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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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abgesehen haben.«
    Offenbar hatte er nicht vor, sich zu setzen. Anstatt auf seine aufgebrachte Stimmung einzugehen, nahm Dr. Lane hinter ihrem Schreibtisch Platz und verschränkte in einer neutralen Geste die Hände. »Wer sind sie, Bobby?«, fragte sie ruhig.
    »Man könnte sagen: alle. Der Richter, der Staatsanwalt, die Polizei, die Witwe. Verdammt, inzwischen scheint mir alle Welt ans Leder zu wollen.«
    »Machen Ihnen die Ermittlungen wegen der Schießerei Sorgen?«
    »Die Ermittlungen?« Er hielt inne, blinzelte einige Male verdattert und vollführte dann eine wegwerfende Handbewegung. »Zum Teufel mit den Ermittlungen, denn offenbar hat sowieso niemand die Geduld, die Ergebnisse abzuwarten. Nein, sie wollen mir schon morgen an den Kragen.«
    Dr. Lane ließ sich nichts anmerken. »Was wird morgen geschehen, Bobby?«
    Ihr Tonfall war ihm nicht entgangen, und er blieb lange genug stehen, um sich vor ihr aufzubauen und die Hände auf ihren Schreibtisch zu stützen. Als Bobby Dodge ihr direkt in die Augen blickte, stellte Elizabeth ein wenig erschrocken fest, dass er ihr in seinem momentanen Zustand Angst einjagte.
    »Ich bin nicht auf den Kopf gefallen«, sagte er eindringlich. »Und ich bin auch nicht dabei, den Verstand zu verlieren. Nein, das Letzte können Sie streichen. Ich verliere den Verstand, deswegen bin ich ja hier. Aber ich habe auch allen Grund dazu, verdammt!«
    »Möchten Sie nicht am Anfang beginnen?«
    Er wirbelte herum. »Anfang? Bei welchem Anfang? Ich weiß ja nicht einmal mehr selbst, wie es genau angefangen hat. War es in der Donnerstagnacht, als ich Jimmy Gagnon erschossen habe? Oder vor neun Monaten, als ich Jimmy und Catherine zufällig bei einer Cocktailparty begegnet bin? Vielleicht war es auch am Dienstag, als Jimmy die Scheidung eingereicht hat. Oder vor über zwanzig Jahren, als Catherine von einem pädophilen Verbrecher verschleppt wurde. Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    »Bobby, ich möchte Ihnen ja gerne helfen ...«
    »Aber ich klinge wie ein gottverdammter Psycho?«
    »Ich würde dieses Wort nicht verwenden ...«
    »Gagnon würde es. Copley auch. Verdammt, es ist nur eine Frage der Zeit.« Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und sah sich dann mit wildem Blick im Büro um, wie ein Tier, das die Größe seines Käfigs abschätzt. In letzter Minute, als Dr. Lane schon befürchtete, er könnte völlig außer sich geraten, etwas Überstürztes tun und sich selbst oder ihr Schaden zufügen, holte er plötzlich tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen.
    Wortlos stand Elizabeth auf und holte ein Glas Wasser. Als sie es ihm reichte, nahm er es dankbar entgegen und leerte es durstig. Sie griff nach dem Glas, füllte es nach, und er trank es wieder aus.
    »Das Leben ist kompliziert geworden«, sagte er leise. Seine Stimme klang nicht mehr so aufgebracht, sondern eher flach und tonlos. »Erzählen Sie mir davon.«
    »Jimmys Vater verklagt mich wegen Mordes. Allerdings ist er bereit, die Vorwürfe fallen zu lassen, wenn ich mich zu einer Falschaussage bereit erkläre, was die Ereignisse von Donnerstagnacht angeht, um seine Schwiegertochter zu belasten. Der Staatsanwalt denkt, dass der Richter mich dazu gar nicht braucht, da Catherine seiner Ansicht nach ohnehin die Finger im Spiel hat. Nun muss er nur noch herausfinden, ob ich ihr Komplize bin. Anfangs standen zumindest meine Kollegen noch hinter mir, aber ich habe den Fehler gemacht, mich mit Catherine zu treffen, und jetzt misstrauen sie mir ebenfalls. Oh, und außerdem hatte ich eine Freundin, die mich geliebt hat, doch ich habe ihr heute Abend den Laufpass gegeben. Dabei habe ich mir eingeredet, dass ich nur das getan habe, was nötig war. Aber offen gestanden habe ich dabei nur an die Witwe des Toten gedacht.«
    »Schwärmen Sie für Jimmy Gagnons Witwe?«
    »Schwärmen wäre ein zärtliches Gefühl, und meine Gefühle für sie sind alles andere als das.«
    »Haben Sie ihr gegenüber ein schlechtes Gewissen?«
    Er schüttelte sofort den Kopf. »Nein, man kann sie nicht unbedingt als Frau bezeichnen, die um ihren toten Mann trauert.«
    »Lust?« Elizabeths Tonfall war ruhig.
    »Einverstanden.«
    »Glauben Sie, dass sie Sie braucht, Bobby?«
    Über diese Frage musste er ein wenig nachdenken. »Vielleicht. Wenigstens will sie mir das weismachen. Allerdings komme ich nicht dahinter, ob das echt oder nur gespielt ist.«
    »Das müssen Sie mir näher erklären.«
    »Sie ist eine Schauspielerin. Sie lügt, sie benutzt

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