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Lauf, wenn du kannst

Lauf, wenn du kannst

Titel: Lauf, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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zu freuen.«
    »Ihre Familie«, mutmaßte Bobby.
    »Meine Familie«, stimmte Dillon ruhig zu.
    »Wer also hat wirklich Jim Beckett getötet?«
    »Tess.«
    »Ihre Frau?«
    »Ja, sie weiß wirklich, wie man mit einem Gewehr umgeht.«
    »Und sie kommt damit zurecht?«
    »Soll ich offen sein? Sie hat seitdem keine Waffe mehr angerührt.«

20
     
    Als Catherine im Krankenhaus ankam, standen ihre Schwiegereltern bereits am Empfang.
    »Ich bin der Großvater des Jungen«, sagte James gerade und setzte ein Lächeln auf, das keinen Widerspruch duldete. »Also dürfte es doch kein Problem sein, wenn ich den Jungen mit nach Hause nehme.«
    »Sir, Nathans Mutter hat die Einweisungspapiere unterschrieben. Ohne Rücksprache mit ihr darf ich nichts entscheiden.«
    »Ich freue mich, dass Sie so gewissenhaft sind. Kompliment. Leider jedoch ist meine Schwiegertochter voll und ganz mit den Vorbereitungen der Beerdigung beschäftigt. Also hat sie uns geschickt, um Nathan abzuholen. Das ist doch das Mindeste, was wir in dieser schweren Zeit für sie tun können.«
    James legte den Arm fester um Maryanne, die der Krankenschwester wie auf Kommando ebenfalls ein Lächeln schenkte. Sie war einen Ton blasser als James und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Dennoch saß jedes Haar und jede Perle an ihrer Kette. Die beiden - der einflussreiche Richter und seine hilflose, zarte Frau - bildeten eine Front, an der jeder Widerstand abprallte.
    Die Entschlossenheit der Krankenschwester geriet bereits ins Wanken.
    James beugte sich vor, um den Druck auf sie zu erhöhen. »Dürfen wir Nathan wenigstens sehen? Er wird sich bestimmt sehr freuen, mit uns nach Hause fahren zu können. Dann dürften Ihre Bedenken eigentlich aus der Welt geschafft sein.«
    »Ich sollte zumindest mit seinem Arzt sprechen«, murmelte die Schwester, warf einen Blick auf die Einweisungspapiere und runzelte erschrocken die Stirn. »Ach, du meine Güte.«
    »Was ist?«
    »Nathans behandelnder Arzt ist Dr. Rocco. Ich fürchte ... Ach, herrje.« Die Stimme der Krankenschwester erstarb. Offenbar machte ihr Dr. Roccos Schicksal schwer zu schaffen, und die Situation begann, sie sichtlich zu überfordern. Catherine griff das Stichwort auf, marschierte schnurstracks auf den Empfang zu und warf sofort einen Blick auf das Namensschild der Schwester.
    »Schwester Brandi, schön, Sie wiederzusehen. Wie geht es Nathan heute Morgen?«
    »Er fühlt sich schon besser«, verkündete die Schwester und sah dann verlegen zwischen Catherine und ihren Schwiegereltern hin und her.
    Catherine beschloss, die Frau aus ihrer misslichen Lage zu befreien, und legte ihrem Schwiegervater die Hand auf den Arm. Als erstklassiger Schauspieler zuckte dieser nicht mit der Wimper.
    »Vielen, vielen Dank für eure Hilfe«, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln zu James und nickte auch Maryanne dankbar zu. »Zum Glück hat es im Beerdigungsinstitut nicht so lange gedauert wie erwartet. Also konnte ich kommen, um Nathan selbst abzuholen.«
    »Ach, diese Mühe hättest du dir nicht zu machen brauchen«, erwiderte James. »Maryanne und ich hätten den Jungen gern eine Weile bei uns aufgenommen. Du solltest dich ausruhen.«
    »Ja, meine Liebe«, bekräftigte Maryanne. »Sicher bist du völlig erschöpft. Wir werden uns um Nathan kümmern. Unser Zimmer im Hotel LeRoux ist einfach traumhaft, und es wird ihm nach der Zeit im Krankenhaus sicher sehr gut dort gefallen.«
    »Lieber nicht. Nathan hat so viel mitgemacht, dass er besser sofort nach Hause fahren sollte.«
    »In das Haus, in dem sein Vater gestorben ist?«, fragte James spitz.
    »In sein gemütliches Kinderzimmer.«
    James presste die Lippen zusammen und warf Maryanne einen Blick zu. Rasch wandte sich Catherine an Schwester Brandi.
    »Ich möchte Nathan jetzt sehen.«
    »Selbstverständlich.«
    »Sicher hat Dr. Rocco eine Vertretung. Bitte suchen Sie diesen Arzt, und lassen Sie ihn die Entlassungspapiere unterschreiben, damit ich Nathan mit nach Hause nehmen kann.« Catherine hielt die Tasche von Louis Vuitton hoch. »Währenddessen sorge ich dafür, dass mein Sohn fertig angezogen ist.«
    »Ich schlage vor, dass wir ihn anziehen, damit du dich in Ruhe um den Papierkram kümmern kannst«, mischte Maryanne sich in fröhlichem Ton ein. »Dann geht das Ganze doch viel schneller.«
    »In der Tat«, stimmte James erfreut zu. »Eine großartige Idee.«
    Ein pochender Schmerz breitete sich in Catherines Kopf aus. Dennoch zwang sie sich zu einem Lächeln. »Das ist

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