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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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Nachricht nach die Signalton.« Diese Stimme! Dieser unterkühlte Sex, der brodelnde Leidenschaft verhieß! Ich stellte mir vor, wie mir Eric die Haare im afrikanischen Busch wusch, während im Hintergrund Antilopenherden vorüberzogen. So wie Robert Redford als Denys Finch-Hatton Meryl Streep als Karen Blixen in
Jenseits von Afrika
die Haare gewaschen hatte.
    »Biiip.« Ich holte tief Luft.
    »Hallo Line, äh, hallo Eric, hier ist Line. Ich hoffe, du bist wieder sauber. Äh, ich meine, ich wollte mich nochmal entschuldigen wegen, na du weißt schon wegen was. Also es tut mir wirklich leid. Und dann wollte ich dir noch sagen ... also ich wollte dir noch sagen ... äh, schönen Tag noch.«
    Ohje! Das war ja wohl die bescheuertste Nachricht, die jemals auf einem Anrufbeantworter hinterlassen worden war! Hätte ich bloß nicht angerufen! Und wo war Eric? Was machte er? Und vor allem:
Mit wem?
    Ich musste mich ablenken. Aber wie? Ich ging wieder im Kreis herum. Dann legte ich mein Ohr an die Tür zur Nachbarwohnung. Da lief Musik. Alice Cooper. Alice Cooper! Niemals würde Leon Alice Cooper hören, wenn Yvette bei ihm war. Yvette hörte Mel C oder Pur oder Klaviersonaten von Haydn. Gut. Ich würde Punkt 13 von meiner Auftragsliste vorziehen.
    Ich ging die drei Schritte bis zu Leons Tür. Dort blieb ich erstmal. Mein Herz klopfte so laut, dass Leon es eigentlich durch die Tür hindurch hören musste. Ich blieb ein paar Minuten unbeweglich stehen und schickte zum zweiten Mal am Tag parapsychologische Mitteilungen, aber das funktionierte abermals nicht.
    Ich holte tief Luft und klingelte. Innen ging das Flurlicht an, aber die Tür wurde nicht geöffnet. Vielleicht war Leon zu sauer, um mit mir zu reden? Da musste ich wohl noch einen drauflegen, auch wenn es mir verdammt schwer fiel.
    Ich klopfte. »Leon, ich bin’s, Line. Bitte mach auf. Es tut mir leid, wirklich, ich habe das nicht so gemeint, und das mit gestern tut mir auch leid ...« Irgendwie verbrachte ich ganz schön viel Zeit damit, mich bei anderen Leuten zu entschuldigen.
    Mein letztes Klopfen blieb in der Luft hängen. Genauer gesagt vor einem Rocksaum, der nicht da saß, wo er hingehörte. Über dem Rocksaum befanden sich ein zerknautschtes T-Shirt, das halb aus dem Rock heraushing, und darüber ein an den Ohren festgeklebtes Lächeln.
    »Ach, die nette Nachbarin.« Die Ironie troff aus ihrer Stimme wie das Fett aus den Pommes einer schlechten Imbissbude.
    »Lise, nicht wahr?«
    »Line«, murmelte ich. Prima. Desaster-Jenny hatte sich mal wieder zur völligen Idiotin gemacht.
    »Leon ist grad mal aus dem Haus. Zur Tankstelle. Ein Fläschchen Prosecco holen.«
    »Ach«, sagte ich. Yvettes Wangen waren gerötet. Auch ohne Prosecco. Ihr wallendes Haar war nicht kunstvoll aufgetürmt, sondern fiel wild und wallend in alle Richtungen.
    Was hier passiert war und noch passieren würde, war ziemlich offensichtlich. Yvette schien es nicht für nötig zu halten, ein Geheimnis daraus zu machen.
    »Kann ich Leon etwas ausrichten?« Ihre Stimme klang wie eine Mischung aus Zuckerwatte, kandierten Äpfeln und türkischem Honig. Ich hasste alle drei.
    »Äh ... nein. Ich wollte nur ... Zucker. Ich wollte Zucker ausleihen. Ich backe gerade. Käsekuchen.« Beinahe wäre mir noch herausgerutscht: »Den isst Leon ja so gerne.«
    »Ach. Bringt man da nicht normalerweise eine Tasse mit?«
    »Äh ... da müsste noch eine Tasse von mir da sein. Eine grüne.«
    Mein Mund redete und ich hörte mir selbst erstaunt zu. Wenn bloß Leon jetzt nicht auftauchte!
    Yvette verschwand, ohne mich hereinzubitten, und kam nach einer Weile mit einer mit Zucker gefüllten grünen Henkeltasse, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte, zurück.
    »Ist es die?« Auf der Seite war eine knackige Frau im knappen Dirndl abgebildet.
    »Äh ... ja. Danke. Sag Leon schöne Grüße. Und einen schönen Tag noch.«
    »Den werden wir haben.«
    Schlammcatchen oben ohne. Yvette mit einer ordentlichen Ladung Schlamm das grinsende Maul stopfen. Komisch, dass mir das gerade jetzt in den Sinn kam.
    Ich ging zurück in meine Wohnung, holte mein Mixgerät, stöpselte es im Wohnzimmer ein, stellte es auf die höchste Stufe und ließ es fünf Minuten laufen, damit Yvette an das Kuchenprojekt glaubte.
    Anschließend legte ich
Manu Chao
auf. Ich drehte die Lautstärke hoch und hüpfte wie ein Derwisch vom Wohnzimmer zum Schlafzimmer und zurück. Danach ging es mir besser. Ich ließ die Musik so laut, weil ich nicht

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