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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Vater ein Trinker, der seine Familie misshandelt hat, und Ihre Mutter hat ihn verlassen.«
    »Damals habe ich das nicht verstanden«, entgegnete er leise. »Ich habe nur eines Nachts gehört, wie mein Bruder George meinen Vater angebrüllt hat. Aber ich glaube ... Mein Vater war knallvoll. Und dann wurde er richtig wütend. Er griff sich einfach einen Ledergürtel und drosch auf meine Mutter ein. Einfach so ... er hat sie ausgepeitscht wie einen Hund. Ich denke, George wollte dazwischen gehen, und da hat mein Vater ihn sich auch vorgeknöpft und ihn k.o. geschlagen. Als er wieder zu sich kam, schlief mein Vater seinen Rausch aus, und meine Mutter packte ihre Tasche.
    Zu George sagte sie, sie könnte es nicht mehr ertragen. Wenn sie weg wäre, würde Pop vielleicht endlich Vernunft annehmen. Sie hatte Verwandte in Florida. Nachdem sie gemeinsam seine Taschen ausgeräumt hatten, ging sie.
    Später hörte ich, wie mein Vater und George sich deswegen stritten. Mein Vater wurde so sauer, dass er George gegen die Wand schmiss. George rappelte sich wieder auf, stellte sich vor meinen Vater hin und rief: ›Was zum Teufel willst du jetzt tun, Dad? Ich habe meine Mutter verloren.‹ Dann sagte er ...« Bobbys Stimme wurde leiser. »Er sagte: ›Was ist jetzt noch übrig?‹«
    »Und wie reagierte Ihr Vater, Bobby?«
    »Er ging mit einem Messer auf meinen Bruder los und stach George in die Rippen.«
    »Und Sie haben das alles gesehen, Bobby?«
    »Ich stand in der Tür.«
    »Und was haben Sie getan?«
    »Nichts«, erwiderte er.
    Elizabeth nickte.
    Damals war Bobby sechs oder sieben Jahren alt gewesen. Natürlich hatte er nichts getan.
    »George musste ins Krankenhaus«, fuhr Bobby fort. »Mein Vater hat geschworen, nie wieder zu trinken, wenn George lügen und behaupten würde, er wäre auf der Straße überfallen worden. Also log George, mein Vater ging in die Entzugsklinik und machte eine ziemlich heftige Kur, und keiner von uns erwähnte meine Mutter je wieder.«
    »Und war die Entziehungskur erfolgreich?«
    »Nach einer Weile. Es gab einige Rückfälle und schwierige Phasen. Aber mein Vater gab sich wirklich Mühe, und schließlich blieb er trocken. Ich weiß nicht. Offenbar hatte ihm das Verschwinden meiner Mutter einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Vielleicht hat ihm ja auch der Angriff auf George die Augen geöffnet. Jedenfalls bekam er sein Leben wieder in den Griff. Er tat sein Bestes.«
    »Haben Sie seitdem je wieder von Ihrer Mutter gehört, Bobby?«
    »Nein.«
    »Sind Sie wütend auf sie?«
    »Ja.«
    »Aber ihr Vater war derjenige, der Sie geschlagen hat.« Endlich wandte Bobby den Kopf und sah ihr in die Augen.
    »Wir waren nur Kinder. Und er war ein gewalttätiger Trinker, der sich nichts dabei dachte, wenn er zu Gürteln und Messern griff. Wie konnte sie einfach ohne uns gehen? Wie brutal muss man als Mutter sein, um seine Kinder bei so einem Mann zurückzulassen?«
    »Bobby, können Sie mir jetzt erklären, warum Sie sich immer wieder mit Catherine Gagnon treffen? Vielleicht kommen Sie ja jetzt selbst auf die Lösung.«
    Er schloss die Augen, und sie sah, wie sein Körper von einem Schauder durchfahren wurde.
    »Weil sie ihren Sohn im Arm hielt. Weil sie Nathan auch dann nicht herausgab, als Jimmy sie mit der Waffe bedrohte.«
    Elizabeth nickte.
    Sie hatte seine Aussage von Donnerstagnacht gelesen und wusste nun, was er gesehen hatte. Daraus zog sie den nächsten logischen Schluss, den, dem er sich noch nicht stellen konnte.
    »Ach, Bobby«, sagte sie leise. »Sie haben viele Kränkungen durchmachen müssen.«

29
     
    Die Polizei halte die Arbeiten in Catherines Haus fast abgeschlossen. Der weibliche Detective war fort, Bobby ebenfalls. Mittlerweile war nur noch hie und da ein uniformierter, mit geheimnisvollen Dingen beschäftigter Beamter zu sehen.
    Das Haus leerte sich und verwandelte sich langsam wieder in ein Zuhause. Eigentlich hatte Catherine gedacht, dass sie darüber erleichtert sein würde. Doch stattdessen fühlte sie sich immer ängstlicher und schutzloser, als sie zusah, wie ein Spurensicherungsexperte nach dem anderen zur Tür hinausging. Dieses Haus, in dem so viele fremde Menschen herumgetrampelt waren, empfand sie nicht mehr als ihr Heim, und sie wäre am liebsten davongelaufen. Aber stattdessen stand sie einsam im Salon Wache, verzweifelt darum bemüht, Nathan wenigstens zu ein paar Stunden Schlaf zu verhelfen.
    Inzwischen wälzte er sich unruhig in den Rissen hin und her und murmelte

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