Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
herauszufinden, wo genau er sich befand und wo er hinmusste, als etwas am anderen Ende der Wiese seine Aufmerksamkeit erregte.
    Er hatte sich so daran gewöhnt, nichts anderes vor sich zu sehen als Schlamm und Bäume und endlich blauen Himmel, dass er einen Moment brauchte, um sich auf die Bewegung rechts unten zu konzentrieren und sie zu identifizieren.
    Menschen. Das waren zwei Menschen – ein Mann und eine Frau. Sie waren immer noch ein gutes Stück entfernt, und wenn sie sich nicht umdrehten und bewusst nach einer Bewegung Ausschau hielten, würden sie ihn nicht entdecken, weil er sich noch im Schutz der Bäume befand. Im Moment waren sie auf einer großen Lichtung, ungeschützt von den Bäumen, die Chad beschirmten.
    Er hatte zwar kein Fernglas dabei, aber er hatte das Zielfernrohr des Gewehrs. Vorsichtig hob er das Gewehr an die Schulter und spähte durch das Okular; zuerst sah er nichts, weil das Gesichtsfeld so eng war und er »das Ziel anvisieren« musste, wie der Mann, der ihm Unterricht gegeben hatte, es genannt hatte. Er schwenkte das Zielfernrohr also leicht hin und her, bis er sie fand, dann stellte er scharf. Davis hatte sein Zielfernrohr verspottet, als er es gesehen hatte, weil es keinen großen Markennamen trug, aber wer lachte jetzt? Chad hatte keinen Sinn darin gesehen, tausend Dollar für ein Zielfernrohr auszugeben, das er nur zur Schau benutzen würde. Jetzt freute er sich, dass es so ausgezeichnet funktionierte.
    Der Mann unten war ein baumlanger Kerl, aber Chad kannte ihn nicht. Angie jedoch identifizierte er sofort: das dunkle Haar, ihre Körpergröße, ihre Gestalt – nicht, dass er ihre Gestalt sehen konnte, denn sie trug diesen schweren Mantel, aber er kannte den Mantel. Sie humpelte, und manchmal half ihr der große Kerl. Sie war also doch irgendwie verletzt worden, aber nicht schwer genug, um ganz aufgehalten zu werden. Er konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie sie jemand anderen getroffen haben mochte, der auch zu Fuß unterwegs war; wie groß war die verdammte Wahrscheinlichkeit, dass das passierte?
    Sie trugen beide Gewehre über der Schulter, und sie gingen genau auf dem Weg, den Chad nehmen musste, um von diesem Scheißberg hier wieder runterzukommen. Er würde keine Minute mit dem Versuch verschwenden, um sie herumzugehen. Verflucht, sie waren
ihm im Weg!
    Chad saß ab, sagte ein paar leise Worte zu dem Pferd und schlang die Zügel locker über einen Ast. Das Gewehr in der Hand, zielte er auf das Paar dort unten, aber er konnte die Waffe nicht vollkommen ruhig halten, und auf diese Entfernung bedeutete selbst das kleinste Schwanken, dass er sein Ziel verfehlte.
    Nein, aus dieser Entfernung zu schießen wäre viel zu riskant. Er konnte sich nicht sicher sein, dass er sein Ziel getroffen hatte, und er wollte sie auf keinen Fall warnen. Schnell legte er sich einen Plan zurecht. Zuerst den Mann töten, bevor sie Verdacht schöpften, dass sie nicht allein waren. Nicht, dass Angie keine gute Schützin war, aber sie war nicht sehr mobil, und er konnte sie ausmanövrieren, falls er es nicht schaffte, sie auch zu erschießen, bevor sie reagieren konnte.
    Er hatte sowohl mit der Pistole als auch mit dem Gewehr geübt, und er war ein guter Schütze. Aber hügelabwärts zu schießen war selbst unter den besten Bedingungen verdammt schwer, und seine Ziele bewegten sich – zwar langsam, aber sie bewegten sich. Er musste näher herankommen. Aber näher heranzugehen bedeutete, den Schutz der Bäume zu verlassen und sich zu zeigen, falls sie sich zufällig umdrehten, ganz zu schweigen davon, dass sie das Feuer erwidern würden. Und wenn es ihm nicht gelang, sie beide zu erwischen, dann
würden
sie zurückschießen, dies musste er einplanen und seine Position entsprechend auswählen.
    Der lange Abwärtsschwung der Wiese war überall von Felsen übersät – Steinplatten, großen und kleinen Felsbrocken, einige ragten kaum aus der Erde heraus, und andere saßen da wie gewaltige Klumpen. Es war reichlich Deckung vorhanden, falls er unbemerkt dorthin gelangen konnte.
    Er prüfte den Wind. Er hatte den ganzen Tag über gekreiselt und war zuerst aus der einen Richtung und dann aus der anderen gekommen. Aber jetzt wehte er ihm direkt ins Gesicht. Schießkunst war Mathematik, und jeder kleine Faktor wie Wind und Flugbahn und Kugelgeschwindigkeit musste berücksichtigt werden. Er hatte sich mehr auf die Pistole konzentriert, weil er wusste, dass er damit Davis umlegen würde, aber er

Weitere Kostenlose Bücher