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Lauf, wenn es dunkel wird

Lauf, wenn es dunkel wird

Titel: Lauf, wenn es dunkel wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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Ahnung, wie wir aussehen.« Griffin ließ seine Stimme so überzeugt wie möglich klingen. Er hatte noch immer Cheyennes Worte im Kopf. Ich weiß, wie du heißt. Griffin. Und jetzt weiß ich auch ganz sicher, dass dein Vater Roy heißt. Wenn ich das der Polizei erzähle, finden sie euch sofort. Wie sollte er die Dinge nur wieder in Ordnung bringen? Aber er würde nicht einfach nur danebenstehen und zusehen, wie Cheyenne etwas zustieß.
    Roy schaute skeptisch. »Früher oder später wird sie ihnen irgendwas sagen, was sie genau auf uns bringt.«
    Griffin erinnerte sich an seine Unterhaltung mit Cheyenne. »Nicht, wenn wir vorsichtig sind. Immerhin ist sie die Tochter vom Präsidenten von Nike. Weißt du, wie viele Leute gern ein Stück von dem Kuchen abhätten? Wenn du wieder anrufst, kannst du irgendwas sagen, damit sie glauben, dass das alles mit Nike zu tun hat. Die brauchen Jahre, bis sie alle Leute aufgespürt haben, die schon mal gegen die protestiert oder dort gearbeitet haben. Und uns werden sie nie finden. Weil sie nicht kapieren, dass es bloß Zufall war. Und dass es überhaupt nichts mit Nike zu tun hat.«
    Roy dachte eine Weile darüber nach. Die anderen drei waren ruhig und beobachteten ihn.
    »Wir können auf dem Weg zum Flughafen schnell nach Washington rüberrutschen und sie auf einer Holzabfuhrstraße oder so was rauswerfen«, sagte Griffin. »Wir drehen sie in die richtige Richtung und sagen ihr, dass sie loslaufen soll. Und bis sie jemanden gefunden hat, sind wir schon längst am Strand. Mit unseren Mai Tais.«
    »Aber natürlich«, sagte Roy.
    Griffin war sich ziemlich sicher, dass Roy noch nie im Leben »aber natürlich« gesagt hatte.
    Zumindest nicht, wenn er es ernst meinte.

 
Intelligenter Ungehorsam
    Als Cheyenne aufwachte, wusste sie ein paar Minuten lang nicht, wo sie war. Dann erinnerte sie sich und wünschte, sie hätte es nicht getan.
    Der Streifen Licht, den sie mit ihrem linken Auge sehen konnte, sagte ihr, dass es Morgen sein musste. Tageslicht war irgendwie wärmer als das von Glühbirnen. Aber als sie ihre Uhr berührte, war es überraschenderweise schon zwanzig nach eins. Also Mittag und nicht mehr Morgen. Jemand öffnete die Schlafzimmertür. Cheyenne wappnete sich.
    »Bist du wach?« Als sie Griffins Stimme hörte, fiel ihr ein Stein vom Herzen.
    »Ja.« Sie stemmte sich hoch und lehnte ihren Rücken an die Wand.
    »Ich habe noch ein paar Ibus für dein Fieber und eine von diesen Antibiotikapillen. Und noch O-Saft zum Runterspülen und ein paar Kräcker. Ich lege sie dir auf neun Uhr.«
    Sie fühlte, wie er sich neben ihre Füße aufs Bett setzte und ihr dann das Glas in die eine Hand und die Tabletten in die andere gab.
    »Danke«, sagte sie und versuchte so zu klingen, als meinte sie es auch so. »Wann kann ich nach Hause?«
    »Bald. Mein Dad trifft noch die letzten Vorbereitungen. Die Übergabe wird heute Nacht um drei sein, und dann fahren wir dich irgendwohin und lassen dich gehen.« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern und er beugte sich so nah zu ihr, dass sie seinen Atem an ihren Haaren spüren konnte. »Hör mal, du darfst nicht verraten, dass du weißt, wie ich oder mein Dad heißen.«
    Cheyenne nickte und biss sich auf die Lippe.
    »Weißt du noch, dass du mir erzählt hast, wie viele Feinde dein Vater hat?«, fuhr er flüsternd fort. »Sie werden vielleicht was in die Richtung sagen, damit du denkst, dass deine Entführung mit Nike zusammenhängt. Tu so, als glaubst du ihnen.«
    Cheyenne wusste nicht mehr, wem sie glauben sollte. »Griffin, versprich mir, dass sie mich gehen lassen. Versprich es mir.«
    Er war eine ganze Weile lang still. »Ich versprech’s dir«, flüsterte er schließlich.
    Cheyenne fing auf einmal an zu zittern, und das nicht nur wegen des Fiebers. Sie befürchtete, dass Griffins Zögern ihr mehr verraten hatte als seine Worte.
    »Und? Wie kommst du eigentlich zur Schule? In einer Limousine?«, fragte er dann in einer fast normalen Stimme.
    »Machst du Witze? In der Regel bringt mich Danielle. Mein Dad verdient vielleicht einen Haufen Geld, aber er protzt nicht. Er ist keiner von diesen ekelhaften glatzköpfigen Typen, die einen HUMMER fahren, damit sie sich wie ein echter Mann fühlen.« Sie würde nichts von der Haushälterin und dem Koch erzählen. Griffin sollte auch weiterhin glauben, dass sie Gemeinsamkeiten hatten.
    »Im Fernsehen hat dein Vater erzählt, dass du einen Blindenhund hast. Nimmst du deinen Hund oder deinen Stock, wenn du

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