Lauf, so schnell du kannst
waren absolut nette Leute, die gerne draußen in der Natur waren, die die Herausforderung liebten und einfach gern jagten. Wenn sie gerade nicht jagten, erzählten sie Geschichten, redeten, scherzten und lachten. Sie kamen hier rauf, um sich zu entspannen, um ein paar schöne Tage zu verbringen.
Diese Woche würde nicht so werden. Sie hatte in ihrem ganzen Berufsleben noch nie eine Tour abgebrochen und das Honorar zurückgegeben, und sie würde es auch diesmal nicht tun, schon darum, weil sie das Geld brauchte. Aber – oh Mann – genau das hätte sie jetzt am liebsten getan. Unabhängig davon, ob sie und Dare zu einer Einigung kamen, mit der sie beide leben konnten, hatte sie Rechnungen zu bezahlen, daher würde sie durchhalten.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass dies sehr gut ihr letzter Job als Jagdführerin sein konnte – zumindest hier. Sie hatte keine weiteren Termine vereinbart, und es bestand die Möglichkeit, dass sie im nächsten Frühjahr an einem neuen Ort leben würde, sich an einen neuen Job und neue Nachbarn gewöhnen müsste. Vielleicht hatte sie keine Wahl, aber, verdammt, so wollte sie nicht aufhören, verärgert und extrem gestresst.
Doch es sah so aus, als würde es genauso kommen. Vielleicht war dies ein Zeichen, dass sie mit dem Verkauf und einem Umzug genau das Richtige tat.
»Er ist ein Arsch«, murmelte sie, dann merkte sie, dass sie es laut gesagt hatte, und sah Chad mit erschrockener Miene an. »Oh Gott, es tut mir leid. Ich bitte um Verzeihung. Ich hätte das nicht sagen dürfen.«
Chad wischte sich sein glänzendes Gesicht ab, dann schenkte er ihr ein schüchternes Lächeln. »Ja, ich weiß«, erwiderte er mit leiser Stimme. Dann zuckte er hilflos die Achseln, als wollte er sagen: Was soll man machen?
Sie hätte es wissen sollen, hätte es erwarten sollen, als Davis es ihr überließ, sich um alle Pferde zu kümmern, und nicht einmal den Braunen versorgte, den er selbst geritten hatte. Er war ein guter Reiter, das musste sie ihm lassen, was es umso unverständlicher machte, dass er nicht angeboten hatte, sich um das Tier zu kümmern, das seinen Arsch hier schließlich raufgeschafft hatte. Es würde seine Persönlichkeit erheblich veredeln, wenn er ein wenig mehr so wäre wie das Pferd, das er geritten hatte: stumm und kastriert. Wenn sie recht darüber nachdachte, würde ihr noch ein gewisser anderer Mann einfallen, für den das Gleiche galt, obwohl es sie stinkwütend machte, dass sie ihn nicht ganz aus dem Kopf bekommen konnte.
»Ich weiß nicht, was los ist«, murmelte Chad und warf einen ängstlichen Blick auf das geschlossene Zelt am anderen Ende. »Ich weiß, dass er gern jagt, er redet ständig drüber. Ich habe die letzte Tour mit Ihnen wirklich genossen, und ich dachte, naja, ich hatte ja keine Ahnung, dass er so ein …« Er ließ den Satz in der Luft hängen; es war klar, dass er seinen Kunden nicht einen Bastard nennen wollte.
»Ist nicht Ihre Schuld, Chad«, antwortete Angie aufrichtig. Sie lächelte ihn an und versuchte, ihm sein Unbehagen zu nehmen. »Vielleicht haben wir ja Glück, und Sie werden morgen beide einen Bären erlegen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand etwas dagegen hätte, wenn dieser Ausflug ein frühes Ende finden würde.«
Chad zuckte die Achseln. »Falls er einen Bären erwischt, können wir die Jagd meinetwegen gerne für beendet erklären. Ich meine, ich habe zwar meinen Erlaubnisschein für einen Bären, aber ich bin kein großer Jäger. Ich kann mich einfach nicht dafür begeistern.«
Irgendwie war es traurig, dass er sich zwang, zu einer solchen Tour mit einem Mann aufzubrechen, der darauf aus zu sein schien, jeden in seiner Umgebung unglücklich zu machen.
»Warum gehen Sie es dann nicht den Rest des Tages etwas langsamer an«, sagte sie und dachte an seinen Muskelkater, »während ich mal schaue, was ich finden kann.«
Ein erleichterter Ausdruck huschte über seine Züge, bevor er blinzelte und erwiderte: »Aber ist das nicht gefährlich, allein zu gehen?«
»Gefährlich schon, aber ich bin ja bewaffnet, und ich habe das Bärenspray.« Sie überlegte, den Farbwechsler zu satteln und ihn zu reiten, aber sie wollte keine Bären verschrecken, die in der Nähe waren. Außerdem würde sie sich nicht so weit vom Camp entfernen, und die Pferde brauchten Ruhe. Der Pfad war schwer und führte größtenteils bergauf, und an der Stelle, bis zu der sie gehen musste, war das Unterholz dicht. Ihr Magen krampfte sich bei der Vorstellung
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