Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
durch den Schlamm gekrochen war. Nachdem er die Hände gesäubert hatte, riss er einen Desinfektionstupfer aus dem Verbandskasten auf und wischte wieder sanft, aber gründlich die Wunden ab. Dabei achtete er auf kleine Holzpartikel in den Schnitten. Sie sagte kein Wort und zuckte nur ein einziges Mal zusammen, als er ihr einen Splitter aus einem Schnitt in ihrem Daumenballen zog. Dann rieb er alle Schnittwunden mit einer antibiotischen Wundsalbe ein, verband ihre Hände mit Mullbinden und klebte die Verbände fest.
    Als Nächstes kam der Knöchel. Dare setzte sich neben sie auf die Matratze und hob ihr rechtes Bein auf seinen Schoß, wobei er ihren Fuß so positionierte, dass er ungehinderten Zugang dazu hatte. Er konnte nicht viel tun: einen Alkoholtupfer aufreißen und sanft über das geschwollene Gelenk legen, um es zu kühlen, dann eine Bandage fest um ihren Fuß und den Knöchel wickeln.
    Angie lag währenddessen einfach nur da, viel zu still, viel zu reglos. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und schüttelte sie leicht, bis sie die Lider öffnete. »Bist du okay?«
    »Kalt.« Ihre Augen schlossen sich wieder. »Müde.«
    »Du musst erst etwas essen und trinken, dann stecken wir dich in den Schlafsack.«
    Sie nickte, aber er sah, dass selbst dies sie anstrengte.
    Wenn er nicht fast die ganze Nacht auf den Beinen und selbst so müde gewesen wäre, dass er sich am liebsten für ein Weilchen hingelegt hätte, vielleicht für sieben oder acht Stunden, dann hätte er längst daran gedacht, Wasser auf dem Campingkocher zu erhitzen, den er hier oben immer hatte, sodass sie beide eine Tasse heißen Instant-Kaffee hätten trinken können. Wenn schon nichts anderes, verdammt, dann würde heißes Wasser mit etwas Zucker darin Wunder wirken. Er wollte gar kein Koffein, er wollte auch bloß schlafen, daher klang das Zuckerwasser nach einer verdammt guten Idee.
    Er holte den Propangaskocher aus der verschlossenen Staukiste, in der er ihn aufbewahrte, und schaltete ihn ein. Es gab auch einen Camping-Perkolator, um eine ganze Kanne Kaffee zu kochen, wenn er eine Jagdgesellschaft hier oben hatte, aber diesmal kippte er nur zwei Flaschen Wasser in die Maschine und stellte sie zum Heißwerden auf die Flamme, dann riss er einige Päckchen Zucker auf und kippte sie ebenfalls hinein. Das reichte.
    Während das Wasser heiß wurde, holte er etwas zu essen, rüttelte sie wach und sorgte dafür, dass sie sich noch einmal hinsetzte. Sie beschwerte sich mit einem Seufzer, was er als gutes Zeichen wertete.
    »Fühlst du dich besser?«
    »Ein bisschen.« Ihre Stimme war immer noch schwach vor Müdigkeit, sie zitterte nach wie vor, aber Zittern war ein gutes Zeichen.
    »Ich mache Zuckerwasser heiß. Es wird in ein paar Minuten fertig sein.« Er setzte sich neben sie auf die Matratze und legte den Arm um sie, um sie zu stützen und zu wärmen. »So lange gebe ich dir etwas zum Kauen.« Er hatte ein paar Powerriegel bei sich, die er aufriss und von denen er mundgerechte Stücke abbrach, die er abwechselnd ihr und sich selbst in den Mund steckte, bis die Riegel verschwunden waren. Sie beide brauchten die Kalorien, damit ihre müden Körper Brennstoff bekamen.
    Als die Riegel aufgegessen waren, dampfte das Zuckerwasser. Er schaltete den Campingkocher aus, dann verteilte er das Wasser auf zwei Becher und brachte sie ans Bett. »Kannst du das halten?«, fragte er und reichte ihr einen Becher.
    »Ich denke, ja.« Sie nahm ihn entgegen und stieß ein leises, wohliges Stöhnen aus, als sich ihre kalten Finger um das warme Metall schlossen. Ihre Hände zitterten, aber sie schaffte es, den Becher zum Mund zu führen und an der heißen Flüssigkeit zu nippen. Bevor er sich selbst setzte, holte er zwei Aspirin und gab sie ihr. Sie nahm sie kommentarlos ein, aber zum Teufel, sie war kein Idiot, sie kannte doch Aspirin. Dann setzte er sich neben sie und konzentrierte sich darauf, sein eigenes Zuckerwasser zu trinken, die Wärme zu spüren, die sich in ihm ausbreitete, während er die Beine ausstreckte und es sich endlich gestattete, sich ein wenig zu entspannen.
    »Danke«, sagte sie nach mehreren Minuten des Schweigens und des kameradschaftlichen Nippens.
    »Gern geschehen. Tut mir leid, dass es kein Kaffee ist, aber …«
    »Nicht für das Wasser.« Ihre Stimme klang jetzt, da sie gegessen hatte, ein wenig stärker, und das heiße Getränk wirkte Wunder. »Dafür, dass du mich hierher gebracht hast. Für alles.«
    Dare schnaubte. »Was hast du

Weitere Kostenlose Bücher