend getrieben?
    »Wer ist das?« fragte sie, als sie im Garten des Hauses gegenüber eine Frau in alten Bermudashorts sah, die dabei war, den Rasen zu wässern. Der Anblick von Michaels Wagen hatte die Frau so fasziniert, daß sie völlig vergaß, was sie tat, und den Schlauch direkt auf ihre eigene Haustür richtete.
    Michael hob den Arm zu einer Geste, die Gruß und beruhigendes Abwinken zugleich war. Als wollte er die Frau wissen lassen, daß er alles im Griff hatte.
    »Sie heißt Carole. Carole Bishop«, sagte er. »Sie ist mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern vor ein paar Jahren aus New York hierhergezogen. Ihr alter Vater lebt auch noch bei ihnen. Leider ist ihr Mann letzten Herbst wieder ausgezogen.« Er steuerte den Wagen in die Einfahrt. »Das sagt dir wohl alles nichts?«
    »Nein.«
    »Du und Daniel habt jede Woche ein paarmal morgens zusammen gejoggt. Daniel ist ihr Mann. War ihr Mann«, korrigierte er sich. »Oder wird zumindest bald ihr Mann gewesen sein.«
    »Ich jogge?«
    »Ab und zu. Seit Daniel weggezogen ist, bist du allerdings nicht mehr viel gelaufen.«
    »Warum hat sie uns so angestarrt?«
    »Wie denn?«

    »Ich glaube, du weißt genau, wie. Ich hatte den Eindruck, du wolltest ihr zu verstehen geben, daß alles in Ordnung ist.«
    Er schüttelte den Kopf. »Dir entgeht aber auch gar nichts, hm?« In seinem Ton mischten sich Bewunderung und Erstaunen.
    »Sie weiß wohl von meinem

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