Lauf, wenn du kannst
Jacke des Privatdetektivs und nahm die Neun-Millimeter-Pistole des Mannes aus dem Schulterhalfter. Nachdem er die Waffe entsichert hatte, reichte er sie Catherine. Noch immer war aus der Suite kein Laut zu hören.
»Da stimmt etwas nicht«, flüsterte sie.
»Ach, wirklich?«
Und dann ... ein Windspiel. Gespenstische Töne wehten aus der Ferne heran. Und dann erklang aus dem hinteren Teil der Suite ein getragenes Wiegenlied. Eine Spieluhr. Vielleicht ein Kinderspielzeug. Bobby wusste es nicht, doch der hohe, blecherne Klang hallte durch die stickige Luft.
Er warf einen Blick auf Catherine, die sichtlich erbleicht war.
»Was ist das?« Ihre Stimme war wieder schrill geworden. Bobby forderte sie mit einer Handbewegung auf, sich zu beruhigen.
»Keine Ahnung. Reißen Sie sich zusammen, Cat. Nathan braucht Sie.«
Sie nickte und holte mit einem tiefen Seufzer Luft. Nach einer Weile deutete Bobby auf die Wand, und Catherine folgte ihm.
Bobby wurde klar, dass die Zeit für Umbrio arbeitete, denn so hatte er die Möglichkeit, sie zu trennen und sie aus dem Hinterhalt zu überfallen. Die Suite war zu groß, als dass Bobby jeden Winkel hätte im Auge behalten können, und Catherine konnte ihm wegen ihrer mangelnden Erfahrung keine Hilfe sein. Also würde er schnell handeln müssen.
Vorsichtig ging er voran, vom Vorraum in das leere Wohnzimmer. Wahrscheinlich hatten nach Umbrios gewaltsamem Eindringen alle, die sich in diesem Raum aufgehalten hatten, panisch die Flucht ergriffen.
Links hinter einem Torbogen begann ein Flur, ein weiterer führte nach rechts. Offenbar diente das Wohnzimmer als Verbindungsstück zwischen den beiden Flügeln der Suite. Als Bobby zögernd stehen blieb, tippte Catherine ihm auf die Hand und zeigte nach links.
»Die Musik«, flüsterte sie.
Er nickte zustimmend. Man konnte die Quelle der blechernen Töne zwar nur schwer ausmachen, aber vermutlich kamen sie von links.
Bobby nahm Catherines Hand. Dann gingen sie im Gänsemarsch den Flur entlang.
Im nächsten Moment hörten sie einen Schrei. Schrill, hoch und eindeutig der einer Frau.
»Maryanne!«, stieß Catherine hervor.
Sie stürmten den Flur hinunter.
39
Bobby nahm alles gleichzeitig wahr. Drei offene Türen, drei Schlafzimmer. Er hastete an den ersten beiden vorbei und erreichte das dritte gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Maryanne zurücktaumelte.
»James, James!«, schluchzte die Frau. »O Gott, James!« Bobby blickte zu Boden und entdeckte eine blutige Leiche. Im nächsten Moment spürte er eine Bewegung hinter sich.
»Vorsicht!«, schrie Catherine vom anderen Ende des Flurs. Er versuchte, sich umzudrehen und die Waffe hochzureißen.
Umbrio traf seine Schulter. Der Schlag raubte Bobby fast das Bewusstsein, wirbelte ihn herum und sorgte dafür, dass er das Gleichgewicht verlor. Während er sich verzweifelt bemühte, einen Sturz zu vermeiden, sah er aus dem Augenwinkel einen silbrigen und roten Gegenstand.
Messer, schoss es ihm durch den Kopf. Messer. Bewegt sich in deine Richtung.
Dann hörte er einen Schuss, und kurz darauf flogen ihm Putzbrocken um die Ohren.
Bobby ließ sich fallen. Aber Umbrio hielt inne und drehte sich um.
»Ach, Catherine«, sagte der Hüne. »Das ist aber eine schöne Überraschung, dich hier zu sehen.«
Umbrio grinste. Sein Gesicht war mit roten Spritzern bedeckt. Blut, entweder von James oder von Bobby, das den Mörder wie ein Raubtier wirken ließ.
Wieder hob Catherine die Pistole mit beiden Händen, um sie ruhig zu halten. Allerdings zitterten ihre Arme so sehr, dass es ihr nicht gelang, zu zielen. Als sie trotzdem abdrückte, schlug die Kugel nur wenige Zentimeter neben Umbrios Schulter in die Wand ein.
Umbrio lächelte weiter, machte einen Schritt vorwärts. »Oh, Catherine, Catherine.«
Blut rann Bobby über die Schulter und vermischte sich mit dem Schweiß auf seiner Handfläche. Sein rechter Arm ließ sich nicht bewegen, und er konnte die Finger nicht mehr biegen. Also nahm er die Pistole in die Linke und drückte ab.
Die Pistole knallte, und der Schuss ging an Umbrios Knie vorbei. Der unerwartete Angriff von hinten ließ den Hünen innehalten. Er musterte Catherine, die noch immer zitternd vor ihm stand, und Bobby, der schwer verwundet hinter ihm auf dem Boden lag. Bobby zielte erneut. Schließlich hatte er nicht umsonst jahrelang geübt, auch mit der linken Hand zu schießen.
Offenbar wurde Umbrio allmählich klar, dass Bobby zwar verletzt, aber nicht außer Gefecht
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