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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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sein und an deine Familie denken ... Na, da war doch sonnenklar, was als Nächstes passieren würde.«
    »Er hat sie geschlagen.«
    »Ja.«
    »Hat sie sich gewehrt?«
    »Nicht körperlich.«
    »Aber er hat sie geschlagen. Und dann?«
    Bobby zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Er wurde sauer, und irgendwann ist er dann umgekippt.«
    »Wenn er also, wie Sie sagen, gleich zu Anfang sauer auf Ihre Mutter wurde, ließ er seine Wut an ihr aus, bis er schließlich einschlief.«
    »So ähnlich.«
    »Also hat er Sie oder auch Ihren Bruder dann nicht geschlagen?«
    »Nicht, wenn wir uns rar gemacht haben.«
    »Und denken Sie, dass Ihre Mutter das wusste?«
    Offenbar bestürzt, hielt er inne. »Kann ich nicht sagen.«
    »Die Liebe einer Frau zu ihrem Mann ist eine sehr komplizierte Sache, Bobby. Dasselbe gilt für ihre Liebe zu ihren Kindern.«
    »Ja, sie liebt uns so sehr, dass sie es kaum erwarten kann, uns anzurufen.«
    »Das kann ich nicht beurteilen, Bobby. Ich bin Ihrer Mutter nie begegnet. Einige Frauen ... einige Frauen schämen sich einfach zu sehr.«
    »Ich dachte, wir wollten über Catherine reden«, meinte Bobby.
    »Gut. Glauben Sie, dass Catherine ihren Mann provoziert hat?«
    »Sie wäre durchaus fähig dazu.«
    »Und Donnerstagnacht?«
    Er fing wieder an, ihm Raum hin und her zu gehen. »Vielleicht. Es ergibt zwar keinen Sinn, aber ...« Er sah Elizabeth an. »Es ist die Tatsache, dass wir uns schon einmal getroffen und miteinander gesprochen haben, die mir zu schaffen macht. Klar, ich konnte mich im fraglichen Moment nicht daran erinnern, und das würde ich jederzeit beschwören. Aber sie hat mir Fragen zu meinem Beruf gestellt und sich dafür interessiert, wie und unter welchen Umständen eine taktische Einheit eingesetzt werden würde. Warum diese Neugier? Was hat sie sich dabei gedacht?«
    »Sie sagten, sie manipuliere andere Menschen.«
    »Genau. Aber andererseits ... ist ihr so etwas wirklich zuzutrauen? Ich hätte ganz sicher nicht zur Waffe gegriffen, wenn Jimmy keine Pistole in der Hand gehabt hätte. Also musste sie eine Situation herbeiführen, in der Jimmy sich eine Pistole besorgt. Und das wiederum hieße, dass sie sich selbst und ihren Sohn ganz bewusst der Bedrohung durch einen bewaffneten Betrunkenen ausgesetzt hat.«
    »Gefährlich«, stellte Elizabeth fest.
    »Wahnwitzig.« Bobby schüttelte den Kopf. »Wenn sie allein im Zimmer gewesen wäre, könnte ich es ja noch nachvollziehen. Aber ich glaube nicht, dass sie das Leben ihres Sohnes riskieren würde.«
    »Sie denken also letzten Endes nicht, dass Catherine Nathan misshandelt?«
    »Nein.«
    Elizabeth zog eine Augenbraue hoch. »Sie klingen sehr überzeugt.«
    »Das bin ich auch.«
    »Würde es Sie sehr erschrecken, wenn ich Ihnen sage, dass ich da nicht so sicher bin? Offen gestanden macht mir Catherine Gagnons Beziehung zu ihrem Sohn sehr zu schaffen, je mehr ich über diese Frau erfahre.«
    »Da sind Sie in guter Gesellschaft.«
    »Sie ist egoistisch, das haben Sie selbst festgestellt. Und sie ist Missbrauchsopfer. Inzwischen wissen wir, dass es bei derartigen Dingen feste Muster gibt.«
    »Ich bin auch ein Missbrauchsopfer«, erwiderte Bobby steif und fügte beinahe trotzig hinzu: »Und wir haben vorhin erkannt, dass ich auch gerne lüge.«
    »Bobby, sehen Sie mir in die Augen. Sind Sie wirklich ganz sicher, dass Catherine Gagnon Grenzen einhalten würde, wenn sie sich bedroht fühlte oder ihren Lebensstandard ernsthaft gefährdet sähe? Dass sie nicht bereit wäre, jeden beliebigen Menschen zu opfern, um sich selbst zu retten?«
    Verstockt starrte er sie an.
    Aber Elizabeth ließ nicht so rasch locker. Das durfte sie schon Bobby zuliebe nicht. »Sie glauben es nicht, Bobby, und das ist auch ein Grund, warum Sie die Donnerstagnacht nicht loslassen können. Denn tief im Grunde Ihres Herzens trauen auch Sie Catherine Gagnon zu, dass sie die Erschießung ihres Mannes inszeniert hat. Sie können nur nicht genau sagen, wie sie das angestellt haben könnte.«
    »Er war ein Mistkerl, der seine Frau verprügelt hat!«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sie hat mir erzählt ...«
    »Sie lügt.«
    »Dr. Rocco hat die Verletzungen gesehen! Und andere hätten sie sehen können.«
    »Wer ist Dr. Rocco?«
    Bobby errötete verlegen. »Ihr ehemaliger Geliebter.«
    Elizabeth ließ das kurze Zeit wirken und wechselte dann aus heiterem Himmel das Thema. »Warum haben Sie sich heute Abend mit Susan getroffen?«
    »Weil ich fand, dass ich es ihr schuldig war.

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