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Laugenweckle zum Frühstück

Laugenweckle zum Frühstück

Titel: Laugenweckle zum Frühstück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kabatek
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»Ach da steht’s ja, das ist ja toll«, sagte ich und lachte gekünstelt, und dabei fühlte ich mich schon wieder wie Paris Hilton, genauso bescheuert, bloß ohne Hündchen auf dem Arm. Langsam fing die Käsethekentheorie an, mir auf die Nerven zu gehen.
    Trotzdem stieg ich in den Vierer, aber nicht in den gleichen Wagen wie der Werbefritze. Auf einem der einzelnen Sitze, die eigentlich für Mütter mit Kinderwagen vorgesehen sind, saß ein attraktiver Typ, aber noch bevor ich einen parapsychologischen Kontakt aufbauen konnte, stellte sich ein Mann mit einem so dicken Bauch davor, dass ich den Prinzen nicht mehr sehen konnte und an dem Bauch prallte die Energie vollkommen ab. Grade noch rechtzeitig entdeckte ich dann die beiden Fahrkartenkontrolleure und sprang bei der Haltestelle Arndt-/Spittastraße ganz schnell wieder aus der Bahn. Ich war frustriert. Für heute hatte ich genug davon, über einen Camembert Bekanntschaften zu schließen.
    Auf dem Rückweg kam ich am Bismarckplatz vorbei, wo gerade Markt war, und beschloss, ein paar frische Möhrchen zu kaufen, für die nächste Sudelnuppe. Ich stellte mich in die Schlange und dachte eigentlich an gar nichts, aber da merkte ich plötzlich, dass vor mir jemand stand, der eine unglaubliche Energie nach hinten an mich abgab. Es war ein großer, kräftiger Mann mit einem energischen Hinterkopf und dichtem, schwarzem, leicht gelocktem Haar. Ich wurde ganz aufgeregt und schickte die Energie zurück, gegen den breiten Rücken. Vielleicht hatte der Prinzenexperte ja doch Recht! Und dieses schwarze lockige Haar! Ich wusste nicht, was ich tun sollte, denn Kontakte von hinten waren schwierig, dazu hatte der Paartherapeut nichts geschrieben, ich konnte ihn ja schlecht antippen und fragen: »Haben Sie die Möhrchen hier schon mal probiert?« Der Typ vor mir musste die Energie jedoch auch gespürt haben, denn völlig überraschend drehte er sich um. Mir wurde heiß und kalt! Und er lächelte mich freundlich an! Und – dafür, dass er vermutlich Mitte sechzig war, hatte er sich ziemlich gut gehalten.
    Ich schlich nach Hause und beschloss, Lila das Prinzenbuch bei der nächsten Gelegenheit zurückzugeben. Im Flur standen Herr Tellerle und Frau Müller-Thurgau. Beide grüßten mich leutselig. Offensichtlich war ich rehabilitiert.
    »Sie, Frau Praetorius«, sagte Frau Müller-Thurgau. »I hätt do mol a Frog. Mir dädad demnägschd da Sperrmill bschdella wella. Däded Sie au mitmacha wella?«
    Seit einiger Zeit gab es keine zentralen Sperrmülltermine mehr, weil man den polnischen Schlepperbanden die ausgedienten Kühlschränke und durchgesessenen Couchgarnituren nicht mehr gönnte. Ich hatte noch zwei kaputte Kühlschränke im Keller. Dem einen hatte ich mit dem Schraubenzieher beim Abtauen helfen wollen. Der andere hatte urplötzlich den Geist aufgegeben. Katastrophen-Gen.
    »Das ist eine hervorragende Idee«, sagte ich. »Ich habe zwei kaputte Kühlschränke, die ich loswerden will.«
    »Isch rechd«, sagte Herr Tellerle. »No trag is uff dr Amel-dekarte ai ond gäb Ihne no Bscheid, wanns soweid isch.«
    Ich machte mir eine zweite Tasse Kaffee, um mich von den morgendlichen Aufregungen zu erholen. Auf eine halbe Stunde mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr an. Dass Frau Müller-Thurgau und Herr Tellerle mich beim gemeinsamen Sperrmülltermin berücksichtigten, zeugte von einer geradezu unheimlichen Intimität. Hoffentlich luden sie mich nicht demnächst zum Kaffeeklatsch ein.
    Mittlerweile war es schon nach elf. Seit Freitag lag meine Auftragsliste brach. Es wurde Zeit, dass ich aus dem Haus kam. Ich hatte gerade meine Jacke angezogen, als das Telefon klingelte. Das war sicher Dorle. Ich ließ es läuten und war schon halb aus der Tür, als der AB ansprang.
    »Hello, sweetheart, this is Eric ...«
    Ich donnerte die Wohnungstür zu und raste zum Telefon. Cool bleiben. Keine Gefühle zeigen. Nicht bedürftig wirken.
    »Hallo Eric! Wie nett, dass du anrufst! Ich wollte grade zur Tür raus. Ich dachte schon, du meldest dich gar nicht mehr!« (
Neeiin!!)
    Eric lachte.
    »Keine Sorge. Ich war nur very busy. How are you?«
    »Mir geht’s prima, danke. Und es tut mir wirklich leid wegen Donnerstag.«
    »Forget it. No problem. Ich hätte nicht gedacht, dass du der Cannabis so schlecht verträgst.«
    »Cannabis? Welches Cannabis?«
    »Aber Darling, Wasserpfeife raucht doch jeder, der ein bisschen in der Welt herumgekommen ist, mit Cannabis anstatt mit Wasserpfeifentabak.

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