Lauf, so schnell du kannst
düsterer Schatten. Sie wusste, wo sie war, aber sie wusste nicht, wie spät es sein mochte. War es Abenddämmerung? Morgengrauen? Hatten sie rund um die Uhr geschlafen?
»Wie lange haben wir geschlafen?«, fragte sie mit einem Seufzer, und ihre Augen schlossen sich schon wieder, als sie sich tiefer in die köstliche Wärme kuschelte.
»Zwei Stunden.«
»Mehr nicht?«
Er grunzte. Da war eine Bewegung hinter ihr, und kalte Luft fuhr unter den Schlafsack und ließ sie die Schultern hochziehen, während er sich aufsetzte. Stirnrunzelnd öffnete sie die Lider weit genug, um zu sehen, dass er den kleinen Propangasheizer ausschaltete. Oh, okay. Sie hatten es jetzt warm, daher sollten sie Brennstoff sparen.
Ihre Lider fielen wieder zu, schlossen das fahle Licht aus. Es regnete immer noch stark, aber jetzt, da sie warm und trocken war, war die Wirkung einschläfernd. Dare legte sich wieder hinter sie, glitt nah und dicht heran, und sein schwerer Arm nahm erneut seinen Platz auf ihrer Mitte ein. Es war beinahe so, als säße sie auf seinem Schoß. Sie schmiegte sich noch enger an ihn und wackelte ein wenig mit dem Hintern, um die bequemste Stelle zu finden. Dann schlief sie wieder ein.
Sie tauchte mit einem scharfen »Autsch!« aus dem Schlaf auf, als sie sich den Fuß an seinem anstieß. Immer noch nicht ganz wach, kämpfte sie sich in eine sitzende Position und saß da, blinzelte eulenhaft und sah sich um, ohne ihre Umgebung jedoch wirklich wahrzunehmen. Mit einem Stöhnen rollte sich Dare auf den Rücken und ließ den Arm gegen das blendende Licht übers Gesicht fallen.
Angie schloss die Augen und lehnte sich gegen ihr angewinkeltes linkes Knie. Der Schmerz in ihrem Knöchel hatte bereits nachgelassen, sodass sie nichts weiter zu tun brauchte, als dazusitzen, gefangen in einem klebrigen Netz der Trägheit. Sie hätte das widerspenstige Gelenk wütend angefunkelt, aber das war zu anstrengend, deshalb saß sie einfach bloß mürrisch und schlaftrunken da. »Bist du wach?«, flüsterte sie nach ein paar Sekunden, als Dare sich nicht mehr bewegt hatte. Wenn er schlief, wollte sie ihn nicht stören, aber wenn er wach war … nun, sie wusste nicht, warum sie fragte.
»Nachdem du mich gehauen hast? Ja, ich bin wach«, knurrte er.
Sie dachte darüber nach und überlegte, ob sie wegen der falschen Anklage entrüstet sein sollte, aber wieder fehlte ihr dazu die Energie. »Ich habe dich nicht gehauen.« Vielleicht. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie es nicht getan hatte. Sie drehte den Kopf, der immer noch an ihrem Knie ruhte, und öffnete die Augen einen kleinen Spalt. »Aber ich könnte dich getreten haben, weil mir der Knöchel wehgetan hat.«
»Du hast mich gehauen.«
Selbst verschlafen und benommen, wie sie war, war sie immer noch der Logik fähig. »Wie denn? Du warst hinter mir. Ich kann nicht rückwärts hauen.«
»Als du dich hingesetzt hast.« Er bewegte den Arm gerade weit genug, um sie mit einem halb geöffneten Auge finster anzusehen. »Du hast mich in den Magen geboxt.«
Sie starrten einander wütend an, verschlafen und reizbar. Sie konnte spüren, wie sie schwankte. Mit einem schweren Seufzer schloss sie wieder die Augen, während sie über das nachdachte, was er gesagt hatte. »Nicht geboxt«, beharrte sie schließlich, nachdem sie sich durch ihre trüben Erinnerungen gekämpft hatte und zu einer Entscheidung gekommen war. »Das war mein Ellbogen, nicht meine Faust.«
»Mein Magen weiß den Unterschied zu schätzen. Schlaf weiter.«
»Wie spät ist es jetzt?«
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Etwa eine halbe Stunde, nachdem du das letzte Mal gefragt hast.«
Das war nicht gut. Wenn sie jedes Mal aufwachte, wenn sie den Fuß bewegte, würde sie nicht viel Schlaf bekommen.
Er stieß jetzt selbst einen Seufzer aus. »Okay, versuchen wir es mal so.« Er schlug den Schlafsack auf. »Leg dich auf den Rücken.«
»He!« Sie griff nach dem Schlafsack und protestierte, als die kalte Luft sie traf.
»Ich decke uns wieder zu. Verdammt, willst du dich wohl hinlegen?« Er wartete nicht auf Gehorsam, sondern keilte sie zwischen den Armen ein und legte sie zurück. Dann schob er ihr den rechten Arm unter die Knie, hob ihre Beine an und nahm die Löffelchenposition ein, bevor er ihre Beine über seine Schenkel legte. »Wie ist das?«
Es war sogar sehr bequem, zumindest für den Moment. »Gut«, murmelte sie.
Er streckte sich, um an den Schlafsack zu kommen, und zog ihn wieder über sie, wobei er
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