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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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erwartet? Dass ich dich da draußen im Stich lasse?« Zum Glück war sie noch nicht auf den Gedanken gekommen, zu fragen, was er überhaupt mitten in der Nacht bei einem solchen Scheißwetter da draußen zu suchen gehabt hatte.
    Sie schaute auf den Becher in ihren Händen, konzentrierte sich darauf. »Das nicht, aber … Du könntest mir sagen, wie dumm es von mir war, mich in diese Schwierigkeiten zu bringen. Du könntest mir ein feuchtes Tuch hinwerfen, damit ich mich selbst um mich kümmere. Du könntest …«
    »Ich könnte ein Arschloch sein«, knurrte er.
    »Ja.« Das Wort war nicht viel mehr als ein Hauch.
    »Du bist nicht dumm. Du hast dich nicht in Schwierigkeiten gebracht, du bist in die Scheiße von jemand anderem verwickelt worden, und du hast verdammt noch mal alles gegeben, um da wieder rauszukommen. Was das Saubermachen und so betrifft, wenn ich gedacht hätte, dass du in der Lage gewesen wärst, dich selber anzuziehen, hätte ich es dich tun lassen. Aber du warst es nicht, also habe ich das erledigt. Das ist alles. Keine große Sache.« Sie hatte keine Ahnung, wie schwer es für einen Mann war, eine Frau zu entkleiden und abzuwischen, wenn keine Chance bestand, sie ins Bett zu bekommen. Und er hatte nicht vor, sie aufzuklären.
    »Ich finde, mein Leben zu retten ist eine ziemlich große Sache.«
    Er rieb sich das Kinn. So formuliert war seine Bemerkung nicht die eleganteste der Welt gewesen, aber zum Teufel, er hatte sich nie auf hübsche Phrasen verstanden. Er war schroff, hatte eine ziemlich kurze Zündschnur, und er hatte gewiss nicht viel Geduld. Wenn man diese drei Eigenschaften zusammenwarf, kam dabei kein besonders wortgewandter Mann heraus. »Ich kann immer noch ein Arschloch sein«, sagte er barsch. »Diese gute Phase wird wahrscheinlich nicht lange anhalten.«
    Es war unglaublich, aber ein ganz schwaches Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Wahrscheinlich nicht«, stimmte sie zu.
    Na gut, das war schon mehr die Angie, die er kannte, die, die ihn schneller in Weißglut versetzen konnte als jeder andere Mensch, dem er je begegnet war. Aber er war so froh, diesen jämmerlichen Versuch eines Lächelns zu sehen, dass er ihr nicht erlaubte, ihn in Rage zu bringen. Er war in mehrerlei Hinsicht erleichtert: Sie war immer noch am Ende ihrer Kräfte, aber sie erholte sich. Ihr Knöchel war vielleicht angeknackst, aber es war kein komplizierter Bruch, darum musste er nicht dringend versorgt werden. Sie hatten ein Dach über dem Kopf, sie hatten zu essen und Wasser, und sie hatten Wärme. Es war die Hölle gewesen, hierherzukommen, aber es würde schon alles wieder gut werden.
    Er kippte den Rest seines Wassers hinunter, und sie tat das Gleiche. »Wir sollten beide etwas schlafen«, sagte er, während er die Becher nahm und beiseitestellte. Da war etwas Schlamm auf der Matratze – welche Überraschung –, also rieb er ihn weg, dann legte er den Schlafsack darauf und half Angie hineinzuschlüpfen. Sie keuchte vor Schmerz auf, als sie sich den Knöchel anstieß, dann aber legte sie sich hin und zog den Schlafsack um sich, fast bis über den Kopf.
    »Ich bin so müde«, murmelte sie.
    »Dann schlaf. Ich werde mir etwas Trockenes anziehen und mich dann neben dich legen, um selbst etwas zu schlafen.«
    Sie gab noch einen kehligen Laut von sich, und schon fielen ihr die Augen zu.
    Er machte sich daran, seine eigenen nassen Sachen auszuziehen. Ein paar Mal warf er einen Blick auf Angie, um zu schauen, ob sie ihn beobachtete, aber sie verkroch sich in dem Schlafsack wie eine Schildkröte in ihrem Panzer, und alles, was er sehen konnte, war der obere Teil ihres Kopfes. Unter anderen Umständen wäre sein Ego verletzt gewesen.
    Ja, genau.
    Er versuchte, sich einen Plan für morgen zurechtzulegen – na ja, er meinte natürlich
heute,
da es jetzt bereits Morgen war, obwohl der Regen immer noch aufs Dach trommelte und der Tag nicht viel heller aussah als bei ihrer Ankunft –, aber er konnte nicht klar denken. Ihm war wärmer, er hatte etwas gegessen, und jetzt übernahm die Erschöpfung die Kontrolle.
    Er zog den Propangasheizer näher an ihre Füße, aber nicht so nah, dass er ihn versehentlich umtreten konnte, dann löschte er die Laterne und streckte sich in der tiefen Dunkelheit neben Angie auf der Matratze aus. Seine Füße hingen über den Rand; es war eine Doppelmatratze, was nach seinen Maßstäben verdammt klein war, aber sie passte nun mal am besten in die Schlafstellen, und er schlief

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