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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Chance Gott oder das Schicksal ihm gegeben hatte. Er hatte das Beste daraus gemacht. Die vergangene Nacht war verdammt gut gewesen. Sie passten zusammen, körperlich, charakterlich, selbst von ihren Persönlichkeiten her. Sie brachten einander zum Lachen. So ernst sie auch manchmal sein konnte, er hatte ihre Augen aufleuchten sehen, hatte ihr Gesicht sich entspannen und ihre Lippen sich verziehen sehen, und er wollte verdammt sein, wenn sie nicht ein Paar sinnliche Lippen hatte …
    Aber er riss seine Gedanken jetzt lieber davon los, denn mit einem Ständer zu wandern, konnte verdammt unbequem sein.
    Nachdem sie zwei Stunden lang gelaufen waren, legte er eine Rast ein, damit sie sich ausruhen konnte und sie beide Gelegenheit hätten, etwas Wasser zu trinken. Sie waren erst kurz vor neun aufgebrochen, daher schätzte er, dass sie Lattimore unmöglich vor Einbruch der Dunkelheit erreichen könnten. Aber sie würden klarkommen. Sie hatten beide reichlich Outdoor-Erfahrung, und sie waren vorbereitet.
    Angie saß auf einem Steinbrocken, während sie an einer Wasserflasche nippte und den Blick über die zerklüfteten Täler, die sich vor ihnen auftaten, schweifen ließ. Dare setzte sich neben sie und betrachtete dieselbe Aussicht. Unter ihnen machte der angeschwollene Fluss eine Biegung nach links, aber etwas weiter machte er wieder eine Kurve nach rechts, und irgendwo – irgendwie – würden sie ihn überqueren müssen. Er konnte den Fluss selbst aus dieser Entfernung hören, das dumpfe, ferne Brüllen des Wassers, das über das steinige Flussbett rauschte.
    Er stellte sich die Landschaft vor, plante ihre Route. Er wollte nicht bis ganz hinunter zum Fluss gehen, da weite Flächen von Felsformationen bedeckt waren, die für Angie zu unwegsam waren. An manchen Stellen würde es noch gefährlicher sein, um die Felsen herumzugehen, als sie zu überqueren, daher war es für sie am sichersten, so weit oben zu bleiben, dass sie das Flussufer ganz umgehen konnten. Es gab eine Stelle, an der sie vielleicht –
vielleicht
 – über den Fluss kommen konnten, und er würde sie sich anschauen, wenn sie das Gebiet erreichten, aber im Moment bestand sein Plan darin, so weit wie möglich nach Süden zu gehen, um die Straße zu erreichen. Das würde zwar länger dauern, wäre im Endeffekt aber erheblich sicherer.
    Was solls. Er hatte nichts dagegen, noch eine Nacht mit Angie zu verbringen, bevor sie in die wirkliche Welt zurückkehrten.
    Es ging langsam voran. Chad dachte, dass er nach Osten gehen könnte, aber ein angeschwollener Fluss zwang ihn immer wieder und weiter nach Süden, bis er schließlich in die richtige Richtung ritt: den Berg hinab statt quer darüber hinweg … zumindest für den Moment. Immer wieder, gerade wenn er dachte, dass er ein gutes Stück geschafft hatte, traf er auf etwas, das ihn von seiner gewählten Richtung abbrachte. Er musste zurück und um Hindernisse herumreiten, und das so oft, dass er irgendwie das Gefühl dafür verlor, wie weit er gekommen war. Das machte ihm eine Scheißangst. Was, wenn er es heute nicht bis zu Lattimore schaffte? Bei dieser Kälte würde er sich in der Nacht den Arsch abfrieren, wenn er draußen im Freien schlafen musste.
    Der gesunde Menschenverstand sagte ihm, dass er nicht weit vom Weg abgekommen sein konnte, dass ihm durch seine Ungeduld jede Verzögerung wie Stunden vorkam, obwohl es in Wirklichkeit gar nicht so lang gewesen war. Das Pferd kam nicht besonders schnell voran, aber es war immer noch schneller, als wenn er zu Fuß gegangen wäre. Angie hatte erwähnt, dass es von dem Camp bis zu Lattimores Ranch fast zehn Meilen waren, was keine weite Entfernung bedeutete. Mit ein bisschen Glück würde er daher in zwei, höchstens vier Stunden auf der Straße sein – hurra und halleluja! Sein Magen knurrte zwar, aber er wollte nicht noch einen Proteinriegel essen; so hungrig war er nun auch wieder nicht. Wenn dies hier vorbei war, hoffte er inständig, dass er in seinem ganzen Leben nie wieder einen Proteinriegel zu Gesicht bekäme. Nachdem er die kanadische Grenze überschritten hatte, würde er Zeit für eine gute, warme Mahlzeit haben, bevor er den nächsten Flieger nach Mexiko nahm.
    Er konnte die Freiheit beinahe schon sehen, konnte sie fast schmecken. Ein anderer Name, mehr Geld, als er ausgeben konnte … und er war so nah dran …
    Er führte das Pferd an der Baumgrenze einer Wiese entlang, studierte die Landschaft, die unter ihm abfiel, und versuchte

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