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Lauf, so schnell du kannst

Lauf, so schnell du kannst

Titel: Lauf, so schnell du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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und auch sonst nichts. Entweder sie schlief, oder sie war bewusstlos.
    Scheiße.
    Er ging die Kleidungsstücke durch, die er mitgebracht hatte, was nicht lange dauerte. Alles, was er besaß, war ihr viel zu groß, aber es würde für den Moment genügen müssen. Er hatte ihre Satteltaschen noch nicht durchgesehen, aber selbst wenn sie Kleider zum Wechseln eingepackt hatte, würden sie wahrscheinlich zumindest feucht sein, und wer zum Teufel wollte schon in Jeans schlafen? Er nahm ein Flanellhemd, eine lange Unterhose, die zu groß, dafür aber warm und bequem sein würde – und die er ihr leicht anziehen konnte – und den Verbandskasten. Dann setzte er sich mit einem Päckchen Feuchttücher neben der Matratze auf den Boden. Essen und Wasser würden als Nächstes kommen, aber zuerst sollte sie warm und trocken sein, und er wollte sich diesen Knöchel ansehen. Er hoffte sehr, dass es nur eine schlimme Verstauchung war. Mit Verstauchungen konnten sie klarkommen; ein Bruch würde entsetzlich nerven.
    »Setz dich hin«, sagte er, legte ihr eine Hand auf die Schulter und schüttelte sie.
    Schwerfällig schlug sie seine Hand beiseite. »Lass mich in Ruhe«, murmelte sie.
    »Geht nicht. Los komm, setz dich auf. Du wirst sterben, wenn du nicht aus diesen nassen Sachen rauskommst. Du bist jetzt schon unterkühlt. Solange du nicht trocken bist, wird dir nicht warm werden. Also, aufsetzen!« Er legte einen schroffen Kommandoton in seine Stimme, als wäre er noch beim Militär.
    Sie öffnete die geschwollenen Augen einen Spalt, und wie ein braver kleiner Soldat versuchte sie, sich in eine sitzende Position zu kämpfen, nur um zurückzufallen, als ihr die Muskeln den Gehorsam verweigerten.
    »Ich kann nicht.«
    »Doch, du kannst. Ich helfe dir.« Er schob ihr eine Hand in den Rücken und richtete sie ganz sachte auf, dann griff er nach den Satteltaschen und stopfte sie hinter sie, um sie zu stützen. Als Kissen waren sie scheiße, aber sie waren nun mal alles, was er hatte. »Bleib nur lange genug sitzen, damit ich dich sauber machen und dir was Trockenes anziehen kann. Mehr brauchst du nicht zu tun. Alles andere mache ich.«
    »’kay.«
    Sie klammerte sich schwankend an der Seite der Matratze fest, blieb aber aufrecht, den ernsten, dunklen Blick auf sein Gesicht geheftet. »Du darfst nicht gucken.«
    »Schwachsinn«, spottete er. »Glaubst du etwa, ich mach dich nackig, ohne zu gucken?« Vielleicht hätte er es versprechen sollen, aber dann hätte er gelogen, und sie hätten es beide gewusst. Er war ein Mann; natürlich würde er hinsehen.
    »Du wirst lachen. Ich habe keinen Busen.«
    Sie war definitiv kurz davor, völlig wegzutreten, denn sonst hätte sie niemals so etwas gesagt. Er biss sich innen auf die Wange, um nicht zu lachen, denn er schätzte, dass er ihre Gefühle damit verletzt hätte. Er brauchte ihre Kooperation, keinen Kampf. »Das ist okay. Ich habe einen kleinen Schwanz.« Diesmal log er ohne Bedenken.
    Er sah, wie sie die Stirn runzelte, während sie das verdaute und ihr müdes und unterkühltes Gehirn mühsam zwang, sich durch die Schranken von Scham und Unsicherheit zu arbeiten.
    Schließlich erlaubte sie ihm mit einem kleinen Nicken, sie auszuziehen.
    Er war hart für ihn, nicht an Sex zu denken, weil er eigentlich ständig daran dachte, aber diesmal weigerte er sich entschlossen, seine Gedanken abschweifen zu lassen. Sie hatte ihm ihr Vertrauen geschenkt, und – bei Gott – er würde es nicht missbrauchen. Er würde sich auf die Aufgabe konzentrieren, die vor ihm lag, und auf den Grund dafür. Das Verlangen konnte er sich für später aufsparen.
    Sobald sie ihre Erlaubnis gegeben hatte, schien sie wieder in einer tiefen Lethargie zu versinken und zeigte keinerlei Reaktion, während er ihr die nassen Kleider vom Leib schälte, nicht einmal, als er hinter sie griff, um den BH aufzuhaken, der, soweit er das beurteilen konnte, diesen Namen kaum verdiente, sondern eigentlich nur eine weitere Stoffschicht war. Der BH war nicht ganz so nass wie der Rest ihrer Sachen, aber der Schlamm und das Wasser waren unter ihre Regenjacke und ihr Hemd gesickert, und der BH war an manchen Stellen feucht. Er warf ihn auf den Haufen zu ihren anderen durchweichten Kleidern.
    Dare konnte nicht behaupten, dass er sich Angie noch nie nackt vorgestellt hatte. Er hatte es getan. Sogar mehrmals. Vielleicht hundert Mal oder so. Aber er hätte nie gedacht, dass er sie das erste Mal unter solchen Umständen nackt sehen würde oder

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