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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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gesetzt war. Im gleichen Moment zielte Bobby auf die Brust seines riesenhaften Gegners. Doch als er gerade abdrückte, machte Umbrio einen Satz durch die Tür und stürmte den von einem hohen Gewölbe überspannten Flur entlang. Auch Catherines Schüsse kamen zu spät und trafen nur zwei Gemälde, einen antiken Couchtisch und etwa dreißig Zentimeter Putz. Umbrio verschwand in einem angrenzenden Zimmer.
    »Mist!«, rief Catherine aus.
    Immer noch am ganzen Leibe zitternd, kam sie ins Schlafzimmer. Inzwischen roch sie nach Schießpulver, ihre Augen leuchteten wie dunkle Teiche aus einem bleichen Gesicht, und ihr Haar war zerzaust. Aber sie stand noch aufrecht und hatte die Pistole in der Hand. Bobby fand, dass sie einfach hinreißend aussah.
    Im nächsten Moment bemerkte sie Bobbys heftig blutende Schulter. »O nein!«
    »Wer ist dieser Mann?«, wollte Maryanne verzweifelt wissen. »Und wo ist Nathan?«
     
    Catherine half Bobby, eine sitzende Position einzunehmen. Die gute Nachricht war, dass Umbrio kein wichtiges Blutgefäß getroffen hatte. Leider aber hatte er das Schultergelenk erwischt, sodass Bobbys Arm nun schlaff herunterbaumelte.
    »Ich verstehe das alles nicht«, stammelte Maryanne. »Die Rezeption hat angerufen. Nathan sollte nach oben kommen, und ich war ja so aufgeregt. Also wollte ich als Erste an die Tür, um ihn zu begrüßen, aber James sagte nein, Harris solle aufmachen. Im nächsten Moment ging die Tür auf, und ich hörte ein scheußliches Knirschen. James rief, ich müsse jetzt losrennen, also bin ich gerannt. Dann hat James mich in dieses Zimmer geschubst und wollte, dass ich mich in diesem Schrank verstecke und nicht herauskomme, ganz gleich, was auch passiert. Das habe ich getan. Und dann waren da Schritte.
    Ich dachte, dass es Mr Harris ist, oder vielleicht James. Aber stattdessen ging die Schranktür auf, und dieser widerwärtige Mensch starrte mich an. Er hat gelächelt. Er hielt ein Messer in der Hand, und er hat gelächelt. Wer tut denn so etwas?«
    Bobby und Catherine antworteten nicht. Catherine hatte einen Kissenbezug vom Bett geholt, den sie Bobby nun ungeschickt um die Schulter wickelte.
    »Auf einmal stand James da. Er hat dem Mann mit einer Buchstütze auf den Kopf geschlagen. Aus Leibeskräften. So habe ich ihn noch nie erlebt. Aber der schreckliche Mann hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Er drehte sich einfach nur um und sah James an ... Oh, mein Gott, James wusste es!« Maryanne schluchzte auf.
    »Man merkte es seinem Gesicht an, dass er genau wusste, was jetzt geschehen würde. ›Lauf weg, Maryannes sagte er, und ich habe gehorcht. Dann habe ich Geräusche gehört. Ganz abscheuliche Geräusche. Ich habe alles getan, um wegzuhören. Und anschließend wurde es ganz ruhig, was noch viel schlimmer war. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Ich musste zu James. Oh, mein armer, armer geliebter James ...«
    Sie sackte neben ihrem am Boden liegenden Mann zusammen und umfasste seine schlaffe Hand. Ganz langsam schlossen sich seine Finger um ihre.
    »James!«, rief Maryanne unter Tränen aus. »James! Er lebt. O mein Liebling, du lebst noch!«
    »Pssst«, zischten Bobby und Catherine im Chor. »Er kommt bestimmt zurück.«
    »Wer kommt zurück?«
    »Richard Umbrio.«
    »Ist das nicht der Mann, der dich damals entführt hat, Catherine?« Maryanne verstand die Welt nicht mehr. »Das ist doch schon Jahre her. Was kann er nur von uns wollen?«
    »Maryanne«, begann Catherine mit ruhiger Stimme. »Wo ist Nathan?«
     
    Im Schrank war es zwar dunkel, aber nicht völlig stockfinster. Nathan konnte absolute Dunkelheit nicht aushalten, vor allem nicht, wenn er, so wie jetzt, sowieso schon Angst genug hatte. Er hatte den Welpen losgelassen, und inzwischen bereute er das, denn er vermisste den warmen kleinen Körper und die raue Zunge, die ihm beruhigend die Hand leckte.
    Jetzt war er ganz allein.
    Er hatte gesehen, wie der böse Mann schlimme Dinge getan hatte. Dann hatte er seinen Großvater »Lauf weg!« rufen hören, und er war gerannt. Und zwar in die andere Richtung. Weg von den anderen, weil er seinen Großvater nicht leiden konnte. Der verlangte nämlich immer, dass Nathan mit ihm nach Hause kam, obwohl seine Mommy damit offensichtlich nicht einverstanden war. Also hatte Nathan den Welpen losgelassen und war in die entgegengesetzte Richtung gelaufen, weit weg von allen, auch von dem bösen Mann.
    Dann hatte er den Wandschrank mit der Lamellentür gesehen. Er war nur klein und voller

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