Lauf, wenn du kannst
hielt das blutige Bündel hoch.
Die Reaktion des Fünfzigtausend-Dollar-Mannes war schnell und eines guten Menschen würdig. Allerdings würde sie auch sein Untergang sein.
»Beeilen Sie sich!«, sagte der Mann. »Bringen Sie ihn rein.«
Die Kette wurde entfernt, und die Tür öffnete sich. Anders als Mr Bosu erwartet hatte, trug der Mann keinen Morgenmantel, sondern war offenbar angezogen, um ins Büro zu gehen.
»Ich dachte, ich hätte Lärm gehört«, meinte der Mann und ging voraus ins Haus.
Mit einem leichten Fußtritt schloss Mr Bosu die Tür fest hinter sich.
»Sind Sie Tierarzt? Oder kennen Sie einen Tierarzt?«, stieß Mr Bosu hervor. Dabei ließ er seinen Blick durch das Haus schweifen und sondierte die Lage. Er folgte dem Mann in den hinteren Teil des Hauses, wo ein grelles Licht brannte. Sie kamen in eine kleine Küche, deren Ausstattung aus den Fünfzigerjahren stammte. Hier gab es auch eine kleine Frühstücksecke, wo ein alter Tisch unter riesigen Papierstapeln versank.
»Ich habe bis spätabends gearbeitet«, sagte der Mann zerstreut. »Offenbar bin ich eingeschlafen.«
»Was machen Sie denn beruflich?«
»Ich bin Staatsanwalt. Lassen Sie mich mal sehen, wie schwer der Hund verletzt ist.«
Endlich ließ Mr Bosu Trickster los, was es ihm erleichterte, die Hand nach seinem Messer auszustrecken. Als er sich wieder aufrichtete, hatte der Mann Trickster auf die Anrichte gelegt und untersuchte ihn gründlich auf Verletzungen.
»Ich sehe zwar Blut«, meinte Rick Copley. »Aber ich kann komischerweise keine Wunde entdecken.«
»Wirklich nicht? Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen.«
Mr Bosu war zwar kräftig gebaut und schwer bewaffnet, aber Copley verfügte über schnelle Reaktionen, und seine Beinarbeit war auch nicht zu verachten.
Als Mr Bosu zum ersten Mal ausholte, wich Copley nach links aus. Der Staatsanwalt ließ Trickster los, worauf der Welpe auf den Boden sprang, über das Linoleum flitzte und im Wohnzimmer verschwand.
Die beiden Männer kümmerten sich nicht um ihn. Copley baute sich kampfeslustig auf und verschwendete keine Zeit damit, den ungebetenen Gast durch Worte verscheuchen zu wollen. Mr Bosu war zufrieden. Nach diesem scheußlichen Tag war eine ordentliche Prügelei eine willkommene Abwechslung.
Der Staatsanwalt war ein intelligenter Mann. Und ein intelligenter Mann würde sicher sofort zum nächsten Telefon laufen, um seine Kollegen von seiner Notlage in Kenntnis zu setzen. Und wirklich machte Copley einen Satz auf den schnurlosen Apparat zu, der auf dem Tisch stand. Aber Mr Bosu war schneller und hatte das Vergnügen, seinem Gegner die erste blutende Wunde zuzufügen.
Copley taumelte zurück und hielt sich den aufgeschlitzten Unterarm. Dem Staatsanwalt brach der Schweiß aus. »Was wollen Sie?«, fragte er.
»Friede auf Erden.«
»Brauchen Sie Geld? In meiner Brieftasche sind dreihundert Dollar.«
»Ich bitte Sie. Tot sind Sie hundert Mal so viel wert.«
»Was?« Diese Antwort schien den Staatsanwalt aus dem Konzept zu bringen, und seine Konzentration ließ kurz nach. Mr Bosu stieß wieder zu. Copley wirbelte zwar in letzter Minute herum, aber er war einen Moment zu langsam. Mr Bosu erwischte ihn an den Rippen.
Der Staatsanwalt wollte ins Wohnzimmer fliehen. Und Mr Bosu heftete sich an seine Fersen.
Es war ein kleines Haus, das nicht viele Fluchtmöglichkeiten und Verstecke bot. Copley warf eine Lampe, eine Buchstütze und ein Sofakissen. Er tänzelte hin und her, drehte sich in alle Richtungen und wich aus.
Mr Bosu war fünfundzwanzig Kilo schwerer als er und hatte viel längere Arme. Für ihn stand der Ausgang von Anfang an fest. Während Copley um sich schlug, warf und herumrannte, kam Mr Bosu näher und näher und drängte sein Opfer von der Eingangstür ab. Immer weiter trieb er den Staatsanwalt in sein eigenes Haus hinein, bis die Mauern, die ihn eigentlich schützen sollten, für ihn zum Gefängnis wurden. Das Haus eines Mannes ist seine Burg, doch für Rick Copley wurde es zur Todeszelle.
Schließlich stellte Mr Bosu seinen kleineren Gegner in seinem eigenen Badezimmer, wo ihm die Wanne den Weg versperrte. Dann ging alles ganz schnell.
Danach, als der Blutdurst nicht mehr in Mr Bosus Kopf rauschte, als sein Atem wieder ruhiger ging und sein Herzklopfen nachließ, fielen ihm verschiedene Dinge gleichzeitig auf. Sein Schienbein schmerzte. Außerdem tat ihm die Schulter weh, mit der er gegen einen Türstock geprallt war, und dasselbe galt für seine
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