Lauf, so schnell du kannst
Tasten drückte.
»Kann der Bursche reiten?«, fragte Ray leise und deutete mit dem Kopf auf Chad.
»Er schafft das schon. Ich setze ihn auf den Fuchs.« Sie war gerade dabei, ihn zu satteln. Sie warf einen Blick auf Chads Beine und machte die Steigbügel ein Stückchen länger, als wenn sie das Pferd für sich selbst gesattelt hätte.
»Das ist raues Land, in das ihr da wollt. Ich hoffe, er kann sich im Sattel halten. Was ist mit dem anderen Kerl?«
»Er hat gesagt, er habe Erfahrung. Ich nehme ihn beim Wort.« Mehr konnte sie nicht tun. Vielleicht sollte sie Davis sein Reitkönnen unter Beweis stellen lassen? Klar. Sie konnte sich das gut vorstellen.
Als Nächstes wurde Samson mit ihrer Ausrüstung beladen. Der große Junge schnaubte und drehte den Kopf, um sie für seine Größe ziemlich sanft anzustupsen. Sie klopfte ihm leicht auf den Hals. »Du kannst es wohl gar nicht abwarten, was?«, fragte sie ihn, und er schnaubte wieder, als hätte er sie verstanden.
Während sie Samson sattelte, hatten Davis und Chad endlich begonnen, etwas zu tun. Sie nahmen ihre Gewehre aus den Koffern, luden sie und schoben sie in die Taschen rechts neben den Sätteln. Sie hatte ihr eigenes Gewehr am Tag zuvor eingestellt und hoffte, dass die beiden das Gleiche vor der Versendung der Waffen getan hatten; sie würden einige Probeschüsse abgeben, um nachzujustieren, aber mit etwas Glück würden sie dafür nur zwei Schüsse benötigen. Sie hasste es, mehr Munition zu verwenden als nötig.
Schließlich verteilte sie die Dosen mit Bärenspray, zwei für jeden, und dann die Holster, in denen sie getragen wurden. »Behalten Sie die in Griffweite, nicht in einer Tasche oder in Ihrer Satteltasche«, sagte sie.
Chad betrachtete die Dose. »Was sollen wir damit, wenn wir Gewehre haben?«
Angie grinste. »Haben Sie jemals versucht zu pinkeln, während Sie ein Gewehr halten? Reißverschluss auf, Reißverschluss zu? Sie würden drei Hände brauchen.«
Er wurde dunkelrot. Davis lachte sogar, ein Geräusch, das sie überraschte, weil sie keinerlei Anzeichen von Humor bei ihm erwartet hatte, selbst dann nicht, wenn es auf Kosten von jemand anderem ging. »Wenn ein Bär hinter Ihnen her wäre, bräuchten Sie sich keine Gedanken um den offenen Reißverschluss zu machen«, sagte er zu Chad.
»Das bräuchte wohl keiner von uns«, warf Angie ein. Wären die beiden Männer Freunde gewesen, hätte die Bemerkung komisch geklungen, aber es war offensichtlich, dass sie ganz und gar keine Freunde waren. Schlimmer noch, Davis wirkte Chad gegenüber geradezu feindselig, was diesen Ausflug nicht nur seltsam, sondern fast unbehaglich werden ließ.
»Der Unterschied zwischen einer Jagd auf einen Bären und auf einen Elch ist der, dass der Elch nicht versuchen wird, Sie wegzuschleppen und zu fressen«, fuhr sie fort. »Hat einer von Ihnen schon einmal Bärenspray benutzt?«
»Natürlich«, antwortete Davis und klang gelangweilt, aber Chad drehte die Dose um und las die Gebrauchsanweisung.
»Ich kann es Ihnen nicht zeigen, wenn wir im Lager sind«, sagte Angie, »weil das Spray selbst Essensgerüche enthält, die einen Bären zu Ihnen locken könnten. Wir werden es einfach hier machen.« Sie zeigte ihm, wie man damit zielte. »Sprühen Sie eine Wolke zwischen sich und den Bären, und warten Sie nicht, bis er tatsächlich angreift, denn sonst könnte er durch die Wolke und auf Ihnen sein, bevor das Spray tief genug eindringt. Sprühen Sie nie, niemals, wenn der Wind auf Sie selbst zuweht, denn dann sind Sie blind, und der Bär wäre immer noch hinter Ihnen her. Und tragen Sie immer zwei Dosen bei sich, denn eine wird vielleicht nicht reichen.«
Chad sah sie ungläubig an. »Ich dachte, Bären seien scheu und würden wegrennen, wenn man nicht direkt über einen stolpert.«
»Glauben Sie das bloß nicht«, schaltete Ray sich ein. »Bären sind Raubtiere. Also, ich würde keinen Grizzly erschrecken wollen, vor allem kein Weibchen mit einem Jungen, aber wenn Sie sich jemals umdrehen und hinter sich einen Schwarzbären sehen, der Sie verfolgt, dann sollten Sie besser beten, dass Sie ein Gewehr haben und ein guter Schütze sind, denn er kommt hinter Ihnen her, und zwei Dinge sind sicher: Er kann schneller rennen und besser klettern als Sie. Wenn Sie ihn nicht kriegen, wird er Sie kriegen.«
Das war in Kürze so ziemlich alles, was es über Bären zu sagen gab, daher fügte Angie nichts hinzu. Wenn sie das Camp erreichten, würde sie ihnen die
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