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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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Jedes Auto hat eine eigene. Es gibt eine winzige auf dem Armaturenbrett, aber es gibt sie auch noch an ein paar anderen Stellen. Wenn die Polizei die FIN überprüft, weiß sie, ob das Auto geklaut wurde. Wenn wir also erst einmal ein Unfallauto gekauft haben, suchen wir nach einem zweiten mit dem genau gleichen Baujahr. Gleiche Marke, gleiches Modell, nur eben kein Totalschaden.«
    Cheyenne ahnte, was das hieß. »Und das andere Auto, das kauft ihr nicht, oder?«
    »Nein. Das klauen wir. Dann machen wir die FINs vom Unfallauto an das gestohlene und schon haben wir ein sauberes Auto mit einer absolut legalen FIN. Wir melden es unter falschem Namen und unter falscher Adresse an und verkaufen es dann an jemanden, der keine Fragen dazu stellt, warum er so ein schönes Auto einige tausend Dollar unter Listenpreis bekommt.«
    »Aber es ist gestohlen!«
    »Glaubst du, die Leute, die es kaufen, wissen das nicht?«, fragte Griffin schnaubend. »Sie wissen Bescheid. Sie wollen es nur lieber gar nicht genau wissen. Falls du verstehst, was ich meine.«
    »Hast du deswegen den Escalade gestohlen? Habt ihr hier irgendwo einen schrottreifen stehen, von dem ihr die FINs nehmen könnt?«
    Cheyenne hörte ein widerwilliges Zögern in seiner Antwort. »Nein, das war eher Zufall. Normalerweise besorgen wir uns zuerst den Unfallwagen und klauen dann das bessere Auto. Und ich klau die Autos normalerweise auch gar nicht. J-« Er brach ab, damit er nicht noch einen Namen verriet, aber sie speicherte den Anfangsbuchstaben in ihrem Gedächtnis. »Das machen die anderen. Ich habe einfach nur den Schlüssel gesehen und dann spontan reagiert. Leider. Sonst hätte ich ja bemerkt, dass du hinten liegst. Mein Dad ist gerade nicht sehr zufrieden mit mir.«
    »Und was werdet ihr jetzt mit Danielles Auto machen? Einen Unfallwagen kaufen und die FINs austauschen?« Aber es wäre immer noch das Auto ihrer Familie, dachte Cheyenne. Das Auto mit dem zentimeterlangen Kratzer auf der Beifahrerseite, wo Phantom in der ersten Woche, in der sie ihn hatte, mit seinem steifen Stahlgeschirr hängen geblieben war.
    »Es ist ein toller Schlitten, aber im Moment ist er ein bisschen zu heiß, selbst wenn wir neue FINs und Nummernschilder dranmachen. Sie werden jedes Auto von Seattle bis San Francisco anhalten, das so aussieht. Im Radio haben sie gesagt, dass sie eine Fahndung rausgegeben haben. Vielleicht müssen wir ihn ausschlachten und dann hier und da ein Stück verkaufen, aber eben nicht das ganze Auto. Eine Stoßstange von so einem Auto kostet beim Händler bestimmt 4000 Dollar. Wir könnten einer Autowerkstatt das Teil ganz einfach zum halben Preis verkaufen und hätten noch immer was gewonnen, weil wir das Auto ja umsonst bekommen haben.«
    Umsonst. Das war auch eine Möglichkeit, wie man Stehlen umschreiben konnte. »Aber was ist mit den FINs. Werden sie nicht wissen, dass die Stoßstange von unserem Auto ist?«
    »Sie machen die FINs nicht überall drauf und wenn du erst einmal ein Teil vom Auto abmontiert hast, können die Bullen es nicht zurückverfolgen. Es gibt jede Menge Autoschlossereien, die nicht so genau hinschauen und Zeug von uns kaufen. Sie sparen Geld und wir verdienen Geld. Und alle sind glücklich.«
    »Außer demjenigen, der gerade eine Menge für eine gestohlene Stoßstange bezahlt hat. Oder demjenigen, dessen Auto in einen Haufen Einzelteile zerlegt wurde.«
    Sie konnte hören, wie er mit den Schultern zuckte. »Mein Dad sagt, dass es dafür ja die Versicherungen gibt.«
    »Aber was ist mit -« Cheyenne wollte etwas einwenden, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken. Sie musste sich vor Husten krümmen, versuchte Luft zu holen.
    Griffin brachte ihr noch mehr Wasser, aber sie hustete weiter und wedelte abwehrend mit den Händen. Irgendwann war es dann vorbei.
    »Alles in Ordnung?«
    Vielleicht bildete sie sich das nur ein, aber sie meinte, dass Griffins Stimme ehrlich besorgt klang.
    »Nicht wirklich. Würdest du mich vielleicht einfach schlafen lassen?« Sie konnte gerade noch so ihren Kopf aufrecht halten und die Unterhaltung weiterführen.
    »Klar.«
    Sie hatte einen letzten wachen Gedanken. »Halt mir bitte diese Typen vom Leib.«

Wenn schon, denn schon
    Griffin schätzte, dass es besser war, wenn er Cheyennes Fuß wieder fester ans Bett band, bevor sein Dad nach Hause kam. Sie rührte sich kaum, ihr Kopf lag auf ihrem Unterarm. Erschöpft sah sie aus. Bis auf ihre geröteten Wangen war ihr Gesicht kreidebleich. Griffin holte eine

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