Lauf, wenn es dunkel wird
Minuten mit dem Vater telefoniert. Er hat gesagt, dass er nicht so viel Geld besorgen kann. Nicht in bar. Nicht so schnell.«
»Wetten, dass wir die Sache beschleunigen können«, sagte Jimbo. »Los, schicken wir ihm einen Finger.«
Griffin war nicht sicher, ob er Witze machte.
»Oder ein Ohr«, sagte TJ. Er machte definitiv keine Witze.
Doch Roy schüttelte den Kopf. »Wenn wir das machen, denken sie vielleicht, dass sie schon tot ist, und dann werden sie uns bis zum Geht-nicht-mehr jagen. Wenn wir erst mal anf angen und Körperteile abschneiden, glauben die, dass sie nichts mehr zu verlieren haben.«
Griffin war erleichtert, dass Roy sich nicht auf die Ideen der beiden anderen einließ.
»Haben sie gesagt, wie viel sie uns geben können?«, fragte Griffin. Er sprach leise und hoffte, dass die anderen dann auch leiser sprechen würden. Er mochte sich lieber nicht vorstellen, wie es für Cheyenne wäre, wenn sie aufwachte und hörte, dass sie sich darüber unterhielten, ob sie ihr Finger oder Ohren abschneiden sollten.
»Eine Million.« Roy stellte die Kaffeetasse ab und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. »Ich hab ihm gesagt, dass ich mich melde.« Er hörte sich niedergeschlagen an. Noch vor ein paar Tagen wäre er aus dem Häuschen gewesen, wenn ihm jemand gesagt hätte, er könnte eine Million Dollar kriegen.
»Das ist noch immer ganz schön viel«, sagte Griffin. »Das wären 250.000 Dollar für jeden.«
Roy schüttelte den Kopf. »Du bist noch minderjährig und du lebst unter meinem Dach. Auf deinen Anteil passe ich auf.«
TJ und Jimbo wechselten einen Blick. »Und das soll gerecht sein?«, fragte Jimbo. »Du kriegst fett eine halbe Million und wir gerade mal die Hälfte davon.«
Roy richtete sich auf, und Jimbo und TJ gingen automatisch einen Schritt zurück.
»Hey, ich trage hier ja wohl das Risiko. Sie ist auf meinem Grundstück, und es ist meine Stimme, die jedes Mal aufgenommen wird, wenn ich anrufe. Und ich bin auch derjenige, der hier für die Logistik verantwortlich ist.«
»Logistik?«, wiederholte TJ. Das Wort war ihm eindeutig nicht ganz vertraut.
»Die Pläne. Wenn ich wieder anrufe, sage ich ihrem Vater, dass er sich für eine Übergabe um drei Uhr bereithalten soll. Dann um drei sage ich ihm, wo er hinfahren soll. Und wenn er dorthin kommt, sagen wir ihm, dass er ein anderes Telefon nehmen soll, das wir für ihn dort deponiert haben, und er das erste wegwerfen muss. Ich will, dass einer von euch da ist und ihn beobachtet, damit wir auch sicher sind, dass er sein Telefon dalässt. Beim neuen Telefon können nur Anrufe eingehen. Er kann also niemanden warnen. Und dann rufe ich ihn an und sage ihm, dass er das Geld an der Ironwood Road rauswerfen soll.« Die Ironwood Road war ein langes Wegstück, das zwei Straßen miteinander verband, die gleich verlassen waren. Und das waren sie fast zu jeder Tageszeit. Um drei Uhr früh mitten im Winter würde es dort vollkommen ausgestorben sein. »Und ich will, dass einer von euch die Ironwood Road beobachtet, bevor er die Übergabestelle überhaupt kennt. Dann schnappen wir uns das Geld und lassen die Tasche dort, falls sie da irgendwas drangemacht haben, einen Sender oder einen von diesen explodierenden Farbbeuteln, die sie bei Bankräubern nehmen. Dann kommen wir hierher zurück, teilen das Geld und gehen getrennte Wege.«
Jimbo pfiff beeindruckt. »Hört sich schlau an.«
Griffin war das Geld egal. Er konnte es sich nicht mal vorstellen. »Und wenn wir das Geld haben, was dann?«
»Ich denke, wir sollten alle von hier verschwinden«, sagte Roy. »Ich mach das auf jeden Fall. Ich werde runter zum Flughafen fahren und den ersten Flieger nehmen, den ich kriege, und irgendwohin fliegen, wo es warm ist und wo man ein Schirmchen in seinen Drink gesteckt bekommt.«
»Moment, wir arbeiten dann nicht mehr hier?« TJ sah verwirrt aus.
»Du brauchst nicht mehr zu arbeiten, Dummkopf.« Jimbo schüttelte den Kopf. »Darum geht’s doch. Du brauchst dann jahrelang nicht mehr zu arbeiten. Wenn wir irgendwohin gehen, wo die noch nie ’nen Touristen gesehen haben und wo die nicht die Preise hochschrauben, wird uns das Geld nie ausgehen.«
Griffin konnte kaum glauben, dass sie ganz offensichtlich das Mädchen vergessen hatten, um das sich doch alles drehte. »Aber was ist mit Cheyenne?«
Roy verzog das Gesicht. »Was soll mit ihr sein?«
»Wir lassen sie frei, richtig? Wir haben uns nie mit Namen angesprochen. Und sie hat natürlich auch keine
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